Unterschiedliche Erziehungsansicht

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Unterschiedliche Erziehungsansicht

Hallo Frau Ubbens, Ich bin noch ganz aufgewühlt, da es beim zubettgehen zwischen meinem Mann und meinem 26Monate alten Sohn zu einer fiesen szene kam. Thema und Ursache ist zweitrangig jedoch sind mein Mann und ich derart unterschiedlicher Erziehungsansicht, was mir dadurch erst deutlich wurde. Er benutzt dauernd die wenn-dann Keule (was ja fast noch okay wäre, wenn er nicht sogar meistens irgendeine drohung nennen würde, die er selbst nicht durchführen möchte “wenn du jetzt nicht kommst, gehen wir sofort nach hause“) Bei einem wutanfall tröstet er hinterher nur sehr kurz und erwartet dann, dass mein Sohn sich sofort beruhigt. Ich habe das Gefühl es geht meinem mann sehr ums gehorchen, und um das Machtgefälle, Kompromisse bieter er eigentlich fast nie an, wenn dann Belohnung fürs Gehorchen. Bitte nicht falsch verstehen, er macht auch vieles sehr liebevoll und richtig. Ich versuche ihn nicht zu kritisieren und schon gar nicht vor den Kindern. Ich versuche meine Ansichten einfließen zu lassen, wenn ich berichte, was bei mir gut geklappt hat. Ich versuche deutlich meine Haltung vorzuleben. Und wenn wir doch mal über Erziehung streiten, dann unterstellt er mir, keine Ahnung zu haben, obwohl ich diejenige bin, die schon seit drei Jahren die “Eltern“ abboniert und andere Artikel/Bücher gelesen hat (er ist Jurist, für ihn zählen nur wissenschaftliche Texte) Ich frage mich wirklich, wie ich damit umgehen soll, da mich seine Strenge manchmal auf die Palme bringt. Und manchmal mache ich mir Sorgen, dass die Kinder irgendeinen psychischen Schaden davon tragen. Haben Sie einen Tipp? Vielen Dank

von Forenfranzi am 25.09.2018, 21:18



Antwort auf: Unterschiedliche Erziehungsansicht

Liebe Forenfranzi, ich kann mich meiner Vorrednerin anschließen. Sprechen Sie mit Ihrem Mann und erklären ihm Ihren Standpunkt. Er darf dafür natürlich auch seinen Standpunkt erläutern. Vielleicht können Sie sich bei einigen Dingen in der Mitte treffen. Ansonsten schadet es Kindern nicht, unterschiedliche Erziehungsstile kennenzulernen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 28.09.2018



Antwort auf: Unterschiedliche Erziehungsansicht

Es wäre dennoch nicht uninteressant zu wissen, was du mit "fieser Szene" meinst. Unterschiedliche Ansichten zur Erziehung haben die meisten Eltern ;-) Die Frage ist ja vielmehr ob sich diese ganz grundsätzlicher Natur sind oder sich eher darin äußern, dass Papa manche Dinge eben anders macht Mama. Und gerne meinen Mamas (ich nehme mich da nicht aus :-), dass sie es natürlich besser wissen als Papa. Der ist ja auch arbeiten, der weiß doch gar nicht, wie sein Kind wirklich tickt, der hat ja noch nie miterlebt wenn usw Kinder müssen nicht von beiden Elternteilen genau gleich erzogen werden bzw. die Dinge müssen nicht genau gleich ablaufen. Im Gegenteil ist es doch sogar gut, wenn auch mal Alternativen zum Mama-Verhalten kommen. Und Eltern dürfen auch ruhig mal wirklich unterschiedlicher Meinung sein :-) Du schreibst etwas von Macht ausüben, gehorchen, wenn-dann-Keule: was genau meinst du damit? Was ist für dich gehorchen bzw. in welcher Situation geht es um gehorchen? Was bietet dein Mann ihm dafür an? Die Ankündigung "wenn du nicht aufhörst, gehen wir nach Hause" habe ich selbst auch schon verwendet und dann auch durchgezogen. Beim Bäcker, weil Kind (damals auch noch keine 3) ein Riesentheater veranstaltete, weil er unbedingt ein Caprisonne wollte und dafür auch ständig den Kühlschrank aufriss und rumtobte. das ist auf keinen Fall so gemeint, das ich deinen Mann in Schutz nehmen will - mir ist nur nicht so ganz klar, welche Situationen du meinst bzw. womit er besticht statt zu motivieren oder droht, statt konsequent zu sein.

von cube am 26.09.2018, 08:10



Antwort auf: Unterschiedliche Erziehungsansicht

Natürlich mache ich es richtiger ;-) Vielleicht bin ich einfach nur hormongesteuert (hab vor 3Monaten ein baby bekommen)... Es ging ums Zähne putzen, waschen und wickeln. Nur gekreische und grobes festhalten. Mein Mann hat die szene provoziert, indem er den Kleinen beim spielen “überfallen“ hat. Wenn-dann habe ich auch schon gemacht, aber die logischen Konsequenzen auch durchgezogen und dabei habe ich unseren Sohn nicht aus dem Blick verloren (seine Gefühle).

von Forenfranzi am 26.09.2018, 11:27



Antwort auf: Unterschiedliche Erziehungsansicht

Ich würde sagen, du solltest noch mal in Ruhe mit deinem Mann sprechen. Oft sind sie bei diesen Dingen, die sein müssen, einfach pragmatischer. Eben nach dem Motto "muss doch sein, was soll ich da jetzt noch groß den Kasper machen". Das ist auch nicht immer so verkehrt - manchmal sind wir Mama´s da unnötigerweise viel drauf bedacht, es möglichst angenehm für´s Kind zu machen und gewöhnen es so auch ein bisschen daran, das eben nichts einfach mal so gemacht werden muss :-) Tatsächlich ist in dem Alter waschen, wickeln, Zähneputzen ja bei den meisten Kindern nicht gerade angesagt (war bei uns auch so). Ihn aus dem Spiel herauszuziehen ohne Ankündigung ist natürlich nicht gerade taktisch gut geeignet, um ein möglichst kreischfreies wickeln hinter sich zu bringen. Ich glaube aber dennoch, das die unterschiedliche Handhabung solcher Dinge ein Kind nicht eine Krise stürzen wird. Blöd sind Ankündigungen, die dann nicht umgesetzt werden. Frag deinen Mann doch mal, ob er jemanden ernst nehmen würde, der etwas ankündigt und dann doch nicht einhält ;-) Da müsse er sich ja dann nicht wundern, wenn Kind denkt, dass das eh nur ein Scherz war. Und klar sollte er nur Konsequenzen ankündigen, die er auch selber durchziehen kann und will.

von cube am 26.09.2018, 12:24