Liebe Frau Schuster Ich wohne in der Schweiz. Bei uns ist es so, dass Kinder eingeschult werden, die zwischen Mai und April geboren sind. Eine Nichteinschulung muss schriftlich beantragt und von den kantonalen Behörden bewilligt werden. Mein Sohn ist am 23. April 2001 geboren. Nach längerem Abwägen, habe ich mich für die „normale“ Einschulung entschieden. Hauptsächlich, weil er die sozialen Kontake nicht verlieren sollte und er sich eigentlich schon immer an den Grösseren orientiert hat. In der Klasse gibt es zudem 2 weitere sogenannte April-Kinder sowie 2 vom März und 2 vom Februar. Er ist meiner Meinung nach dort sehr gut aufgehoben. Vom KiGa war man mit der Einschulung nicht ungedingt einverstanden. „Es ist ein April-Kind, Erstgeborenes und erst noch ein Junge.“ Da er vom Sozialen her aber sehr stark war, stimmte man der Einschulung zu. Enea befindet sich mittlerweile in der 2. Klasse. Die erste hat er sehr gut gemeistert. Seine Aufgaben und Schulhefte habe ich immer besonders gut durchgesehen (hätte ich wohl auch sonst gemacht ;o) und mit ihm geübt, sobald ich gemerkt habe, dass ihm etwas ein bisschen mehr Mühe bereitet. Da er der jüngste ist, dachte ich, es ist für ihn besonders wichtig auf Erfolgserlebnisse aufzubauen. Ich muss dazu sagen, dass er auch immer gerne mitgearbeitet hat. Ich hab ihm selber ein paar Aufgaben erstellt und er hat sie gerne gelöst und war super stolz, dass er es dann so gut konnte. Zur Belohnung haben wir aber dann jeweils während der Schulferien keinen Finger gekrümmt. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Entscheid richtig war und jetzt noch ist. Das er evtl. eine Klasse wiederholen muss schliesse ich nicht aus und ich hätte auch keine Mühe damit. Vom Charakter her würde ich meinen Sohn im groben folgendermassen beschreiben. Aeusserst sensibel und aufmerksam, selbstkritisch, gerechtigkeitsliebend, sehr stur. Mit diesen Eigenschaften macht er es sich oftmals nicht sehr leicht und er steht sich manchmal selber im Wege. Letzte Woche hat mich die Lehrerin angerufen und mir mitgeteilt, es sei seit Weihnachten ein paar Mal vorgekommen, dass er im Unterricht weint und völlig „abstellt“. Er vergräbt sein Gesicht hinter seinem Arm, lässt nicht mit sich sprechen. Die Lehrerin meint, es wäre typisch für unreifes Verhalten – typisch April-Kind eben. Hier ein konkretes Beispiel, das mir die Lehrerin erzählt hat: Während dem Turnunterricht wurde „Fänger und Gejagte“ gespielt. Dabei sind ca. 5 Kinder mit farbigen Bändeln versehen, welche die anderen Fangen müssen. Fänger sein ist sehr beliebt. Sein bester Freund hatte das Glück einen Bändel zu erhaschen und hat meinem Sohn gesagt, dass er ihm diesen beim nächsten Wechsel übergeben werde. Nun hat es sich dieser während dem Spiel offenbar anders überlegt und hat einem anderen Kind den Vorrang gegeben. Mein Sohn ist daraufhin weinend in den Geräteraum „geflüchtet“. Die Lehrerin hatte offenbar die grösste Mühe ihn dort wieder herauszuholen. Andere Beispiele gehen in eine ähnliche Richtung. Nun frage ich mich. Sprechen wir hier tatsächlich von unreifem Verhalten? Ich erziehe meine Kinder zur Ehrlichkeit und Verantwortung. Und dazu gehört auch, dass man seine Versprechen einlöst. Da mein Sohn extrem sensibel ist, denke ich, er war vom Verhalten seines Freundes verständlicherweise einfach sehr enttäuscht. Und darf man heute mit 7 Jahren denn nicht mehr als kleines Kind bezeichnet werden ??? Mit meinem Sohn habe ich schon gesprochen und einige Punkte konnten wir – so denke ich bereits klären. Wie kann ich meinen Sohn unterstützen, damit ihm solche Vorfälle nicht nicht gleich "das Herz zerreissen". Ich bin froh, wenn sie mir zu den obigen Punkten Ihre Gedanken mitteilen. Die April-Kind-Masche kann ich bald nicht mehr hören und ich weiss manchmal gar nicht mehr, was ich dazu sagen darf. Herzlichen Dank Brigitte
Mitglied inaktiv - 28.01.2009, 18:53