Überall Stunk machen?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Überall Stunk machen?

Mein 4-jähriger Sohn Lennard geht zur Zeit voll auf Provokation. Er provoziert Streit, stiftet dazu an, schubst, beißt, haut. Auch die Erzieherinnen im Kiga, mich und seinen Babybruder. Mir ist schon klar, dass es für ihn nicht leicht ist, seit einem dreiviertel Jahr einen Bruder zu haben (der auch ziemlich anspruchsvoll ist). Und dass sein Papa neuerdings beruflich viel unterwegs ist und ihm sehr fehlt, hat sicher auch damit zu tun. Aber so kann es auch nicht weiter gehen, ich denke, Verständnis allein wird uns nicht helfen. Ich werde auch immer ungeduldiger mit ihm und bin auch schon manchmal recht grob zu ihm, was ich eigentlich gar nicht möchte. Lennard war mal ein ganz pflegeleichtes Kind, ohne Trotz- und Fremdelphase. Kann es sein, dass er diese Abgrenzungsschritte jetzt nachholt? Wie kann ich ihm denn fair begegnen und ihm seine Grenzen zeigen ohne meine dauernd übertrampeln zu lassen? Vielen Dank und viele Grüße Ulla

Mitglied inaktiv - 07.12.2000, 23:54



Antwort auf: Überall Stunk machen?

Hallo Ulla Was Sie jetzt brauchen, sind Nerven wie Drahtseile! Verhalten Sie sich Lennard gegenüber möglichst konsequent, aber liebevoll und gelassen. Schubst, beisst oder haut er, sagen Sie ihm, dass Sie das nicht zulassen. Begründen Sie auch, warum nicht, und bieten Sie ihm eine Alternative an, wie z.B. streicheln, singen, in die Hände klatschen. Erklären Sie ihm, dass dann alle "Gegner" sich über ihn freuen werden, anstatt ihn zu meiden. Loben Sie ihn lieber einmal zuviel als zuwenig, wenn er sich positiv den Anderen gegenüber verhält. Bewahren Sie Ruhe! Ändert er sein Verhalten nicht, treffen Sie mit ihm eine Absprache, damit er weiss, womit er nach seinem negativen Verhalten zu rechnen hat. Z.B. kann er, wenn er schubst und beisst, nicht mit seinem Bruder gleichzeitig im Wohnzimmer sein, da es dann nur Ärger geben würde. Also muss er dann allein in seinem Zimmer spielen. Er kann keinen Nachtisch bekommen, da Sie nicht wissen, ob er es im nächsten Moment seinem Bruder oder Ihnen ins Gesicht wirft, o.Ä... Dieser vorübergehende verstärkte Liebesentzug wird ihm zu denken geben.- Versuchen Sie ihn aber auch stolz werden zu lassen, indem Sie ihm kleine Aufgaben zukommen lassen, die sein Bruder noch nicht kann. Fragen Sie ihn um Rat, wenn es darum geht, was eingekauft werden soll, welche Kleidung angezogen werden sollte, ob das Badewasser, bzw. das Fläschchen für den Bruder die richtige Temperatur hat, usw. So hat er das Gefühl anerkannt und akzeptiert zu sein, obwohl sein Bruder soviel Zeit beansprucht. Er wird sich als "Grosser" geehrt fühlen, seinen Bruder und auch Sie "beschützen" und unterstützen zu können.- Als Belohnung und zu Ihrer Entlastung ist es vielleicht möglich, ihn in einer Sportgruppe anzumelden oder einen Schwimmkurs machen zu lassen; eben weil er schon so gross und verständnisvoll ist? So hätte er etwas, was nicht alle haben, und er wird sehr stolz darauf sein. Probieren Sie`s aus und: starke Nerven!!

von Christiane Schuster am 08.12.2000