Träumer

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Träumer

Sehr geehrte Frau Schuster, heute benötige ich einmal pädagogische Hilfe. Mein Sohn ist 6 Jahre alt, frisch in die Schule gekommen und im Grunde ein fröhliches, aufgewecktes und wissbegieriges Kind. Aber, trotz seiner Vitalität neigt er zum Träumen. Da kann das Abendessen schon mal 45min dauern oder das morgendliche Anziehen zum Endlos-Marathon werden. Auch seine Lehrerin sagte mir bereits, er würde "immer gemütlich vor sich hin wursteln und sein Ding machen". Es ist, als lebe er manchmal in einer völlig anderen Welt. Meist ist er in dieser "Phase" nicht mal richtig ansprechbar. Er hat keinerlei Konzentrationsprobleme, er kann sich sogar sehr ausdauernd mit etwas beschäftigen. Wenn er liest (er liest, seit er 3 ist), ist er völlig versunken. Nur, wie kann ich diesen kleinen Träumer zu mehr Geschwindigkeit bringen? Wie geht man am besten damit um? Sie können sich sicher vorstellen, dass wir gerade frühs manchmal richtig unter Zeitdruck geraten. Dabei stehen wir ja beide schon sehr früh auf, um auch ja genügend Zeit zu haben. Ich habe es schon mit Belohnung versucht - klappt nicht (lockt wohl nicht), Strafen auch nicht. Manchmal mache ich mir schon Gedanken darüber, ob dieses "Abtauchen in eine andere Welt" wirklich noch so normal ist. Was meinen Sie dazu? Freundliche Grüße snoopy

Mitglied inaktiv - 12.10.2009, 21:12



Antwort auf: Träumer

Hallo Snoopy Um medizinische Ursachen zuverlässig ausschließen zu können empfehle ich Ihnen, über Ihre Beobachtungen und auch Die der Lehrerin einmal mit dem behandelnden Kinderarzt zu sprechen und ggf. Ihren Sohn von einem (erfahrenen) Kinder-Psychologen testen zu lassen. Nicht selten geschieht es, dass Kinder immer wieder "angetrieben" werden, obwohl eigentlich eine Wahrnehmungsstörung vorliegt, die gezielter Behandlung bedarf. Kennen Sie das Buch "Langsam und verträumt"? Nachfolgenden Kommentar des Autors fand ich bei Amazon: Der Autor über sein Buch Die Träumer fallen zu spät auf Hyperaktive Kinder mit ADS sind unbequem, vorlaut, grenzenlos und vor allen Dingen sehr auffällig. Man kommt nicht daran vorbei, sie zu bemerken. Hypoaktive Kinder dagegen sind still und verträumt, sie können sich sehr gut alleine beschäftigen und sind in ihrer eigenen Welt oft stundenlang glücklich und zufrieden. Erst mit konkreten Leistungsanforderungen bekommen sie ihre Probleme. Manchmal schon im Kindergarten, oft aber erst in der Schule. Das süße Träumerchen und seine Eltern werden plötzlich mit der Welt der Leistungsanforderungen, der Gruppenregeln und einer Verhaltensnorm konfrontiert, die sie erschreckt und schon nach wenigen Schuljahren an ihre Grenzen bringen wird. Das verträumte, verspielte und versunkene Schulkind findet keinen Kontakt zu Mitschülern, "versagt" bei Klassenarbeiten und Hausaufgaben und fühlt sich bald ungeliebt, nutzlos und dumm. So weit darf es nicht kommen! Lehrer, Eltern und andere Kinder können viel dafür tun, dass sich das hypoaktive Kind mit ADS nicht alleine und ausgeschlossen fühlt. Das Buch vermittelt im 2. Teil eine Methode, mit der sich Kinder nach und nach selber besser "im Griff" haben und ihre Aufmerksamkeit lenken lernen. Versuchen Sie bitte einmal, das morgendliche Aufstehen spielerisch zu gestalten, wie z.B. in einem lustigen Wettspiel. Beziehen Sie Ihren Sohn während der Mahlzeiten in ein Gespräch mit ein, sodass er gar keine Zeit zum Träumen findet. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 13.10.2009