Liebe Frau Schuster,
vor ein paar Tagen hatte ich Ihnen freudig geschrieben, wie problemlos die Eingewöhnung von Leonard (21Mo) geklappt hat.
Gestern holte ich ihn ab, es war der 3. "lange" Tag (8h00-14h30, immer mit Abstand, also montags und donnerstags) und die Tagesmutter bat mich um ein Gespräch. Sie sagte, es sei "schrecklich" gewesen, wie die Tage vorher auch (das wußte ich nicht!) aber zunächst dachte sie, es läge nur daran, das Leonard sich noch eingewöhnen müsse.
Sie beschrieb ihn so:
kaum bin ich aus der Tür (er winkt, sagt Tschüss und weint nicht) steht er an der Tür und wartet. Und wartet und wartet und wartet.
Er spricht nichts (!), wenn ich nicht da bin, fasst kein Spielzeug und beachtet die anderen Kinder (ausser ihm noch zwei, zwei bzw ein Jahr alt) nicht und lässt sich zu nichts animieren. Er weint auch nicht, sondern steht nur stumm und völlig verloren im Haus rum, vorwiegend an der Tür. Auch im Garten, der eher einem kleinen Spielplatz gleicht, spielt er nicht, sondern läuft zum Tor und steht dort und wartet.
Damit er es nicht so schwer hat, hat sie ihn viel getragen, das lässt er wohl zu, aber sie sagte, dass er völlig verloren sei.
Ich möchte betonen, dass ich die TM klasse finde, ihr vertraue und sicher bin, dass sie ihr Möglichstes getan hat und ich bin froh, dass sie so ehrlich ist. Sie sagte, sie würde ihn weiter betreuen, aber wenn er ihr Sohn wäre würde sie ihn aus der Betreuung raus nehmen.
Das habe ich auch getan.
Zwar wirft das meine beruflichen Pläne und Verpflichtungen absolut und in Gänze über den Haufen, aber natürlich geht das Wohl meiner Kinder vor.
Ich frage mich (und Sie), was kann in diesen Tagen in dem Kleinen vorgegangen sein, dass er klaglos, aber sichtlich todunglücklich die Tage hinter sich gebracht hat? Und woran liegt das, dass er sich dort offensichtlich nicht mal wohl genug fühlt, um ein Wort zu sagen oder zu weinen? Er kann schon gut sprechen und ist ein fröhlicher Junge.
Ich muss dazu sagen, dass er ab und zu in Emmas Kindergarten bleiben darf (allerdings in einer anderen Gruppe als Emma), für ca. 2 Stunden und dort ist er total normal. Er fragt ab und zu nach mir (ich bin dann in Besprechungen IM Kindergarten, aber das weiß er nicht so genau), aber lässt sich dann schnell von den anderen Kindern (welche ja in der Anzahl viel mehr sind als bei der TM) ablenken.
Ausserdem wüßte ich gerne von Ihnen, ob Sie vermuten, dass er durch die 3 langen unglücklichen Tagen seelischen Schaden genommen hat?
Zuhause, bzw eigentlich sobald ich dort bin und auch auf der Heimfahrt, wirkt er völlig normal.
Ich sorge mich, dass die Situation etwas in ihm "kaputt" gemacht hat, es wäre für mich leichter zu wissen, dass er gebrüllt hat oder sich sonst wie geäußert.
Danke für Ihre Meinung zu diesem Thema und ein schönes Wochenende
Esther K
Mitglied inaktiv - 13.02.2009, 13:06
Antwort auf:
Tagesmutter hat doch nicht geklappt
Hallo Esther
Erst jetzt kann ich Ihnen antworten, da ich gestern auf der Didacta in Hannover war und dort viele neue Eindrücke und Materialien sammeln konnte.
Da Kleinkinder meist recht lange brauchen um sich von einer Situation auf die Nächste umzustellen denke auch ich, dass Sie bei einer Absage des Kiga die Eingewöhnung bei der TaMu täglich und behutsamer gestalten sollten. Die dortige Anwesenheit können Sie später dann immer noch lockern und Ihren beruflichen Gegebenheiten anpassen. Planen Sie dann nach Möglichkeit eine ca. 4-wöchige Gewöhnungsphase ein, während Der Sie ca. 14 Tage komplett mit anwesend sind.
Dass Ihr Sohn bei der TaMu nicht geweint sondern "nur" apathisch an der Tür gestanden hat liegt vermutlich daran, dass er "die Welt nicht mehr verstanden" und seine sichere Orientierung komplett verloren hat. Er weiß, dass er sich auf Sie und Ihre Hilfe voll und ganz verlassen kann und erwartet, dass Sie jeden Augenblick zur Tür hereinkommen werden. Diesen Augenblick möchte er auf keinen Fall verpassen, wenn er spielt.
Die Zeit bis zum Sommer wird ihn das unangenehme Erlebnis bestimmt vergessen lassen, wenn Sie ihn darüber informieren, dass Sie Alles versuchen werden, damit er wie Emma auch in den Kiga gehen darf.
Ein halbes Jahr Entwicklung ist für ein Kleinkind eine sehr lange Zeit, wie Sie selbst ja wissen:-) . Ggf. wird er es dann auch einsehen, dass Sie ihm wenigstens ein Spielen in einer kleinen Gruppe ermöglichen möchten, da Sie zu Hause auch nicht immer Zeit für ihn haben.
Einen seelischen Schaden wird Leonard meiner Ansicht nach nicht nehmen, wenn Sie ihm erklären, dass Sie sich geirrt haben und ihm eigentlich nur das Spielen mit anderen Kindern ermöglichen wollten, wie Emma im Kiga auch spielen darf.
Auch Ihnen ein erholsames Wochenende aus dem tief verschneiten Sauerland und liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 14.02.2009
Antwort auf:
Tagesmutter hat doch nicht geklappt
Bin gerade zufällig in dieses Forum gekommen, weil ich mich verklickt habe. Ich bin selber TAMU. Eine andere TAMU, eine Bekannte von mir hat auch so ein Kind. Die Kleine ist schon 4 mon. bei ihr, sie stand sprachlos im KIZI, spielte nicht und bewegte sich nicht. Sie haben es jetzt so geregelt, dass die Mama immer jeden 2. Tag wieder mit dabei ist. Die Kleine taut dann auf und am nachfolgenden Tag ohne Mama klappt es wieder etwas besser. Ich denke allerdings grundsätzlich, dass man nach 3 Tagen noch garnichts sagen kann. Der Kleine ist halt erstmal verwirrt und muss erst realisieren, dass er jetzt seine Tage bei der TAMU verbringt. Ich würde ihm Zeit lassen. Ich denke, jedes Kind verarbeitet so eine Erfahrung anders. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, manche weinen beim Abgeben, manche beim Abholen, manche garnicht und manche schlafen unruhig. Jedes Kind ist anders und wenn Du der TAMU vertraust und sie nett kompenent ist, wird es sicher klappen.
Mitglied inaktiv - 13.02.2009, 18:29
Antwort auf:
Tagesmutter hat doch nicht geklappt
Müssen denn Lücken zwischen den Betreuungstagen sein? Ich meine also nicht Montag und Donnerstag, sondern besser 2 Tage hintereinander.
Mein TaMu nimmt kein Kind das nicht 3 Tage hintereinander bei ihr ist.
Sie sagt die Kinder sind sonst irritiert und wissen nicht so genau wo sie hingehören. Sie sind nicht richtig zuhause aber auch nicht richtig bei der Tagesmutter.
Meiner ist über 4 Wochen bei ihr eingewöhnt worden. Erste Woche, 2 Stunden täglich, zweite Woche 3 stunden täglich, 3. Woche dann 4 Stunden täglich, 4. Woche dann 6 Stunden täglich, und dann volle 8 Stunden.
Er geht gerne hin, freut sich aber auch unbändig wenn ich ihn abends hole, da kommt er mir gleich entgegengekrabbelt.
Vielleicht hatten wir Glück, wir haben ihn mit 6 Monaten, also vor der Fremdelphase eingewöhnt.
Wäre denn die KiGa deiner Tochter ne Alternative für deinen Sohn? Oder geht das nicht.
Mitglied inaktiv - 13.02.2009, 20:33
Antwort auf:
Tagesmutter hat doch nicht geklappt
Danke für Eure Antworten!
Lücken MÜSSEN nicht sein, ich könnte meine Termine (bin Logopädin mit eigener Praxis) auch an zwei Tagen hintereinander legen, ICH dachte aber, das wäre zu viel und zwei "einzelne" Tage wären besser.
Von dem Kindergarten, wo er so gerne hingeht ab und zu, warte ich noch auf Zu-oder Absage für einen U3 Platz ab Sommer, aber die Chancen stehen leider schlecht wegen der großen Nachfrage.
Die Eingewöhnung war auch nur so schnell, weil es so problemlos zu klappen SCHIEN, eben ohne Weinen und Gebrüll.
Ich glaube, ich warte nun auf die Antwort vom Kindergarten. Fällt diese positiv aus, werde ich die 5 Monate bis August irgendwie überbrücken, damit er sich nach einem halben Jahr nicht wieder an jemand mehr oder weniger neues gewöhnen muss.
Bekommen wir eine negative Antwort, dann werde ich wohl die Eingewöhnung noch mal neu und viel viel langsamer starten.
Und mit den zwei Tagen hintereinander spreche ich nochmal mit der TM, ob sie da ähnliche Erfahrungen hat.
Nochmal vielen Dank für Eure Antworten und ein schönes Wochenende
Esther
Mitglied inaktiv - 14.02.2009, 09:00