Stimmt was mit meinem Sohn nicht?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Stimmt was mit meinem Sohn nicht?

Hallo Frau Ubbens, Ich bin am Ende meiner Nerven. Mein Sohn (17 Monate) ist extrem anstrengend. Er ist mein erstes Kind, daher zweifel ich oft an mir selber und verstehe nicht was ich falsch mache. Seit ca. 3 Monaten hat er jeden Tag extreme Wutanfälle. Er rastet bei einer Kleinigkeit aus. Sobald ich zu etwas "Nein" sage oder sein Wille nicht sofort geschieht, schreit er solange bis er fast blau anläuft. Er kneift, beißt und schlägt mich. Ihm ist es egal wer gerade vor ihm steht, er greift jeden an. Er war seit seiner Geburt schon immer ein Meckerkind, auch wenn es schwer war den ganzen Tag Geheule und Geschreie anzuhören, bin ich sonst immer gut klar gekommen. Aber jetzt bin ich wirklich am Ende. Ich gehe immer raus mit ihm, damit er sich austoben kann. Aber es bringt nichts. Allein beschäftigen kann er sich nur ganz kurz oder wenn ich dabei sitze. Sobald ich den Haushalt machen möchte, klebt er mir am Bein. Er hat leider gar kein Kontakt zu gleichaltringen. Daher kommt er auch mit anderen Kindern überhaupt nicht klar. Die werden sofort gehauen und gekneift. Wenn ich ihm sage, das ich das nicht möchte und er damit aufhören soll, geht das Theater los, egal wo ich bin. Mittlerweile gehe ich ungern mit ihm zu Freunden und Familienmitglieder, da ich ständig dargestellt werde, als ob ich ihn nicht im Griff hätte. Ich würde mich provozieren lassen und ihn verwöhnen und er bräuchte mal den A*** voll. Verstehe nicht wie man so denken kann. Bei seinen Anfällen, lass ich ihn schreien und ignoriere ihn, bis er sich wieder beruhigt und von sich selber aus zu mir kommt. Ich weise ihn dann nicht ab, sondern tröste ihn. Ich bin auch mal "ausgetickt" und habe leicht zurück gekniffen oder habe ihn angeschrien, als er mich so angebrüllt hat. Es hat ihn alles gar nicht interessiert. Wenn ich so tue, als ob ich weinen würde, weil er mich gehauen oder gebissen hat. Dann werde ich von ihm ausgelacht. Ich weiss nicht mehr weiter. Ihn zurück zu schlagen, so das es ihm weh tut, kommt für mich aufkeinenfall in Frage. Er wird sehr liebevoll von mir und seinem Papa erzogen. Wir gehen auch immer auf seine Bedürfnisse ein und versuchen ihn zu vestehen. Er spricht auch kein Wort, außer "Papa". Könnten seine Anfälle auch damit zutun haben? Ich möchte immer so gerne mit ihm Sprechen üben, indem wir uns Bilderbücher oder so angucken. Aber er kann sich nicht mal eine Minute konzentrieren und still sitzen. Er ist sehr aktiv. Er will lieber immer das machen, was er nicht soll. Guckt mich dabei auch immer provozierend an. Ich weiß nicht mehr weiter und wäre Dankbar für Ratschläge und Tipps. Lg

von Özlem92 am 28.08.2018, 12:26



Antwort auf: Stimmt was mit meinem Sohn nicht?

Liebe Özlem92, mit Ihrem Sohn ist alles in Ordnung. Er hat vor einiger Zeit seinen eigenen Willen entdeckt und möchte diesen durchsetzten. Dass das nicht immer geht, ist ihm noch nicht verständlich. Sein Verhalten ist sein Ventil, um mit seinem Frust klar zu kommen. Bieten Sie Ihrem Sohn gerne Alternativen an, bevor Sie ein Nein aussprechen müssen oder lenken ihn ab. Nehmen Sie ihn beispielsweise mit in einen anderen Raum, damit er nicht mehr in der Nähe des "Neins" ist und sich schneller beruhigen kann. Wird er wütend und beißt und kneift, dann setzen Sie ihn auf Abstand, so dass er Ihnen nicht weiter weh tun kann. Bleiben Sie aber in seiner Nähe, so dass er sich nicht abgeschoben fühlt. Bieten Sie weiterhin Ihre Nähe an, wenn er sich trösten lassen möchte. Damit Ihr Sohn seinem Bewegungsdrang nachkommen kann und Kontakt zu anderen Kindern bekommt, besuchen Sie doch gerne mit ihm ein Eltern-Kind-Turnen und/oder eine Krabbel-/Spielgruppe. Mit seinen 17 Monaten kann Ihr Sohn noch nicht mitfühlend reagieren. Aus dem Grund lacht er, wenn Sie ein Weinen vortäuschen. Ihr Sohn muss sich keine Bilderbücher angucken, um Sprechen zu lernen. Reden Sie viel mit ihm. Erklären Sie ihm, was Sie gerade tun, spielen Sie mit ihm usw.. Auf diese werden Sie ihm auch die Sprache näher bringen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 29.08.2018