Sohn provoziert mich - "in lieb".

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Sohn provoziert mich - "in lieb".

Hallo! Mein Sohn (wird im Mai 3, kein Kindergartenkind), provoziert mich. Er steckt die Zunge raus (manchmal spuckt er dabei - also dieses Prusten, wenn sie wissen, was ich meine?!), kommt und haut mich, fasst mir an die Nase und sagt "Schnauze halten", sagt zu uns "blöde Mama/Papa"... Dabei ist er aber nie grob! Es ist zwar von der Bewegung ein hauen, aber es ist echt sanft. Er ist auch nicht laut, wütend, traurig oder sonstwas. Er grinste dabei. Provokation halt. Es ist alles ein riesengroßer Spaß... Ich weiß nichtmal, woher er so ein Vokabular hat?! Und dazu kommt noch: Fremde Leute sprechen ihn an und er so "Bla bla bla bla!". So redet hier niemand mit irgendwem! Das regt mich auf, dass er zu höflichen Menschen so ist! Wir stehen da wie die Asis, wenn er das macht, dabei gibt es zu Hause einen freundlichen Umgangston. Er trotzt schon, aber eigentlich stört mich nur das hier beschriebene. Wir respektiere ihn, wenn er keine Nähe will, zwingen wir ihn nicht. Festhalten gibt es nur beim Zähne putzen, und da auch nur die ersten 10-20 Sekunden. Wenn er sagt "Mama raus gehen!" (Aus seinem Zimmer), gehe ich. Ist für mich okay und das weiß er. Es gibt keine Umarmung oder Küsschen etc gegen seinen Willen. Nie. Ich aber finde sein Verhalten respektlos und sage ihm das auch. Der Papa geht da natürlich konform und hat ihm natürlich auch so 10 x pro Tag gesagt, dass er zu Mama nicht so böse sein soll. Interessiert das Kind bloß nicht... Stattdessen weiterhin: Er spuckt, haut, "Schnauze halten"... Und dazu braucht es nicht Mal einen Anlass. Heute früh: Tür geht auf, er kommt rein, ich so "Guten Morgen mein Schatz!". Er? Fasst mir an die Nase "Schnauze halten!". Was macht man da? Ignorieren hilft nicht, erklären hilft nicht, schimpfen auch nicht. Es betrifft auch zu 95% nur mich als Mutter. Es ist verletzend. Langsam fängt es an, mir wirklich wehzu tun.es geht seit Monaten so und nichts ändert sich. Haben Sie noch Tipps?

von MeineGüte am 07.01.2019, 07:33



Antwort auf: Sohn provoziert mich - "in lieb".

Liebe MeineGüte, es klingt ein wenig so, als hätte sich die Situation insgesamt schon etwas zugespitzt. Für Ihren Sohn ist das gesamte Miteinander zum Spiel geworden. Aus dem Grund rate ich dazu, damit anzufangen, an dem "Hören" zu arbeiten und nicht "nur" an den Beleidigungen. Wenn Sie Ihrem Sohn etwas sagen, etwas von ihm möchten, ihm etwas verbieten müssen usw., gehen Sie zu ihm auf Augenhöhe. Knien Sie sich neben ihn und nehmen ihn an die Hand. Ein Beispiel: "Wir gehen dich jetzt waschen." Gehen Sie mit Ihrem Sohn an der Hand ins Badezimmer und waschen ihn. Ähnlich handeln Sie auch in anderen Situationen. Wichtig ist erst einmal, dass Sie die Dinge gemeinsam mit Ihrem Sohn erledigen. Er darf erfahren, dass Sie wirklich wollen, dass die angekündigten Dinge gemacht werden. Versuchen Sie, auch bei anfänglichem Protest Ihres Sohnes, ruhig zu bleiben. Er möchte die Oberhand haben. Er möchte der Chef in seinem Spiel sein. Das geht aber nicht immer. Beleidigt Ihr Sohn Sie oder haut Sie, wenn auch nur leicht, erklären Sie ihm, dass Sie es nicht möchten und entfernen sich im gleichen Raum ein wenig von ihm. Wiederholt er sein Verhalten, erklären Sie ihm, dass Sie es wirklich nicht möchten und aus dem Grund nun den Raum verlassen. Ihr Sohn darf erfahren, dass sein Verhalten ein Handeln hervorruft, das er sich so nicht vorgestellt hat. Die meisten Kinder im Alter Ihres Sohnes versuchen, ihre Eltern bzw. ihre engste Bezugsperson dazu zu bewegen, bestimmte Dinge zu tun. Auch dabei geht es darum, das Sagen zu haben. Wenn es die Situation zulässt, lassen Sie sich gerne für ein paar Minuten auf das Spiel ein. Als Gegenzug sozusagen, für die vielen anderen Situationen, in denen Ihr Sohn lernen darf, dass er nicht die Entscheidung treffen kann. Spielen Sie aktiv mit Ihrem Sohn. Bauen Sie gemeinsam Lego, malen gemeinsam Bilder, lesen ihm etwas vor usw.. Zeigen Sie ihm, dass er auch auf diese Weise viel Aufmerksamkeit bekommt. Gerne schaffen Sie auch einen Ausgleich, in dem Sie viel mit Ihrem Sohn nach draußen gehen. Auf dem Spielplatz, im Wald usw. können Sie und Ihr Sohn ausgelassen spazieren, klettern usw.. Zudem schafft viel frische Luft Entspannung für die Zeit im Haus. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 07.01.2019



Antwort auf: Sohn provoziert mich - "in lieb".

Ich nehme an, er geht aber vermutlich in eine Spielgruppe oder Kinderturnen oä und Freunde besuchen? Wo es auch Kinder mit älteren Geschwistern gibt? Da wird er sowas wohl aufschnappen. Kaum jemand der hier deswegen fragt gehört ja zu den Eltern, die zu Hause selbst so reden :-) Irgebdwo her muss er es ja haben. Jedes Kind hat diese Phase, in der Schimpfwörter und entsprechendes Verhalten ausprobiert werden. Meistens ohne zu wissen, was sie da eigentlich von sich geben. Ich würde ihn mal fragen - ganz neutral bzw. eher interessiert - wer denn sowas sagt. das bietet schon mal einen guten und nicht wertenden Gesprächseinstieg. Je nach dem kann man dann auch fragen, ob derjenige, der sowas sagt, das oft sagt, nur zu ihm etc. (das habe ich getan um zu erfahren, ob unser Kind eben geärgert wird oder ob es das normale Aufschnappen solcher Dinge ist). Und dann frag ihn doch mal, ob er weiß, was das denn bedeutet was er da so sagt. Ich wette er wird sagen "nö?". Dann kannst du ihm - ebenfalls neutral - erklären, das die Schnauze ja der Mund eines Tieres ist und er dich gerade sozusagen als Tier bezeichnet und das bei uns eine Beleidigung/unfreundlich ist und du das eben nicht möchtest. Dann würde ich darauf erst mal gar nicht reagieren. Denn das ist es ja, was so toll ist - die Eltern reagieren so schön jedesmal darauf :-) Fällt das weg, ist auch schon mal der größte Anreiz weg. Bzgl. des "Hauen" - er scheint ja zu wissen, dass man nicht weh tun sollte und du schreibst, er ist dabei nicht wütend/sauer. Ich denke, auch das ist ein austesten, was denn passiert. Hier würde ich auch mal fragen, wer sowas denn sonst noch macht und ebenfalls erklären, warum das nicht ok ist. Und dann würde ich - wenn er es denn wieder tut - ankündigen, den Raum zu verlassen/weiter von ihm weg zu gehen, weil du eben so nicht behandelt werden möchtest. Aber auch hier würde ich nicht jedes Mal ein Fass aufmachen und immer wieder auf´s Neue mit Erklärungen etc darauf eingehen. Ich gebe zu, mit noch nicht 3 ist er relativ jung für ein richtiges Gespräch, aber dennoch alt genug, das alles in einfachen, kurzen Erklärungen zu verstehen. Hüte dich vor jedes mal auf´s Neue ausufernden Erklärungen - da geht nach spätestens 1 Minuten alles zum einen Ohr rein und zum anderen raus ;-) Bzgl. "blöde Mama/Papa": normalerweise ist das ja lediglich der kindliche Ausdruck für "ich bin gerade nicht einverstanden mit dem, was Mama da tut/von mir will" etc. Das kann man dann zB genau so eben spiegeln. In dem du sagst "ich verstehe, du bist gerade sauer auf mich". So kann er lernen, seinen Unmut/Gefühle eben entsprechend zu äußern, ohne beleidigend zu werden. Tut er auch das eigentlich nur um zu sehen, wie ihr reagiert, würde ich das ebenfalls einfach mal nicht mehr beachten. Dann ist es ja das Gleiche wie mit "Schnauze halten" - er testet nur, wie ihr reagiert. Bzgl. fremde Menschen mit "blablabla": er scheint ja auch hier sehen zu wollen, was dann passiert. Gleiches Vorgehen wie oben. Fragen, woher/warum er das sagt, ob er weiß, was das heißt, erklären und mitteilen, dass du das nicht möchtest. Vielleicht auch mal fragen, wie er es fände, wen er dich etwas fragt und du so antworten würdest. ich kann verstehen, dass du dich unwohl fühlst, wenns o etwas passiert und dir Gedanken machst, was andere wohl denken könnten. Vergiss das! Nicht nur dein Kind macht so etwas und wer meint, ein 3-jähriger müsste perfekt erzogen sein, der hat halt selbst ein Problem. Kinder spüren außerdem sehr genau, wenn Eltern unter Druck stehen - bietet auch wieder einen tollen Anreiz, noch ein bisschen mehr aufzudrehen. Jetzt kommt das Mütter-Mantra: "es ist alles nur eine Phase" :-) Mit Ruhe, Geduld und guten Nerven übersteht ihr die ganz sicher.

von cube am 07.01.2019, 09:08



Antwort auf: Sohn provoziert mich - "in lieb".

Ich sollte erwähnen, dass wir alle möglichen (auch hier genannten) Tipps befolgen. Und, dass er auch sonst überhaupt nicht hört. Aber NUR bei mir. Ich weiß, ich bin die Mama usw, das ganze Zeug kenne ich. Es hilft nur nicht, da ich jeden Tag 10-12 Std mit ihm alleine bin. Hören wäre da schon gut. Aber anfangen will ich halt bei den Beleidigungen. Ich komme mir so unsagbar überflüssig vor mittlerweile... Weil seit Monaten nix nettes mehr kommt von ihm... Gestern bekam ich ein Küsschen auf die Wange. Freiwillig. Es war das erste seit ANFANG November. Ach und er verbreitet mir alles. Nicht singen, nicht tanzen, nicht iwo sitzen. Ich mach's trotzdem? Er weint 30 min. Aber naja, erstmal soll er das Beleidigen sein lassen. Wer will, kann mir zu dem Thema gerne eine PN schicken.

von MeineGüte am 07.01.2019, 13:16



Antwort auf: Sohn provoziert mich - "in lieb".

ok. Dann bin ich mal gespannt, was Frau Ubbens dazu sagt. Hat er Geschwister?

von cube am 07.01.2019, 14:50



Antwort auf: Sohn provoziert mich - "in lieb".

Nein. Er ist Einzelkind. Und er ist nur zu mir so. Und das immer. Eigentlich seit dem er geboren wurde. Er war, trotzdem ich ich den ganzen Tag betreue, nie ein Mama-Kind. Nur Papa.

von MeineGüte am 07.01.2019, 16:12



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Ja, das gibt es - die Papa-Kinder. Sieh es mal so: ansonsten ist es meistens der Papa, der richtigehend abgelehnt wird und nur Mama alles machen darf. Lieb hat dich dein Sohn dennoch! Aber ich verstehe, das es dich belastet und traurig macht. Aber irgendwoher muss er ja diese Dinge wie "Schnauze halten" haben. Von alleine kommt da ja kein Kind drauf. Kommt er denn bald in den KiGa? Unser Kind ging auch erst mit 3 und erst ab da fing sowas an wie "blöde Mama", "halt die Klappe" oder auch mal "Arsch" - alles, ohne wirklich zu wissen, was er sagt. Tut mir leid, einen echten Rat habe ich leider nicht für dich, wenn ihr bzw. du eh schon alles macht wie vorgeschlagen. Ich bin also auch sehr gespannt, was Frau Ubbens dazu sagt - gut, dass es die Fachfrau gibt!

von cube am 07.01.2019, 16:53