Sohn leidet unter "Kinderentzug"

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Sohn leidet unter "Kinderentzug"

Guten Tag Frau Ubbens, ich weiß langsam nicht mehr weiter. Mein Sohn (2 Jahre, 9 Monate) macht mir den Eindruck, dass er depressiv ist. Er hat nun schon länger keinen Kontakt zu anderen Kindern. Turnverein und Spielgruppe finden hier jetzt schon seit 5 Wochen nicht mehr statt. Vor 4 1/2 Wochen war er das letzte Mal bei seinem liebsten Spielfreund auf dessen Geburtstag. Seitdem wurde hier in NRW ja empfohlen die direkten Kontakte vorerst zu unterlassen. In die Kita ging er ohnehin nicht. Er sagt immer wieder, dass er auf den Spielplatz möchte, dass er zu "Noah" möchte oder dass er zum Turnen möchte. Ich versuche es ihm zu erklären, aber er versteht das "Warum" natürlich nicht so wirklich. Wir haben ihm schon einen eigenen Spielplatz im Garten aufgebaut. Aber wenn wir z.B. im Sandkasten spielen, dann fragt er doch wieder nach Noah. Mittlerweile hat sein Verhalten sich sehr verändert. Er ist oft traurig, kann nicht sagen warum. Er ist passiv, lustlos und aggressiv. Die kleinste Kleinigkeit führt zu einem riesen Drama - wenn ihm beim Essen z.B. etwas runter fällt, fängt er bitterlich an zu weinen, schmeißt sein Essen weg und teilweise ist er so am brüllen, dass er sich verschluckt und kaum noch Luft bekommt, was dann aber alles noch schlimmer macht. Wenn wir z.B. Bauklötze stapeln und einer fällt ihm hin, dann schmeißt er die ganzen Bauklötze nur noch in die Ecke, heult, setzt sich beleidigt in eine Ecke und sitzt dort teilweise eine Stunde. Jeder Versuch Kontakt zu ihm aufzunehmen wird dann mit Schlagen oder Treten quittiert. Das geht meiner Einschätzung nach über das normale Verhalten in der Autonomiephase hinaus - ich weiß aber nicht, was ich da machen soll. Wir gehen so oft es geht raus, machen viel - aber er scheint mir total unausgeglichen. Er hat auch zu nichts mehr Lust. Wenn ich frage was wir machen sollen, sagt er immer "Video gucken". Ich sage ihm dann, dass wir nicht den ganzen Tag Video gucken können und biete ihm Alternativen an - aber er sitzt dann nur wieder beleidigt in der Ecke und weint. Wenn ich mit ihm und seinen Bruder raus gehen will, muss ich ihn schon fast zwingen. Manchmal weint er dann auch die ganze Zeit nur und will wieder rein. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Haben Sie vielleicht einen Tipp? Ich kenne ihn so gar nicht.

von Ashey am 31.03.2020, 11:29



Antwort auf: Sohn leidet unter "Kinderentzug"

Liebe Ashey, gehen Sie mit Ihrem Sohn raus, so viel wie möglich ist. Sie schreiben, dass Sie mit Ihrem Sohn in den Garten oder mit dem Hund spazieren gehen. Weichen Sie von der üblichen Hunderunde ab. Wie wäre es, ihn Laufrad, Roller o.ä. fahren zu lassen, falls sie diese haben. Womöglich haben Sie in der Nähe einen Park, einen Wald oder zumindest eine Wiese, wo sich Ihr Sohn mit Ihnen gemeinsam ordentlich austoben kann. Spielen Sie mit ihm Fußball, klettern über umgefallene Bäume usw.. Ihr Sohn braucht Sie als Spielkameraden und Sie als kreativen Kopf, der das Rausgehen abwechslungsreich gestaltet. Auch in der Wohnung heißt es kreativ zu werden. Basteln, backen, Turnlandschaft aus Matratzen bauen, endlos lange baden dürfen usw.. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 01.04.2020



Antwort auf: Sohn leidet unter "Kinderentzug"

huhu, gab es evtl. in letzter Zeit auch eine deutliche Zunahme von "Video-Kucken"? Vieel Grüße

von zweizwerge am 31.03.2020, 12:54



Antwort auf: Sohn leidet unter "Kinderentzug"

Man kann manchmal echt nur den Kopf schütteln. Eine ganze Latte von Verhaltensweisen und Problemen und was wird rausgepickt, das Fernsehen, das in einem Halbsatz erwähnt wird.

von Schnecki2014 am 31.03.2020, 15:36



Antwort auf: Sohn leidet unter "Kinderentzug"

@zweizwerge: Nein, ein "mehr" gab es nicht. Er darf mittags 2 Folgen "Leo der Lastwagen" gucken, während ich das Baby ins Bett bringe. Es gab mal Ausnahmen dass er auch außerhalb dieser Regel mal 1 oder 2 Folgen am Nachmittag schauen durfte wenn er krank war - das war in der letzten Zeit aber nicht der Fall (das letzte Mal kurz vor Weihnachten). Auch ansonsten hat sich unser Tagesablauf eigentlich nicht geändert. Die einzige Änderung ist halt, dass wir Nachmittags jetzt jeden Tag "nur" raus gehen, wo ansonsten einmal die Woche Turnen, einmal die Woche Spielgruppe war und wir sonst mal zu Freunden oder zum Ponyreiten gefahren oder auf den Spielplatz gegangen sind oder ins Schwimmbad, wenn der Papa frei hatte. Stattdessen gehen wir jetzt "nur" mit dem Hund spazieren oder in den Garten. Aber darauf hat er halt jetzt häufig (nicht immer) gar keine Lust mehr :(

von Ashey am 31.03.2020, 17:57