Guten Tag Frau Schuster!
Unser Sohn ist 2 3/4 Jahre alt und ein sehr aufgeweckter kleiner Mann. Gedanken mache ich mir derzeit über sein sehr defensives Verhalten anderen Kindern gegenüber. Er lässt sich einfach ALLES von anderen Kindern gefallen:
- Er lässt sich alles wegnehmen.
- Er wehrt sich nicht, wenn er geschlagen oder geschubst wird, auch wenn die Kinder viel kleiner sind als er.
- Er behauptet sich nicht, wenn er als nächstes an der Reihe ist (wie z.B. auf der Rutsche o. ä.), sondern lässt dem von hinten drängelnden Kind sofort den Vortritt.
Ich habe Sorge, dass er demnächst im Kindergarten mit Pauken und Trompeten untergeht, da Kinder - wie man auch jetzt schon sieht - eine feine Antenne für die Schwachen haben und dieses auch ausnutzen. Ich habe unserem Sohn in den verschiedenen Situationen schon erklärt, wie er reagieren kann (z.B. das schlagende Kind an den Armen festhalten und laut sagen, dass er das nicht möchte oder auf der Rutsche sagen, dass jetzt erst er an der Reihe ist u. ä.). Leider setzt er dies nicht um. Haben Sie einen Tip für mich? Oder sollte man diesbezüglich gar nichts unternehmen?
Vielen Dank!
Silvia
Mitglied inaktiv - 28.11.2008, 09:13
Antwort auf:
Sohn lässt sich von anderen Kindern alles gefallen
Hallo Silvia
Da dieses defensive Verhalten auch medizinische Ursachen haben KANN, wie z.B. eine Hör- oder Sehschwäche, eine Wahrnehmungsstörung o.Ä., rate ich Ihnen, mit dem behandelnden Kinderarzt über Ihre Beobachtungen zu sprechen.
Versuchen Sie das Selbstwertgefühl Ihres Sohnes zu stärken, indem Sie immer mal wieder sein Können, seine Selbstständigkeit, seine Hilfsbereitschaft auch vor anderen Personen in seinem Beisein lobend erwähnen.
Um ihn auf den Kiga-Eintritt vorzubereiten, empfehle ich Ihnen den Besuch einer (sportlich oder musisch orientierten?) Eltern-Kind-Gruppe.
Liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 28.11.2008
Antwort auf:
Sohn lässt sich von anderen Kindern alles gefallen
Hallo Silvia,
mein Sohn wird im Dezember 3, ist also im gleichen Alter, und er kommt auch jetzt bald in den Kindergarten. Bis vor wenigen Wochen war Ben auch noch ganz genau so wie du deinen Sohn beschreibst. Statt sich zu behaupten anderen (auch kleineren) Kindern gegenüber, ließ er sich auch immer alles gefallen, wegnehmen, vordrängeln, und wenn er geschubst oder gehauen wurde, weinte er dass mir das Mutterherz blutete, wehrte sich aber null.
Ich habe da nichts gemacht, weil, was soll man machen, Kinder sind, wie sie sind!? Ich sagte ihm zwar dann immer, dass Weinen nichts hilft und dass er sich wehren muss, wenn er will, dass die Kinder damit aufhören, aber er blieb weiter immer eher defensiv, guckte sich lieber aus der Ferne an, wie andere spielten, wenn er sie noch nicht kannte usw.!
Tja, und jetzt? Jetzt ist er plötzlich komplett verändert, ohne dass ich dafür irgendwas tun musste. Vielleicht hat dieses immer wieder sagen, dass er sich wehren soll, doch gefruchtet, denn wir hatten vorgestern Schnuppernachmittag im Kindergarten, wovor mich schon graute - und da musste ich plötzlich meinen Sohn bremsen, der ohne Anlass unfreundliches Verhalten den anderen Kindern gegenüber zeigte, sobald sie sich ihm freundlich näherten. Er machte abwehrende Hau-Bewegungen und setzte sein "Ich guck dich ganz böse an"-Gesicht auf, au Mann, jetzt habe ich Angst, er macht sich da Feinde, weil ER von sich aus schon so böse auf die Kinder zugeht. Gestern beim Kinderarzt im Wartezimmer dasselbe, ein kleiner Junge kam freundlich auf ihn zu, er guckte ihn böse an und machte wieder seine Hau-Geste, der kleine Junge machte es ihm nach, da war Ben dann irritiert und gab ihm einen Luft-Kuss, und der Kleine lachte und küsste zurück.
Ich würde einfach abwarten. Du kannst höchstens spielerisch mit ihm zu Hause beim Toben trainieren, dass er sich wehrt, indem du ihn z.B. in deinem Arm festhältst und kitzelst und ihn erst loslässt, wenn er sich so dagegen wehrt, dass du denkst, in vergleichbarer Situation würde er ein gleichaltriges Kind so loswerden. Oder was wir mit Ben gemacht haben, Grimassen schneiden und dabei dann auch das "Guck mal so böse wie du kannst"-Gesicht trainieren. Manchmal hilft es auch, einfach den Kindern zu sagen, dass dieses und jenes Verhalten (z.B. anderen das Spielzeug wegnehmen, schubsen, schlagen usw.) nicht schön und auch nicht erlaubt ist, dann übertragen sie es auch auf Situationen, wo ihnen das selbst geschieht und wissen, das was das Kind da jetzt macht ist nicht gut, und dann wehren sie sich auch eher mit Wort und Tat.
So oder so musst du aber warten, bis bei deinem Sohn selbst die Hutschnur platzt und es ihm zu viel wird, vielleicht hat er einfach nur ein dickes Fell und es macht ihm gar nicht so viel aus, zurückzustecken, aber wenn das dann eines ausnutzt, wird er sicher auch irgendwann an den Punkt kommen, wo es ihm zuviel wird und er ausrastet. Kann er sich denn Zuhause bei Euch gut durchsetzen, hat er seine Böckchen, will den Willen durchsetzen bei dir/Euch usw.? Wenn ja, dann würde ich mir keine Sorgen machen, denn dann siehst du ja, er KANN anders, wenn er will.
LG
Claudia
Mitglied inaktiv - 28.11.2008, 09:47
Antwort auf:
Sohn lässt sich von anderen Kindern alles gefallen
Liebe Claudia,
vielen lieben Dank für Deinen Beitrag.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass unser Sohn bislang zu behütet aufgewachsen ist. Er ist immer regelrecht entsetzt, wenn ihm jemand "auf die Pelle rückt", in dem er ihn schubst oder ihm etwas entwendet. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass er ein Einzelkind ist und bisher keinem hartnäckigen Konkurrenzkampf ausgesetzt gewesen ist. Geschwisterkinder haben es in dieser Hinsicht wohl etwas einfacher. Deinen Tip, spielerisch das Erwehren zu üben, werde ich ausprobieren. Vielleicht gibt ihm das ja etwas Sicherheit für den Umgang mit anderen Kindern.
Viele Grüße
Silvia
Mitglied inaktiv - 28.11.2008, 11:08
Antwort auf:
Sohn lässt sich von anderen Kindern alles gefallen
Hallo noch mal,
wenn dein Sohn bisher wenig Kontakt mit Gleichaltrigen hatte, kann das natürlich zu Unsicherheiten führen. Um so wichtiger, als Eltern dann spielerisch sich auch öfter mal auf Kindebene zu begeben, mit ihm toben, rangeln, fangen spielen, verstecken und erschrecken, was kleine Kinder halt so machen, einfach zeigen, dass es nichts schlimmes ist, wenn es mal lauter ist, man mal schreit und tobt und verrückt spielt. Mein Sohn ist ja auch bis vor kurzem Einzelkind gewesen und so ein Baby ist ja auch keine Herausforderung jetzt für ihn.
Ansonsten erkundige dich doch mal bei Eurem örtlichen Sportverein nach Kinderturnen. Wenn die da sowas machen, würde ich mit meinem Sohn an deiner Stelle regelmäßig da hingehen. Sicher hilft es seinem Selbstbewusstsein, mit anderen Kindern zusammen seine körperliche Motorik, Geschicklichkeit und Kraft zu trainieren.
Es ist aber immer so, dass es auch Menschen gibt, die von Kind an einfach immer zurückhaltender und scheuer sind, wenn das so ist, dann muss man es auch akzeptieren, man kann es nicht anders erzwingen. Ich war auch so als Kind, habe wegen jedem Pups geheult und mir alles gefallen lassen, meine Mutter sagte auch oft "wehr dich", aber ich konnte nicht, ich hatte einfach immer zu viel Angst. Dieses Verhalten habe ich mir dann erst selbst bewusst abgewöhnt, als ich von der Grundschule aufs Gymnasium kam, da habe ich mir geschworen, es zu nutzen, dass mich da keiner kennt und wollte da einfach nicht mehr die festgefahrene Rolle der Heulsuse spielen. Und das ist mir dann auch gut gelungen. Aber das muss dann aus einem selbst kommen, man kann es nicht erzwingen.
Sei einfach nur für deinen Sohn da, wenn er Trost und Zuspruch braucht, und stärke sein Selbstbewusstsein, wo du nur kannst, lass ihn dir helfen, wo er kann, auch wenn alles länger dauert als ohne seine "Hilfe", lobe ihn viel, ermuntere ihn, neue Dinge zu probieren usw.! Beim Toben lasse ich Ben z.B. auch mal scheinbar stärker sein als ich es bin und sage dann immer "Oh Mann, du bist so stark!", vielleicht brauchen sie auch einfach dieses Gefühl, ich kann auch was, ich muss nicht immer nur kuschen, um daraus dann selbstsicher genug sein sich zu wehren gegen andere.
LG
Claudia
Mitglied inaktiv - 28.11.2008, 11:25