Sohn 19 Monate überdreht und Wut

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Sohn 19 Monate überdreht und Wut

Liebe Frau Ubbens, erneut erhoffe ich mir von Ihnen einen Rat. Leider bin ich mit meiner Geduld oft am Ende, was ich aktuell wieder dadurch merke, dass ich selbst viel zu oft schimpfe. Aber ich weiß mir nicht mehr anders zu helfen. Mein Sohn, mittlerw. 19 Monate, schreit mich fast den ganzen Tag an, weil er mit allem unzufrieden ist. Ich will versuchen, das zu präzisieren: 1) Schreianfälle: mehrmals täglich, wenn etwas nicht klappt oder er etwas nicht darf, was wirklich nicht viel ist! Er brüllt entweder richtig wütend, ballt Fäuste dabei, man spürt de Wut. Oder weint bitterlich, so als hätte er sich weh getan. Nehme ich oder Papa ihn hoch zum Trost, lacht er von jetzt auf gleich und zeigt (er spricht nicht ausser dada, Mama Papa). Dann werden wir meist sauer, weil er nix hat und uns vermeintlich zum Narren hät. Setzen ihn mit einem Nein ab und bieten ihm was zu spielen an. Aber dann schreit er sich sofort wieder in Rage. Wie gehen wir damit richtig um??? 2) Er scheint uns oft ziemlich überdreht zu sein. Überaktiv. Er rennt -ob hier, draussen im Garten, auf dem Spielplatz oder in den 2 Krabbel- und Turngruppen, die wir besuchen- von einem Spielzeug bzw. Ecke zur anderen. Er konzentriert sich auf nichts. Beim Essen auf ein Buch, sonst nicht. Sonst würde er auch nicht essen, weil die ganze Wohnung zu interessant ist um sitzen zu bleiben. Bei den wenigen neins rastet er völlig aus, siehe oben. Er darf ansonsten toben und rennen. Wird er irgendwann müde, kriegen wir ihn nicht beruhigt. Normalerweise würde ich mit ihm etwas rhiges spielen. Bausteine bauen, malen, Buch lesen, singen oder kuscheln. Geht nicht. Setze ich mich mit ihm hin, rennt er los oder klettert auf mir rum. Hinlegen geht gar nicht. Laufstall ist Geschrei. Bett möchte ich nur zur Bettzeit benutzen. Kinderwagen will er nicht. Er WILL laufen aber bräuchte eigentlich eine Pause. Denn: er läuft dann weinend und quengelnd durch die Wohnung. Was kann ich bloss tun, damit er "runter kommt"? Mal kurz abschaltet. Abends wars bisher super, seit 2 Wochen auch nur noch Theater...nachts schläft er gut. Ja, er ist temperamentvoll, er war ein Schreibaby. Und hin und wieder kriegt er n Zahn. Aber irgendwann muss er doch mal soweit sein, dass er wenigstens mal ne halbe Std auf meinem Schoß pausiert? Ich kann nirgends mit ihm hin. Ich renne nur hinter meinem quengelnden oder schreiendem Kind her. Das macht so keinen Spaß. Dabei will ich nur ein glückliches Kind haben...Und gerade das niemals still sitzen und dennoch jammern macht mich momentan so fertig! Muss ICH härter werden? Ihn wütend brüllen lassen und es ignorieren, damit er irgendwann aufhört? Ich gebe aber zu, ich kann es nur schwer ignorieren, schon gar nicht woanders. Danke fürs Zuhören. Ich hoffe, sie haben irgendeinen Tipp für mich. Carmelitaa (momentan am Rande meiner Nerven)

von Carmelitaa am 01.10.2014, 13:56



Antwort auf: Sohn 19 Monate überdreht und Wut

Liebe Carmelitaa, versuchen Sie, die Neins abzuwandeln, die Sie aussprechen müssen. Z.B. "Auf das Regal darfst du nicht klettern, wir bauen dir aber eine Treppe (aus Kisten, Kissen, Matratze etc.) zum klettern." Gehen Sie viel mit Ihrem Sohn nach draußen. Er braucht die Bewegung. Es gibt diese Kinder mit der inneren Unruhe, die wenig Entspannung/Kuscheln/Nähe einfordern. Das ist völlig normal und wird sich im Laufe der Jahre von selbst ändern. Versuchen Sie, neben dem Spielen eine CD mit Entspannungsmusik laufen zu lassen. Ändert sich das Verhalten Ihres Sohnes? Wird er ruhiger? Ist er müde, dann sollten Sie ihn konsequent ins Bett legen oder sich mit ihm auf´s Sofa legen oder .... Wichtig ist, dass Sie nicht tgl. etwas Neues ausprobieren, sondern er sich an eine Form gewöhnt. Legen Sie ihn immer wieder hin, wenn er aufstehen will. Spielen Sie auch hier eine leise Schlummermusik und verdunkeln leicht den Raum. Beim Essen sollte er nicht abgelenkt werden, auch nicht durch ein Buch. Er wird relativ still am Tisch sitzen, wenn er genügend Hunger hat. Ihr Sohn darf gerne mal eine Mahlzeit auslassen. Haben Sie noch etwas (viel) Geduld. Ihr Sohn wird ruhiger werden, es werden aber sicherlich noch einige Monate vergehen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 01.10.2014



Antwort auf: Sohn 19 Monate überdreht und Wut

Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich werde es mit Musik mal versuchen.... Wenn Sie mir vll noch einen Nachtrag gestatten: Wie gehe ich mit folgender Situation um?: Kind ist vom spielen k.o. nimmt selbst seinen Schnuller will auf den Arm. Ich nehme ihn natürlich hoch. Dann verlangt er nach einer Minute, dass ich mit ihm hier und dort hin gehe(Mikrowelle etc). Tu ich es nicht und will ihn absetzen weil er nicht mehr auf dem Arm kuscheln möchte, geht das Geschrei los (Wut/Verzweiflung). Aber ich kann und möchte auch nicht mit ihm dann In der Wohnung(oder draussen) herumlaufen, damit er Schränke, Mikrowelle, Lampen untersuchen kann. Es dauert jeweils eh nur 10 Sekunden bis er was anderes sieht und im Prinzip nur zu müde ist selbst zu gehen. Ich biete ihm immer an, auf meinem Schoss sitzen zu bleiben oder zusammen was zu spielen, aber das will er dann nicht. Ist es richtig, ihn dennoch abzusetzen mit kurzer Ansage, und sein Brüllen dann zu ignorieren? In so einem Moment lässt er sich nämlich leider nicht auf anderes Spielzeug o.ä. ein. Lieben Dank.

von Carmelitaa am 03.10.2014, 10:10



Antwort auf: Sohn 19 Monate überdreht und Wut

Liebe Carmelitaa, benötigt Ihr Sohn in den Momenten, in denen er selbst zum Schnuller greift, "nur" ein paar Minuten Auszeit, um neue Kraft zu tanken? Dann gewähren Sie ihm gerne seinen Willen und laufen mit ihm durch die Wohnung, wenn Sie denn die körperlichen Kräfte dazu haben. In ein paar Wochen wird er schon einen anderen Weg gefunden haben, um selbst zur Ruhe zu finden. Noch kann er seine Müdigkeit nicht einordnen und ist damit überfordert. Darum darf ihm noch geholfen werden. Ist es Ihnen zu anstrengend oder möchten Sie nicht mit ihm durch die Wohnung laufen, dann bieten Sie ihm immer den gleichen Rückzugsort an. Setzen Sie sich auf´s Sofa und bieten ihm Ihre Nähe an. Bleiben Sie dort sitzen, bis er sich beruhigt hat, auch wenn er dabei umherläuft und sich auf Sie (und Ihren Schoß) einlassen kann. Wenn Sie aufstehen, wenn er aufsteht, fehlt sein Anlaufpunkt. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 06.10.2014



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