Schwierige Kindergarten-Eingewöhnung

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Schwierige Kindergarten-Eingewöhnung

Liebe Frau Schuster! Meine Tochter wird Ende Dez. 3 Jahre alt. Seit September geht sie in den Kindergarten. Eigentlich hatte uns der Kindergarten zum gemeinsamen Schnuppern eingeladen. Das war meiner Tochter auch sehr wichtig gewesen. Aber dann wurde ich gleich beim 1.Mal weggeschickt und sie blieb alleine da. Der 2.Tag war dann auch schon von der Zeitspanne her ein normaler Kindergartenvormittag. Meiner Meinung nach fand deshalb eigentlich keine richtige Eingewöhnung statt. Die ersten paar Male ging meine Tochter noch ohne großen Kampf in den Kiga. Sie setzte Kindergarten anfangs noch irgendwie mit "Krabbelgruppe" gleich - man geht ca. 2x pro Woche hin und ist den Rest der Zeit zu Hause. Als sie aber merkte, dass Kindergarten regelmäßig ist und sie öfter hin soll, begann es jeden Tag zur Quälerei zu werden. Die ersten Wochen weinte sie schon zu Hause und wollte sich nicht anziehen. Waren wir erstmal dort, war sie aber dann irgendwie von dem Trubel in Bann geschlagen und weinte nicht mehr. Seit ein paar Wochen spielen sich aber im Kiga regelrechte Dramen ab. Sie schluchzt herzzerreißend, klammert sich an mich und streckt die Arme nach mir aus, wenn die Erzieherinnen sie wegtragen. Den Erzieherinnen möchten, dass ich gar nicht mit in die Gruppe komme, um sie zu verabschieden, sondern sie gleich an der Tür absetze und gehe (Finde ich aber nicht gut, da ich ihr Zeit geben will, sich von einer Situation auf die nächste einzustellen). Sie möchten auch, dass ich sofort gehe. Meine Tochter würde dann immer irgendwann aufhören zu weinen, deshalb sehen die Erzieherinnen jetzt nicht das große Problem. Allerdings bin ich der Meinung, dass meine Tochter, auch wenn sie nicht den ganzen Vormittag weint, trotzdem leidet. Zuhause ist nach dem Kiga nichts mehr mit ihr anzufangen. Sie sitzt bis abends mit ihrem Schnuller im Mund da und ist zu ausgelaugt, um sich zu beschäftigen. Ich versuche, mit ihr zu kneten, Bilderbücher zu lesen oder sonstwas Entspannendes zu tun, aber dazu ist sie nicht in der Lage. Nachts schläft sie schlecht und murmelt oft "Mama holt mich ab". Sie hat auch richtige Trennungsangst entwickelt und versichert sich jeden Tag hundert Mal, ob ich sie auch wieder vom Kiga abhole. Die Erzieherinnen sagen a), dass manche Kinder etwas länger zur Eingewöhnung brauchen, und b) dass ich sozusagen daran schuld bin, da meine Tochter nicht "regelmäßig" kommt. Sie kommt nämlich nur Mo, Di, Mi und Fr, da ich Donnerstag arbeite und sie dann den ganzen Tag auswärts von den Großeltern betreut wird. Sie müsste sich dann ja jeden Freitag wieder neu eingewöhnen (wenn das stimmen würde, müssten sich alle Kinder aber auch jeden Montag nach dem Wochenende wieder neu eingewöhnen, oder?). Ich bin der Meinung, dass die Erzieherinnen es sich damit sehr leicht machen. Ich bin am Hin- und Herüberlegen, was ich denn tun soll, denn so kann es nicht weitergehen. Das Kind leidet und es wird immer schlimmer statt besser. Ich überlege, ob es nicht sinnvoll ist, sie bis nach den Weihnachtsferien zu Hause zu lassen und den Kiga dann zu bitten, ab Januar eine richtige Eingewöhnung zu ermöglichen, mit gemeinsamem Schnuppern? Anderseits habe ich Angst, dass sie dann ab Januar überhaupt nicht mehr dorthin zu bringen ist, wenn sie jetzt so lange wegbleibt. Ich mache mir auch große Vorwürfe, dass ich meine Tochter schon vor ihrem 3.Geburtstag in den Kiga gegeben habe, was ich im Prinzip gar nicht gut finde. Aber wir bekamen halt den Platz angeboten, und so ergab es sich. Jetzt weiß ich, dass meine Tochter auch einfach von ihrer Entwicklung her noch nicht so weit ist. Sie ist zwar im vertrauten Familien- und Bekanntenkreis sehr selbstbewusst, aber im Grunde noch nicht in der Lage, mit den anderen Kindern zu interagieren. Sie genügt sich irgendwie noch selbst. Im Kiga steht sie auch die ganze Zeit nur da und schaut zu. Was denken Sie darüber? Ich wäre sehr dankbar über eine Einschätzung! Vielen lieben Dank und liebe Grüße Julianka

Mitglied inaktiv - 28.11.2008, 20:18



Antwort auf: Schwierige Kindergarten-Eingewöhnung

Hallo Julianka Schon das sog. Schnuppern ist in der von Ihnen und Ihrer Tochter besuchten Einrichtung schief gelaufen, da ein Schnuppern meiner Erfahrung bedeutet, dass das Kind sich MIT Bezugsperson BEHUTSAM an einen Gruppenraum, eine größere Anzahl von Kindern eine weitere Bezugsperson gewöhnen sollte. Auf sich allein gestellt hat Ihre Tochter erst einmal alles Neue, Besondere in sich aufgenommen, bis ihr bewußt wurde, dass Sie nicht mehr IMMER helfend zur Seite stehen und sie für sich selbst eigenverantwortlich handeln mußte. Diese Erkenntnis ruft in nahezu jedem Kleinkind eine Unsicherheit hervor. Bitte setzen Sie sich selbstbewußt durch und bestimmen Sie gegenüber den ErzieherInnen, dass Sie diese sanfte Eingewöhnung für Ihre Tochter für das Beste halten, da Sie Ihre Tochter auch sehr genau kennen. Beginnen Sie mit dieser Eingewöhnung dann möglichst umgehend und warten Sie nicht bis Januar, damit Sie JETZT Ihrer Tochter die Sicherheit geben sie nicht allein zu lassen. Berücksichtigen Sie nach den Weihnachtsferien dann evtl. eine bestimmt viel kürzere, erneute Gewöhnung, wenn Sie es für Ihre Tochter für erforderlich halten. Lassen sich die ErzieherInnen auf Ihren Wunsch nicht ein, obwohl sie den Auftrag haben familien-ERGÄNZEND tätig zu sein, überlegen Sie einmal, Ihre Tochter für ein weiteres Jahr lieber von einer Tagesmutter betreuen zu lassen (familiäre Atmosphäre, sehr kleine, überschaubare Gruppe, flexible Betreuungszeiten) oder sich nach einem geeigneteren Kiga umzuschauen. Für eine richtige Entscheidung drücke ich Ihnen die Daumen! Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 30.11.2008



Antwort auf: Schwierige Kindergarten-Eingewöhnung

Hallo, im ersten Kiga meiner Tochter wurde auch noch dieses 50er-Jahre-Hammer-Prinzip praktiziert, für das man das Wort Eingewöhnung nicht wirklich verwenden kann. Dieses Vorgehen ist leider nur schwer auszurotten, auch wenn Kinderpsychologen immer wieder betonen, wie unheimlich wichtig eine sanfte Eingewöhnung - zur Not über Wochen hinweg - für ein Kind ist. Die harte Tour - also die Null-Eingewöhnung, die bei Euch praktiziert wurde - ist einfach super bequem und erfordert kaum Einsatz von den Erzieherinnen. Anscheinend ist außerdem auch heute die Ausbildung der Erzieherinnen immer noch nicht so, dass die sanfte Eingewöhnung dort schon angekommen wäre... Bei meiner sehr schüchternen und zurückhaltenden Tochter ist die Eingewöhnung damals komplett gescheitert. Sie ging zwar irgendwann ohne Tränen dorthin, aber niemals gern. Sie hat nicht ein einziges Mal von sich aus mit den Erzieherinnen gesprochen, kaum geantwortet, wenn sie angesprochen wurde und war dort nie wirklich glücklich. Wenn eine Erzieherin sie mal hochheben wollte, hat sie geweint, auch noch nach einem Jahr. Ich hatte damals den Platz nehmen müssen, weil in diesem Jahr (trotz Anmeldung zwei Jahre vorher) in den anderen Kigas unseres Dorfes kein Platz frei war. Ich habe es aber dennoch richtig bereut, sie nicht einfach zur Not noch das eine Jahr zu Hause gelassen zu haben. Nach einem Jahr haben wir dann gewechselt in einen guten Kiga, weil dort ein Platz frei wurde. Auch mein Sohn (3) geht inzwischen dorthin. Hier wird die sanfte Eingewöhnung praktiziert. Die Mütter dürfen anfangs den gesamten Vormittag da bleiben, während die Erzieherinnen sanft versuchen, das Kind schrittweise von der Mutter "wegzulocken" und sein Vertrauen zu gewinnen. Später kann die Mutter mal ein paar Minuten, 10 Minuten, 30 Minuten oder sogar - je nach Kind - schon ein, zwei Stunden weggehen. Derweil kümmern sich die Erzieherinnen besonders ums Kind, nehmen es an der Hand etc. Der ganze Vorgang darf mehrere Wochen dauern, niemand drängt, niemand zeigt Ungeduld. Und das, obwohl der Personalschlüssel genau wie in allen anderen Einrichtungen ist - es geht also. Es ist völliger Quatsch, dass die schnelle Verabschiedung der Mutter vom "das Beste" fürs Kind ist, wie in dem unguten Typ Kindergarten gern und regelmäßig behauptet wird. Sie ist allenfalls das Beste für die Erzieherinnen, sonst für niemanden. Leider sind die Erzieherinnen in solchen Einrichtungen meist relativ unbelehrbar. Ich weiß nicht, ob nach Weihnachten in Eurem Kiga nun plötzlich die Einsicht und Einsatzbereitschaft für eine echte (!) und unter Umständen länger dauernde sanfte Eingewöhnung ausbricht. Dieses Konzept muss man kennen und umsetzen wollen. Einen Versuch könntest Du aber mal in einem Gespräch machen, vielleicht lässt sich ja vorab eine zuverlässige Vereinbarung dazu treffen. Ansonsten kann ich nur raten, zu einer guten Einrichtung zu wechseln, wo eine echte Eingewöhnung praktiziert wird, die diesen Namen auch verdient, hu? Liebe Grüße, B.

Mitglied inaktiv - 28.11.2008, 20:54



Antwort auf: Schwierige Kindergarten-Eingewöhnung

Hallo Julianka, ich kann dir auch nur dringend empfehlen, dich da durchzusetzen und aufeine sanfte Eingewöhnung zu bestehen. Sicher wird deine Tochter sofort gern hingehen, wenn du ihr sagst, dass du nicht gleich wieder weggehst, sondern bei ihr bleibst, solange sie dich braucht. Wenn die Erzieherinnen sich darauf nicht oder nur genervt einlassen oder dir dann gar weiter Vorwürfe machen, dass du selbst Schuld bist, dass sie so Schwierigkeiten hat, dann würde ich auch sagen: Wechsel die Einrichtung oder gib sie zur Not nur in eine DiMiDo-Gruppe für 3 Vormittage die Woche. Da bleiben die Mamas im Wechsel auch als Betreuungsperson dabei. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schlimm es für das Kind ist, diese Holzhammer-Methode anzuwenden, dass die Mutter einfach geht und das weinende von Verlassensängsten geplagte Kind achtlos stehen / einer fremden Bezugsperson überlässt: Meine allerallererste Kindheitserinnerung ist nämlich genau dieser Moment, als meine Mutter das mit mir damals gemacht hat. Ich stand heulend am Fenster der KiTa und schaute ihr nach, wie sie einfach wegging, ohne sich noch einmal umzudrehen (das Bild hat sich in mein Gehirn eingebrannt, dass ich es jetzt noch vor meinem geistigen Auge sehe). Meine Mutter erzählte mir später, sie habe sich nicht umgedreht, weil sie nicht wollte, dass ich sehe, dass sie auch weinte... Mein Gott, kann man sich da doch echt nur fragen, wieso tut man denn den Kindern UND Eltern sowas an??? Wie kann das GUT sein? Nur weil das Kind irgendwann resigniert aufhört zu weinen, heißt das doch nicht, dass wirklich alles gut ist. Ein Baby hört auch irgendwann auf zu schreien, wenn man es nur lang genug schreien lässt, aber da kommt auch keiner (mehr) auf die Idee, dass das gut fürs Kind ist. Also, lass dich nicht beirren, es ist schon genug Schaden angerichtet, bestehe darauf, ihn zu begrenzen auf EURE Weise, du bist die Mutter, und manchmal muss eine Mutter auch eine Löwin sein! LG Claudia

Mitglied inaktiv - 30.11.2008, 18:18



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