Rollenspiele und Dingen "Stimme" geben

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Rollenspiele und Dingen "Stimme" geben

Liebe Fr. Schuster, ich habe mal eine Frage. Meine Tochter ist nun 3 1/4 Jahre alt und ziemlich aufgeweckt. WENN wir mal ein Problem haben (z.B. sie vor etwas Angst hat, sie was nicht will o.ä.), dann hilft uns sehr häufig eine Handpuppe (Ein Igel der kuschelig ist). Den nehm ich dann an die Hand und verleihe ihm eine Stimme und er erzählt dann mit ihr: "Was, Du willst keine Zähne putzen? Hm, dann mache ich das ". Dann putzt der Igel z.B. Zähne und sagt "ach, was seh ich denn da? Da ist ja ein Vanilleeis am Zahn,... oh, da eine Erbse,... huch, ein Brotkrümel". Und ruck zuck sind 2-3 Min. rum und sie findet es köstlich! ... Nun fängt sie immer mehr an, vielen Dingen eine Stimme zu verleihen. Die Strohpuppen, die als Sportpuppen vom Landwirt angezogen wurden... da ruft sie "Hallo Stohpuppe, ich fahre zu Omi" und dann antwortet sie auch oder wir sollen es tun... Ähnlich mit Tieren o.ä. Ist das in Ordnung? Meine Bekannte meinte letztlich "das ist nicht gut, wenn Kinder in zu viel Rollenspiele kommen, bzw. ihre Phantasie so ausleben". Ich finde es - ehrlich gesagt - altersgemäß, würde aber mal eine Meinung eines Experten hören! Denn: der Igel wäre (auch laut der Erzieherin im Kindergarten) ein gutes Mittel, der Kleinen die Angst vor der Eingewöhnung zu nehmen. In dem eben der Igel sie rumführt und nicht die Erzieherin. Danke für die Einschätzung. Mira

Mitglied inaktiv - 22.07.2008, 12:44



Antwort auf: Rollenspiele und Dingen "Stimme" geben

Hallo Mira Bitte bleiben Sie bei Ihrer eigenen Meinung und lassen Sie sich nicht verunsichern. Es ist sogar sehr wichtig, dass die Kleinen ihre Phantasie ausleben können, da sie auf diese Weise ihre Erlebnisse und Unverstandenes verarbeiten können. Nachfolgenden Text fand ich zu diesem Thema zur vertiefenden Info im Netz: Für Marjorie Taylor, Buchautorin und Psychologie-Professorin an der US-Universität Oregon, ist es nicht verwunderlich, wenn Kinder ihren Alltag mit ihren neuen Freunden verbringen. "Dass Kinder Phantasiegefährten erfinden, kommt relativ häufig vor", sagt sie. Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich seit Jahren mit dem Phänomen "Imaginary Companions". Für ihre Untersuchungen hat sie vor allem Kinder im Alter von vier und fünf Jahren beobachtet. Dabei kam sie zu dem Ergebnis, dass Phantasiefreunde in dieser Altersphase in der Regel etwas völlig Gesundes und Positives sind. Elterliche Bedenken gegenüber diesen Phantasiefreunden sind ihrer Meinung nach unbegründet. Entgegen früherer wissenschaftlicher Ergebnisse vertritt sie zudem die Ansicht, dass Kinder, die neben ihren realen Freunden auch Freunde in ihrer Phantasiewelt haben, keinen Realitätsverlust erleiden. "Sie gestalten sich so schlicht und einfach ihren Alltag etwas bunter", so die Sicht der amerikanischen Psychologin. In ihren Untersuchungen konnte Majorie Taylor zudem feststellen, dass Kinder mit Phantasiefreunden oft besonders kontaktfreudig sind. Sie sind weniger schüchtern und es fällt ihnen zudem leichter, sich in die Lage anderer zu versetzen. Kinder genießen diese aktiven Spiele mit ihren unsichtbaren Freunden, denn sie bereichern ihren Alltag. Dabei sind die Phantasiegefährten der Kinder recht unterschiedlich. In ihren Untersuchungen fand die Wissenschaftlerin heraus, dass etwa 27 Prozent der unsichtbaren Freunde eigentlich ganz normale, aber unsichtbare Mädchen und Jungen sind, mit denen es sich gut spielen lässt. Es ist auch nicht ungewöhnlich, so ihre Erkenntnisse, dass die Phantasiegefährten auf wirklichen Personen basieren. In ihren Forschungsergebnissen hatten 16 Prozent der Phantasiegestalten real existierende Personen als Vorbild. Jedoch haben die unsichtbaren Freunde oft auch übermenschliche Fähigkeiten: Sie können fliegen, sich verwandeln, haben besondere Kräfte oder ungewöhnliche physische Eigenschaften. Dieses zeigte sich in 17 Prozent der Fälle von Majorie Taylors Untersuchungen. Die Freunde in der kindlichen Phantasie können aber auch Tiere sein. Dieses war in 20 Prozent der Fälle so. Jedoch besteht auch hier häufig ein wesentlicher Unterschied zur Realität. Häufig können die Tiere mit dem Kind sprechen oder auf andere Weise mit ihm kommunizieren. Manchmal verfügen sie darüber hinaus über weitere magische Fähigkeiten oder über besondere Eigenschaften. Eine geschlechterspezifische Betrachtung zeigt, dass Mädchen vor allem bis zum Alter von sieben Jahren Phantasiefreundschaften haben. Auch Jungen lassen ihrer Phantasie beim Spielen freien Lauf. Im Gegensatz zu Mädchen übernehmen sie die Rolle der in ihrer Phantasie entstandenen Person jedoch häufiger selbst. Diese geschlechterspezifischen Charakteristika im Rollenspiel zeigen auch wissenschaftliche Untersuchungen. Wissenschaftler fanden beispielsweise heraus, dass die von Mädchen erdachten Phantasiegefährten in höherem Maße Zuwendung und Betreuung nötig haben als die Phantasiefreunde der Jungen. Die Freunde in der Phantasie von Jungen sind vor allem stark und lassen sich gut von den Jungen nachspielen. Die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass sich Kinder häufig schon im Alter von vier Jahren mit ausführlichen Formen des Rollenspiels beschäftigen. Dabei sind den Gestalten in der Welt der kindlichen Phantasie keine Grenzen gesetzt. Obwohl viele dieser Phantasiefreunde zumindest zu einem gewissen Teil aus Büchern, Filmen und Fernsehen stammen, sind die Figuren trotzdem meist einmalig. Majorie Taylor konnte in ihrer Forschungsarbeit zudem feststellen, dass aktives Rollenspiel auch von der eigenen sozialen Entwicklung abhängig ist. Diese Ergebnisse widersprechen zwar dem gängigen Klischee, wonach sich vor allem scheue und in sich gekehrte Kinder eigene unsichtbare Freunde ausdenken, sie stimmen jedoch mit anderen neueren Forschungsergebnissen überein. "Wie sich herausgestellt hat, haben diese Kinder sogar weniger Hemmungen und genießen soziales Miteinander ausgesprochen", so die Psychologin. ( http://www.sign-project.de/10_4716.php) Liebe Grüße und sicherlich: bis bald!:-))

von Christiane Schuster am 22.07.2008



Antwort auf: Rollenspiele und Dingen "Stimme" geben

Hallo, mein Sohn ist drei und liebt solche Rollen- und Puppenspiele auch sehr. Er spielt mit seiner älteren Schwester und deren Freundinnen schon "Vater-Mutter-Kind" und nimmt dabei ganz ernst verschiedene Rollen ein, ist also mal der Papa, mal das Baby. Er spricht dann auch so und redet die anderen Teilnehmer mit ihren Spiel-Namen an. Das macht ihm großes Vergnügen. Auch mit Kasperle-Puppen, die ich auf die Hand nehme, spricht er sehr konzentriert und freundlich. Wir fördern das nicht besonders, sondern es hat sich von selbst so entwickelt. Daran sieht man, dass solches Rollen-Ausprobieren völlig normal ist. Wichtig finde ich lediglich, dass man gegenüber dem Kind deutlich unterscheidet zwischen Spiel und Wirklichkeit. Dass man also, falls das Kind sehr häufig solche Fantasie-Rollen übernimmt, immer mal wieder sagt: "Sollen wir spielen, dass ich der Igel bin? Möchtest Du spielen, dass Deine Puppe sprechen kann?" So dass immer mal wieder betont wird, dass die sowohl die Puppen als auch die eigenen Rollen nicht echt sind. Grüßle, Mimi

Mitglied inaktiv - 22.07.2008, 13:18



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