Hallo Frau Schuster, mein Sohn wird demnächst ein Jahr und meiner Meinung haben wir uns unser Leben zu Dritt so eingerichtet, dass wir uns im großen und ganzen wohlfühlen und zufrieden sind. Allerdings gibt es bei uns keine großartigen Rituale beim Schlafengehen wie z.B. Spieluhr oder Geschichte erzählen ..., da mein Sohn sehr oft wenn ich ihn ins Bett lege sich auf die Seite dreht und schläft. Wenn dies nicht der Fall ist und er nach einigen Minuten meckern noch nicht ruhiger wird, hole ich ihn noch einmal aus dem Bettchen, weil er noch nicht richtig müde ist oder er noch irgendetwas möchte - sei es ein Schluck Wasser oder einen dicken Knuddler oder was auch immer. Danach ist meistens auch Ruhe. Rituale sollen Kindern ja Sicherheit vermitteln und die Persönlichkeit stärken. Ist es dann schlimm, wenn man keine Rituale entwickelt? Auch ansonsten habe ich Bedenken, dass ich meinem Sohn zuwenig Beständigkeit biete. Ich gehe vormittags arbeiten und er ist in dieser Zeit bei meiner Mutter oder Schwiegermutter - für ihn ist aber nicht klar, bei wem er den nächsten Tag verbringen kann, da zur Zeit wegen Krankheit viel zu organisieren ist und manchmal am Abend alles wieder geändert werden muss. Wenn ich nachmittags zuhause bin, sind seine Wünsche für mich das Wichtigste und der Haushalt bleibt auch mal liegen - d.h. es kommt auch noch zu der ganzen Unbeständigkeit ein äußeres Chaos dazu. Manchmal bin ich auch total gestresst von der Arbeit und verhalte mich meinem Sohn gegenüber auch schon mal ungeduldig. Sind Rituale und Beständigkeit so wichtig für die Entwicklung oder reicht dem Kleinen das Gefühl, der Mittelpunkt der Familie zu sein - das ist er wirklich und wir nehmen uns jeden Tag die Zeit mit ihm zu spielen und zu kuscheln und ihm zu zeigen, wie wichtig er für uns ist und wie gern wir ihn haben - nur nicht immer zum selben Zeitpunkt und immer unterschiedlich lange. Das einzige, was bei uns einigermaßen geregelt ist, ist die Zubettgehzeit und gezwungenermaßen die Aufstehzeit. Der Kleine macht auch im großen und ganzen einen zufriedenen Eindruck und kann sich auch über einen längeren Zeitraum alleine beschäftigen. Eigentlich habe ich wohl keinen Grund mir Sorgen zu machen, nur manchmal - wenn mir mal wieder alles über den Kopf wächst - habe ich Angst, dass das Durcheinander und die Unbeständigkeit seiner Entwicklung schaden. Danke fürs Lesen. Ulrike
Mitglied inaktiv - 20.10.2000, 21:15