Reizthema Händewaschen

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Reizthema Händewaschen

Hallo, mein Freund und ich sind seit zwei Jahren ein Paar und wohnen seit einem Jahr zusammen. Ich habe einen 9jährigen Sohn, der bei uns lebt. Nun gibt es gewisse Reizthemen, die immer wieder zur Eskalation führen. Im Grunde seit zwei Jahren... Eines davon ist zB das Händewaschen. Mein Freund legt da sehr großen Wert drauf, was ja auch richtig ist. Mein Sohn vergisst es regelmäßig. Das führt dann regelmäßig dazu, dass er mit ungewaschenen Händen am Tisch sitzt, mein Freund die Krise kriegt und meinem Sohn einen Vortrag darüber hält, warum man sich die Hände waschen soll. Das endet damit, dass mein Sohn irgendwann anfängt zu weinen, mein Freund frustiriert und sauer ist und ich genervt bin. Ich bin kein Freund von Vorträgen, weil ich das Gefühl habe, dass sie a) nichts bringen (es ändert sich ja nichts, morgen ist es wieder genauso) und b) mein Sohn sich an die Wand geredet fühlt. Ich persönlich finde es auch nicht so schlimm, dass er es vergisst. Ich schicke ihn dann weg, um sich die Hände zu waschen (bzw in der Regel springt er schon selber auf, wenn er merkt, dass ers vergessen hat) und gut ist. Mein Freund meint aber, es sei an der Zeit, dass er da selber dran denkt, da er ja sonst, wenn wir grad nicht in der Küche sind auch keine Hände wäscht und dann alles anfingert. So geschehen vorgestern, wo er morgens nach dem Klo sich nicht die Hände gewaschen hat und sich dann in der Küche Cornflakes gemacht hat. Ich kann meine Freund ja verstehen und er hat auch recht, was letzteres betrifft. Aber was können wir machen, damit mein Sohn endlich lernt, sich konsequent zuverlässig die Hände zu waschen? Ihn konsequent vom Tisch fliegen lassen, wenn er es nicht tut? Was kann man generell tun, um ein Kind dazu zu bewegen, etwas zu tun, wenn Einsicht allein offenbar nicht ausreicht? (Seine Aussage war: "Ich weiß, dass ich mir die Hände waschen muss und ich weiß auch warum, aber ich habs halt nicht gemacht.") Haben Sie evtl. auch einen Literaturtip? Vielen Dank! Silke

von SilkeJulia am 15.01.2013, 09:28



Antwort auf: Reizthema Händewaschen

Hallo Silke Mag Ihr Sohn generell Ihren Freund empfehle ich ihm zu sagen dass der... nun mal großen Wert auf's Händewaschen legt und dass Sie ihm, bzw. Ihrem Sohn helfen möchten dass es nicht immer wieder zu Streitigkeiten und Theater kommt. Dann schlagen Sie vor an vielen Stellen Zettel anzuheften mit "Händewaschen nicht vergessen", während Sie gleichzeitig Ihren Sohn immer wieder an dieses Verhalten verschwörerisch erinnern. Berücksichtigen Sie aber bitte auch, bzw. geben Sie Ihrem Freund zu bedenken dass Rücksichtnahme und Akzeptanz auf Gegenseitigkeit beruhen müssen, wenn ein harmonisches Miteinander erwünscht ist. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 15.01.2013



Antwort auf: Reizthema Händewaschen

Huhu, eigentlich geht es ja hier fast mehr um ein Beziehungsproblem als um ein Problem mit Deinem Sohn, oder? Bei Dir und Deinem Freund prallen offenbar etwas unterschiedliche Auffassungen von Hygiene und auch von Erziehung zusammen. Hinzu kommt auch noch ein wenig die Patchwork-Thematik, wer also Deinem Sohn in welchen Situationen mehr zu sagen hat. Ich finde daher, Ihr solltet das Problem vor allem einmal in einem ruhigen Gespräch zu zweit bereden. Da es sich um DEINEN Sohn handelt, darfst Du Deinem Freund ruhig sagen, dass aggressive Vorträge, die zu Tränen führen, für Dich so nicht gehen. Letztlich darf Dein Freund als im Haushalt lebender Teil der Familie zwar auch mitreden und Deinem Sohn sicher ruhig auch hier und da mal Hinweise geben. Trotzdem: Letztlich bestimmst Du die erzieherische Richtung bei Deinem Sohn. Was das Händewaschen angeht: Ich erinnere meine Kinder auch immer noch jeden Tag daran, nach der Heimkehr von der Schule und vor den Mahlzeiten die Hände zu waschen. Ich wünschte, es würde von selbst klappen, tut es aber leider noch nicht - wie übrigens bei den meisten Kindern. Ich kenne kaum ein Kind im Bekanntenkreis, das schon die Disziplin und Selbstkontrolle hat, immer ans Händewaschen zu denken. Ich bin schon froh, wenn meine eigenen Kinder nach dem Toilettengang daran denken... Um Konflikte zu vermeiden, könntest Du Deinen Sohn vielleicht vor dem Essen kurz ans Händewaschen erinnern, damit es nicht jedes Mal erst bei Tisch ein Thema wird. Wenn Du nicht da bist, kann Dein Freund dies vorab übernehmen - statt der Predigt am Tisch selbst - dies müsstest Du auch mal mit ihm absprechen. Es ist nicht so interessant, was ein Kind können "müsste" nach der Vorstellung von uns Erwachsenen, sondern was ein Kind tatsächlich schon KANN. Dein Sohn kann sicher schon extrem viel und macht Vieles schon goldrichtig - und hier muss er halt noch lernen, dran zu denken. Gerade Männer sind ja oft recht uneinsichtig, wenn sie sich beim Patchworkkind erzieherisch etwas zurückhalten sollen, vielleicht gilt das auch für Deinen Freund. Was Du beschreibst, klingt so, als sei er recht dominant. Trotzdem muss er die Zurückhaltung lernen, Du musst diese Predigten, die Du zu Recht als grenzüberschreitend wahrnimmst, nicht akzeptieren. Letztlich geht es nicht nur darum, ob Dein Freund Deinen Sohn respektiert - sondern auch darum, ob er DICH und Deine Ansichten und Wünsche respektiert. Und das ist schon etwas sehr Essentielles und Wichtiges, gell! LG

von Bonnie am 15.01.2013, 12:17



Antwort auf: Reizthema Händewaschen

Hallo, in gewisser Hinsicht hast du Recht. Unterschiedliche Hygieneauffassungen sind es nicht, aber unterschiedliche Auffassung von Erziehung schon. Es ist wahnsinnig schwer, da einen Konsens zu finden. Also normalerweise gelingt uns das gut, aber bei diesen Thema klappt es nicht, weil es für meinen Freund einfach das totale Reizthema ist. Und ich finde, das muss mein Sohn auch respektieren. Denn das ist eben die Grenze meines Freundes. Etwas anderes ist die grundsätzliche Kommunikation. Eben dieses "predigen", aber auch anderes. Mein Sohn ist zB oft recht vorlaut und altklug. Heute sagte er zB zum Thema Schnee schippen: "Das ist ja noch so wenig, das braucht man ja noch nicht weg zu schippen." Und mein Freund reagiert darauf total empfindlich, nämlich in diesem Fall so: "Woher glaubst du, dass du das beurteilen kannst? Weil du schon so viel Schnee geschippt hast? Wie wärs, wenn du mal fragen würdest, statt alles gleich zu beurteilen?" Ich weiß aber nicht, wie ich ihm begreiflich machen kann, dass das, was er sagt einfach nur verletzend ist und nicht zielführend - insbesondere nicht, was die Beziehung der beiden betrifft. Ehrlich gesagt war ich in letzter Zeit mehrmals kurz davor zu sagen: "Es reicht. Wir gehen!" :-( Silke

von SilkeJulia am 15.01.2013, 14:25