Reicht da noch psychologische Hilfe?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Reicht da noch psychologische Hilfe?

Einen wunderschönen guten Tag. Mein Sohn ist 11 Jahre alt und seit ca 5 Jahren hab ich sehr starke Probleme mit ihm. Er hat null Respekt vor mir. Behandelt mich wie ein Stück Dreck und macht was er will. Von der Schule kommen auch ständig Anrufe das er vor Lehrern mein Respekt hat und sie bei Konflikten und Gesprächen sogar mit ''du'' anspricht und auch das er sich ständig prügelt. Ich habe insgesamt 3 Kinder. Ich selbst habe einen Immundefekt und kann deshalb leider nicht immer 100% geben. Der kleinste ist jetzt ein Jahr alt und hat Glasknochen. Seine Schwester ist 8. Vor 4 Jahren bin ich mit den Kindern 300km weit weg gezogen. Mein Sohn kam damit nicht so ganz klar und hat mir zu der Zeit schon das Leben zur Hölle gemacht mit ausrastern und einfach total aggressives Verhalten. Ich wollte mir beim Jugendamt Hilfe holen aber dort wurde mir nur ein Klinik Aufenthalt empfohlen von ca 13 Wochen und ich dürfe ihn nicht besuchen. Das wollte ich natürlich nicht also bin ich seinem Wunsch nachgegangen und habe ihm zu meiner Mutter ziehen lassen wo wir vorher gewohnt haben. Dort fing es aber nach kurzer Zeit an wieder dieses Verhalten an den Tag zu legen. Meine Mutter hat dann versucht ob ein Psychologe helfen kann... Das hat leider auch nichts gebracht. Im Dezember 2018 wollte er dann doch unbedingt wieder bei mir sein und zog wieder zu mir. Eine Woche ging es gut und seit dem wieder 100% aggressiv null Respekt lässt alle Wut an seiner kleineren Schwester aus. Die Folge daraus sind Blutergüsse und blaue Flecken am ganzen Körper. Er geht sogar in meinem Beisein auf sie los. Ich bin einfach mit dem Nerven total am Ende und muss auch ehrlich sagen dass ich mit ihm überfordert bin. Ich habe mir jetzt wieder Hilfe geholt bei einer Psychologin aber ich hab das Gefühl dass sie mich null Ernst nimmt. Ich brauche wirklich Hilfe... Ich schaffe es mit ihm einfach nicht mehr.... Ich habe wie gesagt auch noch zwei weitere Kinder um die ich mich kümmern muss.... Und ich packe es mit ihm einfach nicht. Ich hoffe sie haben einen Tipp für mich. Lieben Gruß

von Tina10788 am 28.11.2019, 15:14



Antwort auf: Reicht da noch psychologische Hilfe?

Liebe Tina10788, Sie haben sich schon sehr gut mit meiner Vorrednerin ausgetauscht. Ich kann dem Tipp nur beipflichten. Suchen Sie sich Unterstützung beim Jugendamt. Es ist keine Schande und auf lange Sicht wird Ihr Sohn verstehen, dass dies nur zu Ihrem und seinem Besten war. Manchmal muss ein Einschnitt her, damit eine Veränderung eintreten kann. Nehmen Sie die Hilfe an, die Ihnen das Jugendamt bieten wird. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 28.11.2019



Antwort auf: Reicht da noch psychologische Hilfe?

Dann solltest du nochmals zum Jugendamt gehen und es entweder mit dem bereits angebotenen Klinikaufenthalt versuchen oder evt. eine betreute Wohngruppe die aug solche Kinder/Jugendliche spezialisiert sind. Du schreibst "seit ca 5 Jahren Probleme", umgezogen seid ihr vor 4 Jahren - gab es diese Probleme also auch schon vorher und sind nach dem Umzug schlimmer geworden? Oder sind sie doch erst mit dem Umzug aufgetreten? Auf jeden Fall kann es ja so nicht weiter gehen und wenn du ihm nicht helfen kannst, dann lass es zu, das andere Menschen dies tun - auch wenn das einen Klinikaufenthalt bedeutet. Der sol ja dazu dienen, das er ohne Ablenkung oder Probleme von außen sich auf sich selbst konzentrieren kann. So, wie du es beschreibst, wird eine Therapie im Sinne 1 x in der Woche ein Gespräch führen eher nichts bringen. Die kann/sollte im Anschluss an einen zB Klinikaufenthalt folgen. Zunächst einmal muss dort ja auch herausgefunden werden, was sein Problem ist. Neben psychologischen Problemen durch zB Trennung der Eltern und Umzug gibt es nun auch ernsthafte Erkrankungen, die damit gar nichts zu tun haben und ein solches Verhalten mit sich bringen. Definitiv ist aber klar, ein ein solches Verhalten - worin auch immer begründet -, das sich bereits über Jahre manifestiert hat, ganz sicher nicht mit ein paar Gesprächen plötzlich besser wird. Das wird ein hartes Stück Arbeit für alle - also euch als Familie. Es wird nicht nur damit getan sein, dass er therapiert wird und dann alles gut ist.

von cube am 28.11.2019, 17:09



Antwort auf: Reicht da noch psychologische Hilfe?

Ja die Probleme waren auch schon lange vor dem Umzug aber es dadurch auch noch ein Stück weit schlimmer geworden...deshalb dachte ich es gibt sich wieder wenn er bei meiner Mutter wohnt und seine gewohnte Umgebung wieder hat....aber es hat alles nichts gebracht. Ich bedanke mich auf jeden Fall für die Antwort. Ich denke ich werde dann nochmal zum Jugendamt gehen....nur egal wie er ist aber der Schritt ist für mich immer sehr schwer als Mutter....aber ich glaube das versteht jede Mama....es ist eben das eigene Kind...

von Tina10788 am 28.11.2019, 17:35



Antwort auf: Reicht da noch psychologische Hilfe?

Das glaube ich dir, das es einem schwer fällt und man immer hofft, doch nicht diese Schritte gehen zu müssen. Aber denke dabei auch an deinen Sohn - IHM muss geholfen werden. Und es ist keine Schande oder mütterliches Versagen sich einzugestehen, dass man es alleine nicht mehr schafft. Im Gegenteil. Dazu gehört viel Stärke und auch Mut. Zumal du auch die Geschwister schützen muss. Momentan zumindest. Hab keine Schuldgefühle, weil du dir für euch - dich, die kleinen Geschwister und eben auch deinen Sohn - Hilfe suchst. Frau Ubbens wird aber auch noch antworten und hat ja evt. auch noch bessere/andere Vorschläge, welchen Weg du am Besten einschlägst. Aber ich denke, ihr braucht Hilfe von Außen.

von cube am 28.11.2019, 19:51



Antwort auf: Reicht da noch psychologische Hilfe?

Ich danke dir auf jeden Fall.... Deine Antworten Stärken mich total... Man muss immer alles mit sich selber ausmachen... Ich hab nachts schon Alpträume wegen der ganzen Situation und kann auch allgemein nur noch ganz schlecht schlafen. Ich hab ständig die Frage im Kopf.... Was ist das richtige? Ich ringe da immer mit mir selber.... Wenn er zwischendurch dann doch Mal einen guten Tag hat....grübel ich wieder weil ich denke jetzt wird alles besser aber eine Stunde später oder eben am nächsten Tag geht alles wieder los. Jedenfalls danke ich dir von Herzen für deine Antworten das hat mir auch schon sehr geholfen...

von Tina10788 am 28.11.2019, 20:54