Frage: Reden mit Toten

Ich hoffe sie können mir weiterhelfen. Es geht um unseren 5jährigen Sohn. Der Tod vor einem Jahr von den Großeltern meines Mannes hat uns alle ziemlich mitgenommen. Sie sind im Februar (25.) bzw. April (22.) verstorben, beide Recht plötzlich. Unser Sohn hat Monatelang geweint, immer wieder, teilweise von 'normal' bzw. Fröhlich auf todtraurig, ohne dass ein erkennbarer Grund vorlag. Wir wohnen auch von den Großeltern 300 km wir weg, so dass wir eher telefonisch Kontakt hatten. Immer wenn wir in der Eifel waren sind wir immer zu allen Großeltern bzw. Urgroßeltern gefahren, was natürlich auch immer stressig war an einem Wochenende.... Es mache ihn traurig dass er nicht mehr mit ihnen reden kann bzw.sie ihm nicht antworten. Auch jetzt, vor seinem 5. Geburtstag im Februar, hatte er wieder öfters dieses 'von Himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt'. Mittlerweile dachten wir kann er gut damit umgehen. Wir haben ihm auch immer zugehört, ihn getröstet, und nie abgewimmelt oder das Thema 'heruntergespielt'. Auch wenn das trösten manchmal lange gedauert hat, wir haben ihn reden lassen und zugehört. Als 'trost' haben wir oft gesagt dass es ihnen im Himmel besser geht, sie dort keine Schmerzen mehr haben und nicht mehr krank sind. Sie hatte Diabetes, später noch Wirbelbruch. Er hatte leukamie und später noch Hautkrebs. Nun hat er heute uns geschockt bevor er ins Bett ging. Er sagte zu meinem Mann dass er sich mit seinen Urgroßeltern unterhält und sie ihm auch antworten. Er erzählte dass sie gesagt hätten sie würden auf uns aufpassen. Auch mit meiner verstorbenen Mama habe er geredet. Sie habe gesagt dass sie mit mir reden wollen. Dies sei allerdings erst einmal der Fall gewesen. Meine mama kennt er nicht, nur von Fotos die bei uns hängen, da sie ja vor fast 21 Jahren verstorben ist. Er fragte mich ob meine Mama denn nun mit mir gesprochen habe. Habe gesagt dass ich mit ihr spreche aber sie mir nicht geantwortet habe. Das wolle er ihr sagen wenn sie miteinander reden. Wie sollen wir darauf reagieren? Hat er 'nur' eine blühende Phantasie oder gibt's sowas wirklich? Hat er übersinnliche Fähigkeiten? Danke für ihre Rückantwort. Andrea B.

von Shelly2010 am 03.04.2019, 21:57



Antwort auf: Reden mit Toten

Liebe Andrea, Ihr Sohn hat sicherlich keine übersinnlichen Kräfte. Vielmehr leben viele Kinder phasenweise in einer Phantasiewelt. Viele Kindergartenkinder haben z.B. einen unsichtbaren Freund, mit dem sie spielen, reden und von dem sie auch möchten, dass er von Mama und Papa einbezogen wird. Auch Ihr Sohn hat unsichtbare Freunde, nur dass diese mal real waren. Bzgl. der Stimmungsschwankungen warten Sie noch ein wenig ab. Sollten sich diese in ein paar Wochen nicht gelegt haben, so sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 04.04.2019



Antwort auf: Reden mit Toten

Nein, übersinnliche Fähigkeiten würde ich da nicht hineininterpretieren. Ich glaube an so etwas allerdings auch nicht. Tatsächlich scheint euer Sohn sensibel zu sein und ist zudem in einer Phase, wo Tod etwas ist, dass man so langsam irgendwie beginnt zu begreifen, aber noch nicht wirklich versteht. Es ist seine Art, mit dem Tod als sozusagen Verschwinden eines geliebten Menschen (was nichts mit der Häufigkeit des Kontaktes zu tun haben muss) umzugehen. Ganz sicher kommt ja nun auch noch dazu, dass wir selber gerne Kindern vermitteln, dass es den Himmel als eine Art Ort gibt, an den die Verstorbenen wandern. Ihr habt es ihm ja selbst auch so vermittelt (sind im Himmel, da geht es ihnen besser). Wir selbst vermitteln also ja ein Stück weit, dass diese Menschen gar nicht wirklich tot sind, sondern nur woanders leben. Warum also sollte man dann nicht mehr mit ihnen sprechen können? Tatsächlich tun das doch auch viele Erwachsene. Nur ist denen eben schon klar, dass sie keine Antwort im klassischen Sinne bekommen werden. Er scheint sich damit eben stark auseinander zu setzen - das kommt durchaus öfter bei Kindern vor. Bezüglich seiner damit verbundenen langanhaltenden plötzlichen Traurigkeit/Stimmungschwankungen bin ich mir nicht sicher. Das finde ich schon ungewöhnlich. Und da es ja nicht weniger wird, sondern eher zunimmt, sich auch auf Verstorbenen ausweitet, die er selbst gar nicht kennengelernt hat, würde mich das auch verunsichern. Sind innerhalb des letzten Jahres oder auch schon davor andere Dinge passiert, die ihn sehr betroffen gemacht haben oder verunsichert? Haustier gestorben, Umzug und dadurch Freunde "verloren" oder ähnliches? Wie verhält er sich denn im KiGa? Weint er da auch plötzlich und ohne erkennbaren Grund deswegen? Oder hat sich sein Verhalten da auf andere Art sichtbar verändert? Tatsächlich würde ich wohl mal mit dem KiA darüber sprechen, wie er das einschätzt.

von cube am 04.04.2019, 09:18



Antwort auf: Reden mit Toten

Hallo Andrea, Frau Ubbens hat bestimmt gute Ideen dazu. Du könntest deine Frage auch noch Herrn Nohr stellen, wenn du magst. Er ist Experte für die psychische Entwicklung von Kindern und kennt sich bestimmt gut mit Phantasie aus

von Elchkäfer am 04.04.2019, 11:17



Antwort auf: Reden mit Toten

Hallo zusammen, vielen lieben Dank für ihre Antworten. Sie haben mir geholfen. Also der Kia hat er auch erzählt dass sie gestorben sind und er manchmal traurig ist. Generell hat die Häufigkeit von Trauer mit Tränen nachgelassen, dafür kam das mit den Antworten der töten 'dazu'. Was ihn auch beschäftigt hat wo er traurig war war als im letzten Sommer nach den Ferien 2 Freunde in den Nachbarort gezogen sind, aber sie sehen sich immer donnerstags im Turnen. Was ihn schlimmer getroffen hat war als Ende letzten Jahres sein bester Freund von heute auf morgen nicht mehr im Kiga war und sich verabschiedet hat weil seine Mutter unbedingt wieder in die Türkei zurück auswandern müsste. Darüber hat er auch in Kiga oft geredet. Selbst die Erzieherinnen haben es nicht verstanden, zumal die altern Geschwister von ihm ' unbeaufsichtigt' in Deutschland geblieben sind....

von Shelly2010 am 05.04.2019, 16:28