Pubertät oder andere Probleme?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Pubertät oder andere Probleme?

Guten Morgen Frau Ubbens, ich habe eine Frage zu meiner fast 11jährigen Tochter. Wir haben mindestens schon ein Jahr lang den Verdacht, dass sich bei ihr hormonell und überhaupt etwas verändert. Aber in letzter Zeit nimmt ihr Verhalten ungeahnte Ausmaße an. Sie zieht sich in ihr Zimmer zurück, kommt nur noch raus, wenn sie etwas möchte oder es was zu essen gibt. Ganz selten hat sie mal das Bedürfnis nach Nähe zu ihren Geschwistern oder ihrem Bonuspapa. Von mir will sie zunehmend nichts mehr wissen. Zudem ist sie die Einzige die alles (besser) weiß und ich habe sowieso keine Ahnung. Stelle ich eine "falsche" Frage oder gebe nicht die richtige Antwort wird sie frech, unverschämt und manchmal sogar beleidigen. Ich habe sie neulich zum ersten Mal vom Abendessentisch in ihr Zimmer verband, weil es vor lauter Frechheit nicht mehr ging. Zudem sage ich ihr fast täglich, dass sie so nicht mit mir zu sprechen hat. Ich merke, dass unsere Beziehung sehr darunter leidet und ich mich tatsächlich schon dabei erwischt habe, wie ich online nach Internaten gesucht habe. Andererseits fürchte ich mich davor, dass sie uns komplett entgleitet. Sie spricht kaum noch mit uns. Wir hatten, bis diese Veränderung anfing, eine enge und liebevolle Beziehung, in der wir viel als Familie unternommen haben. Jetzt hat sie darauf meistens "kein Bock" mehr. Meine Frage an Sie habe ich ja schon im Titel benannt. Ist das alles wirklich "nur" Pubertät? Ich mache mir Sorgen um diese Entwicklung und unsere Beziehung. Schon mal vorab vielen Dank für Ihre Antwort. Viele Grüße!

von MamavonSina am 23.05.2022, 09:57



Antwort auf: Pubertät oder andere Probleme?

Liebe MamavonSina, wie meine erste Vorrednerin schon schrieb, ist von hier aus schwer zu beurteilen, ob es sich nur um die Pubertät handelt oder ob noch etwas anderes als Ursache mit in das Verhalten Ihrer Tochter hineinspielt. Ich rate Ihnen eine Mischung aus den Antworten beider Vorrednerinnen. Hier eine kleine Zusammenfassung: Suchen Sie das Gespräch mit Ihrer Tochter. Erklären Sie ihr zum einen, dass Sie sich Sorgen machen aber auch, dass Sie gewisse Verhaltensweisen nicht möchten, wie beispielsweise beleidigt zu werden. Zudem suchen Sie gerne das Gespräch mit einer Erziehungsberatung. Hier können Sie Tipps bekommen, wie Sie gut durch die Pubertät kommen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 23.05.2022



Antwort auf: Pubertät oder andere Probleme?

Ob es nur Pubertät ist oder andere Probleme noch dazu kommen, ist von außen schwer zu beurteilen. Pubertät verlangt sicher gute Nerven (steht uns auch noch bevor bzw. wir merken es langsam) und auch eine gewisse Nachsicht - aber heißt nicht, dass man sich alles gefallen lassen muss. Also grundsätzliche Regeln im Umgang miteinander gelten nach wie vor. Frechheiten oder Beleidigungen würde ich entsprechend anmerken und - wie sonst auch - darauf verweisen, dass ich gerne in normalem Tin mit ihr spreche, sonst aber eher nicht. Ich würde in einer ruhigen Minute - also nicht aus einer Konfliktsituation heraus - das Gespräch mit ihr suchen und ihr genau das sagen, was du hier schreibst. dass du dir Sorgen machst, Fragen, wie es ihr geht, wie sie sich fühlt. Ihr das Gefühl geben, dass du dich gerade in diesem Moment nur für ihr Seelenleben interessierst und eben nicht zB kritisieren willst. Frag auch mal bei den Lehrern nach, ob sie eine Veränderung bemerkt haben bzw. wie es dort läuft. Wie ist es mit ihrem Freundeskreis? Im Zweifel würde ich mich an die Schulsozialarbeiterin wenden und dort um Rat fragen bevor ich mich an einen Kinder-/Jugend-Psychologen wenden würde.

von cube am 23.05.2022, 11:09



Antwort auf: Pubertät oder andere Probleme?

Hallo, würde gern auch etwas dazu sagen. Weißt Du, es ist eigentlich nicht so entscheidend, ob das Ganze hormonell beeinflusst wird oder nicht. Sicher spielt das eine Rolle. Aber auch die nicht verkraftete Trennung von Euch Eltern spielt eine Rolle, selbst wenn sie Jahre her sein sollte. Letztlich aber ist die Ursachenforschung gar nicht so wichtig. Entscheidend, dass Deine Tochter sich im Moment nicht so gut entwickelt. Und dass auch Deine Reaktion inzwischen oft recht negativ und eher ablehnend geworden ist, weil Du Dich auch von ihr abgelehnt und durch ihr Verhalten überfordert fühlst. Ich glaube daher, dass nicht nur Deine Tochter, sondern die ganze Familie etwas Hilfe von außen braucht. Allein kommt man aus einer unguten Entwicklungen oft nicht mehr heraus. Man braucht den Blick von außen, ein paar Tipps für den Alltag. Es ist wichtig, dass Ihr Euch jetzt beraten und helfen lasst, bevor der innere Kontakt zwischen Dir und Deiner Tochter zu sehr abreißt und sie echte Probleme in den nächsten Jahren bekommt. In diesem Alter kann man noch sehr viel machen, eben weil Deine Tochter noch kein Teen ist. Ihr Verhalten ist ein deutlicher Hilferuf, den darf man nicht überhören. Ich würde jetzt nicht länger warten, sondern einen Termin bei einer Erziehungsberatung ausmachen. Kostenlose Beratung bieten z. B. Caritas, Diakonie und Kinderschutzbund an. Einfach mal anrufen. Optimal wäre es, der leibliche Vater oder der Patchwork-Vater würden auch mitkommen, das ist aber kein Muss, Du kannst auch allein hingehen. Und nicht schämen, eh? Ein paar Beratungstermine wahrzunehmen, ist etwas völlig Normales. Viele tun das, eben gerade damit sich Probleme nicht auswachsen, sondern man früh etwas verändern und in bessere Bahnen leiten kann. Die Berater sind ja genau dafür da und sind froh, wenn sie Tipps geben können, dafür sind sie ausgebildet (es sind Kinder- und Familienpsychologen). LG

von Astrid am 23.05.2022, 12:34



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