Probleme mit klarer Erziehung

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Probleme mit klarer Erziehung

Liebe Frau Schuster, meine Tochter wird im Herbst 7 und wird im August eingeschult. Da sie leicht entwicklungsverzögert ist (im sozialen + emotionalen Bereich; wir machen schon lange Ergotherapie), wird sie oft mit ihren eigenen Grenzen konfrontiert und hat kein sehr gutes Selbstvertrauen. Auf der einen Seite lobe ich viel, auf der anderen muss ich viel schimpfen, weil sonst viele Abläufe gar nicht mehr funktionieren. Sie hört einfach nicht; wenn ich sie bitte, die Katze nicht zu ärgern oder sich morgens zu beeilen, ist ihre Antwort, ich habe nicht über sie zu bestimmen. Generell ist sie ein richtig ambivalentes Kind; unheimlich anhänglich, kommt nachts zu mir ins Bett und hat Ängste, ich könne sterben...dann wieder unheimlich willensstark, grenzüberschreitend und will sich nichts vorschreiben lassen. Mir fällt es schwer, da eine klare Erziehungshaltung zu finden. Wenn ich sie viel entscheiden lasse, ist sie offensichtlich überfordert. Z.B. sage ich ihr, dann und dann müssen wir morgens los (arbeite mit den Weckern wie von ihnen empfohlen), aber diese Freiheit wird ausgenutzt. Sie sitzt noch immer im Schlafanzug und teilt mir mit, sie WILL nicht in den Kindergarten (oder wo auch immer wir hinmüssen), und ich könne sie nicht zwingen und nicht über sie bestimmen. Also gibts Druck von mir, oder ich gehe einfach los und sie kommt brüllend mit Bürste und Schuhen in der Hand dann hinterher :o( Und sie WILL nicht zum Schwimmkurs, schreit alles über und bockt im Auto um dann Minuten später quietschvergnügt und stolz ihre Bahnen im Wasser zu ziehen. Oder mein Mann und ich haben die Regel beschlossen; es gibt nur 1 x am Tag Nutella. Obwohl diese Regel Bestand hat, wird gekreischt und wieder angegeben, sie liesse nicht über sich bestimmen, und wir hätten ihr nichts vorzuschreiben?! Ich könnte noch mehrere Beispiele nennen, die sich durch den ganzen Alltag ziehen. Für mich ist das superstressig, auf der einen Seite dieses klammerige Verhalten, auf der anderen Seite dieses bockige Pseudo-Freiheitsbestreben (anders kann ich es nicht nennen). Ich weiss auch nicht, wie ich ihr da helfen kann. Laut Ergotherapeutin ist der Rückstand ca. 1 Jahr, also kann dieses Verhalten eigentlich auch kein Trotzverhalten sein, was ein fast 6-Jähriges Kind ja auch nicht mehr hätte?! Üben wir vielleicht doch zu viel Druck aus...sie hat morgens ausreichend Zeit, sie hat nur 2 Termine in der Woche (Ergo und Schwimmen), und ich versuche, mich viel mit ihr zu beschäftigen, was sie manchmal wehement einfordert (ich darf dann phasenweise noch nicht mal aufs Klo!!!!), und manche Tage bin ich abgeschrieben und sie will nur mit Kindern spielen, was ja auch gut so ist. Zu erwähnen wäre auch noch, dass Änderungen des Alltags sie sehr verunsichern; das war schon immer so. Deswegen gibt es hier einen regelmässigen Ablauf, weil sie sonst völlig aus dem Ruder läuft. Und der Schulanfang steht ja auch vor der Tür, aber das geschilderte Verhalten ist schon lange an der Tagesordnung. Bitte entschuldigen Sie den langen Text. Vielleicht fällt ihnen ja noch etwas ein, wie wir unsere Erziehung verbessern könnten. Vielen Dank, Svenja

von svenja32 am 14.07.2011, 08:52



Antwort auf: Probleme mit klarer Erziehung

Hallo Svenja Dieser Satz wie: "Ihr habt über mich nicht zu bestimmen" wird vermutlich immer dann kommen, wenn Ihre Tochter selbst nicht weiter weiß und sie auf diese Weise ihre Unsicherheit zu überspielen versucht. Leider hilft da nur ein betont gelassenes Verhalten Ihrerseits mit Worten wie z.B.: "Natürlich haben wir über dich zu bestimmen. Du bist doch schließlich unsere Tochter und wir möchten, dass du ganz viel lernst um später tatsächlich mal ganz selbstständig sein zu können." Weisen Sie Ihre Tochter morgens (nach dem 1.Wecken) sachlich und ruhig darauf hin, dass das häufigere Wecken wieder abgeschafft wird, wenn es sowieso nichts nutzt und: in den Kiga wird sie die paar Wochen noch gehen müssen, da der Kiga-Besuch eine Vorbereitung auf die Schule ist! Um einen möglichst geregelten, wenig aufregenden Tagesablauf und um ein begründetes, möglichst konsequentes Verhalten werden Sie nicht herumkommen. Zur eigenen Entlastung überlegen Sie bitte einmal, einen Babysitter /Verwandten, Freund o.Ä. um die zeitweise Betreuung Ihrer Tochter zu bitten. Diese Fremdbetreuung bietet sich besonders als Hausaufgabenhilfe an, da erfahrungsgemäß Eltern dann als viel zu streng und "ätzend" angesehen werden, was die Motivation ganz bestimmt nicht positiv beeinflussen wird. Viel Kraft, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 14.07.2011



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Probleme bei der Erziehung, Vorschulkind kann Wut nicht gut kontrollieren

Hallo Frau Ubbens, ich habe leider große Sorgen bzgl. der Kindererziehung meiner Tochter (5,5 Jahre). Meine Tochter hatte immer schon einen starken Willen und wir hatten schon oft Probleme wegen ihrer Wutanfälle. Im Kleinkindalter könnten wir dies ja auch noch gut nachvollziehen, wenn alle Kinder trotzen und wütend werden können. Jetzt i...


Erziehung und lautes Kreischen

Hallo, ich würde gerne wissen, ab wann man ein Kind überhaupt erziehen kann. Es geht um folgendes: mein Kind ist 15 Monate alt und kreischt schrill und sehr laut, wenn er etwas möchte (herungetragen werden, Gegenstand bekommen, Aufmerksamkeit). Als er kleiner war, wollte ich dagegen nichts unternehmen, da mir klar war, dass er einfach noch zu klein...


Erziehung - Diverse Fragen Trotzphase usw.

Sehr geehrte Frau Ubbens, ich habe zwei Kinder (Tochter 6 Jahre) und (Sohn 2,5 Jahre). Aktuell geht es um meinen Sohn. Er hat ein starkes Selbstbewusstsein, Eigenwillen und hört nicht auf uns. Es ist nahezu täglich ein Kampf mit ihm. Mittlerweile spricht er 3 Wort Sätze. Ist vom Charakter offen. Bereits morgens, wenn es darum geht das Haus zu ve...


Erziehung

Hallo :) Ab wann beginnt denn Erziehung? Ich habe eine 8 Monate alte Tochter die jetzt langsam aber sicher ihren eigenen Kopf und Willen entwickelt. Beispielsweise wenn die etwas in der Hand hat und man ihr es weg nimmt dann schreit sie laut oder wenn sie im Kinderwagen sitzt und man sie zurück lehnen möchte schreit sie auch weil sie sitzen wil...


Erziehung mit 9 Monaten?

Guten Morgen, unsere Tochter ist jetzt genau 9 Monate, krabbelt und zieht sich überall hoch. Die Steckdosen sind gesichert, doch sie will immer wieder dort ran. Ich spreche sie dann an, hebe den Finger und sage "Nein, gefährlich". Sie stoppt kurz, lacht dann und versucht es immer wieder, bis ich sie weg setze. Dann krabbelt sie immer wieder hin....


Erziehung

Hallo, mein Kind ist 19 Monate alt und entdeckt gerade die Welt, freut sich an seiner Selbständigkeit. Er ist ein sehr hilfsbereites und fröhliches Kind. Wutanfälle gibt es sehr selten, meist nur wenn es müde ist. Zu meiner Person: Ich konzentriere mich derzeit nur auf mein Kind, bin also 24 h bei ihm. Vater ist auch anwesend, jedoch nicht so o...


Erziehung

Sehr geehrte Frau Ubbens Ich frage Sie hiermit um Rat . Mein Sohn ist 11 Monate alt. Er schreit und weint ständig, trotz dass er gegessen hat und die Windeln frisch sind . Wenn er etwas nicht bekommt, schreit und weint er sofort . Im Laufstall bleibt er nicht. Nicht eine Minute ! Wie kann ich ihm zeigen, dass er sich mehr mit sich bes...


Zweisprachige Erziehung möglich?

Hallo Frau Ubbens, wir erwarten bald ein Baby und wissen nicht so richtig, wie wir die Erziehung gestalten. Ich lebe seit fast 9 Jahren in Deutschland, meine Muttersprache ist Bulgarisch. Die Muttersprache von meinem Mann ist Deutsch, Bulgarisch kann er überhaupt nicht. Ich würde mir wünschen, dass mein Kind meine Muttersprache zumindest auf einem...


Wann und wie trösten im Rahmen der Erziehung? (3 Jahre)

Hallo Frau Ubbens, ich selbst wurde - meiner Meinung nach - mit relativ viel emotionalem Missbrauch erzogen. Weinen war im Grunde verboten und wurde bestraft. Wenn meine Eltern wütend waren und mich bestraft haben, wurden mir, wenn ich daraufhin geweint habe, Selbstsucht, Krokodilstränen, Manipulation usw. vorgeworfen und ich wurde für dieses "...


Erziehung

Hallo Fr.Ubbens, es ist bei uns eine Situation gespielt die ich nicht ganz in Ordnung finde. Unsere Tochter (bald 1 Jahr) ist selbständig Gehen angefangen. Sie hat mit ihrem Papa gespielt und er hat ihr augestanden geholfen damit sie zu mir zu Fuß geht. Ich war ein paar Meter entfernt und sie ist zu mir gegangen. Nach ca 2 Meter hat ihr Papa einen ...