Liebe Frau Schuster, meine Tochter wird im Herbst 7 und wird im August eingeschult. Da sie leicht entwicklungsverzögert ist (im sozialen + emotionalen Bereich; wir machen schon lange Ergotherapie), wird sie oft mit ihren eigenen Grenzen konfrontiert und hat kein sehr gutes Selbstvertrauen. Auf der einen Seite lobe ich viel, auf der anderen muss ich viel schimpfen, weil sonst viele Abläufe gar nicht mehr funktionieren. Sie hört einfach nicht; wenn ich sie bitte, die Katze nicht zu ärgern oder sich morgens zu beeilen, ist ihre Antwort, ich habe nicht über sie zu bestimmen. Generell ist sie ein richtig ambivalentes Kind; unheimlich anhänglich, kommt nachts zu mir ins Bett und hat Ängste, ich könne sterben...dann wieder unheimlich willensstark, grenzüberschreitend und will sich nichts vorschreiben lassen. Mir fällt es schwer, da eine klare Erziehungshaltung zu finden. Wenn ich sie viel entscheiden lasse, ist sie offensichtlich überfordert. Z.B. sage ich ihr, dann und dann müssen wir morgens los (arbeite mit den Weckern wie von ihnen empfohlen), aber diese Freiheit wird ausgenutzt. Sie sitzt noch immer im Schlafanzug und teilt mir mit, sie WILL nicht in den Kindergarten (oder wo auch immer wir hinmüssen), und ich könne sie nicht zwingen und nicht über sie bestimmen. Also gibts Druck von mir, oder ich gehe einfach los und sie kommt brüllend mit Bürste und Schuhen in der Hand dann hinterher :o( Und sie WILL nicht zum Schwimmkurs, schreit alles über und bockt im Auto um dann Minuten später quietschvergnügt und stolz ihre Bahnen im Wasser zu ziehen. Oder mein Mann und ich haben die Regel beschlossen; es gibt nur 1 x am Tag Nutella. Obwohl diese Regel Bestand hat, wird gekreischt und wieder angegeben, sie liesse nicht über sich bestimmen, und wir hätten ihr nichts vorzuschreiben?! Ich könnte noch mehrere Beispiele nennen, die sich durch den ganzen Alltag ziehen. Für mich ist das superstressig, auf der einen Seite dieses klammerige Verhalten, auf der anderen Seite dieses bockige Pseudo-Freiheitsbestreben (anders kann ich es nicht nennen). Ich weiss auch nicht, wie ich ihr da helfen kann. Laut Ergotherapeutin ist der Rückstand ca. 1 Jahr, also kann dieses Verhalten eigentlich auch kein Trotzverhalten sein, was ein fast 6-Jähriges Kind ja auch nicht mehr hätte?! Üben wir vielleicht doch zu viel Druck aus...sie hat morgens ausreichend Zeit, sie hat nur 2 Termine in der Woche (Ergo und Schwimmen), und ich versuche, mich viel mit ihr zu beschäftigen, was sie manchmal wehement einfordert (ich darf dann phasenweise noch nicht mal aufs Klo!!!!), und manche Tage bin ich abgeschrieben und sie will nur mit Kindern spielen, was ja auch gut so ist. Zu erwähnen wäre auch noch, dass Änderungen des Alltags sie sehr verunsichern; das war schon immer so. Deswegen gibt es hier einen regelmässigen Ablauf, weil sie sonst völlig aus dem Ruder läuft. Und der Schulanfang steht ja auch vor der Tür, aber das geschilderte Verhalten ist schon lange an der Tagesordnung. Bitte entschuldigen Sie den langen Text. Vielleicht fällt ihnen ja noch etwas ein, wie wir unsere Erziehung verbessern könnten. Vielen Dank, Svenja
von svenja32 am 14.07.2011, 08:52