Probleme mit 22-monatiger Tochter

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Probleme mit 22-monatiger Tochter

Ich bin inzwischen ratlos, wie ich noch mit meiner Tochter (22 Monate) umgehen soll. Sie gehorcht überhaupt nicht, was zu erheblichem Zeitverlust im Tagesablauf und somit auch zu häufigen Spannungen führt. Leider half mir die Lektüre von Dreikurs „Kinder fordern uns heraus“ und „Jedes Kind kann Regeln lernen“ von einer anderen Autorin nicht sehr viel weiter. Besonders der Vorschlag, das Kind mit den natürlichen Folgen seinens Verhaltens zu konfrontieren, fällt mir in der Umsetzung oft schwer. Wenn sie sich zum Beispiel nicht freiwillig anziehen läßt (sie läuft weg, wenn ich sie fange, wehrt sie sich nach Kräften, kratzt, schlägt aus...), kann ich ja nicht ohne sie aus dem Haus gehen und auch nicht mit einem nackten Kind....Ich habe schon so getan, als verließe ich die Wohnung ohne sie, worauf sie mir weinend nachrannte und sich für dieses eine Mal auch anziehen ließ, leider ohne jeden weiteren Erfolg. Entsprechend der genannten Lektüre sind wir bereits in einen Machtkampf verwickelt, aus dem ich selber bislang nicht herausgefunden habe. Ich liebe meine Tochter, aber inzwischen nervt es mich auch gewaltig, dass sie mich von früh bis spät kontrolliert und auch jedes Gespräch zwischen meinem Mann und mir erfolgreich zu stören vermag. Sie war ein zartes Frühgeborenes, dem ich vielleicht wirklich zu viel verwöhnende Fürsorge zuteil werden ließ. Inzwischen ist sie fast so groß wie eine 3-jährige und durchaus fit. Da mein Mann ein Programm nach dem Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ unterlief, gehe ich noch heute mit ihr zu Bett bis sie eingeschlafen ist. Das dauert seit einiger Zeit manchmal „ewig“, so dass ich die Abende hauptsächlich mit ihr und nicht mit meinem Mann verbringe. Eine Zeitlang ging es ganz gut so: 8.00 aufstehen, 13.30 Mittagschlaf, 21.00 Bett. Jetzt ist sie mittags nicht mehr richtig müde, hält es aber doch nicht bis wenigstens 19.00Uhr aus, sondern schläft gegen 17.00, wo sie geht oder steht ein, nicht ohne vorher um ihre Nuckelmilch gebrüllt zu haben. Sie kann dann aber natürlich noch nicht durchschlafen und wir sind dann bis mindestens 23.00 mit ihr „gesegnet“. Nachts schläft sie bei mir im Bett und verlangt bei jedem Aufwachen teilweise noch die Brust, meist jetzt aber ihre Milchflasche. Sie trinkt nachts zwei Flaschen Milch! Wenn ich die Milch verdünne zum Abgewöhnen, weckt sie mich umso häufiger. Wenn ich die Milch ganz versage gibt es ein Riesengebrüll- und das Wand an Wand mit nicht gerade wohlmeinenden Nachbarn! Tagsüber ist mir auch schon die Hand ausgerutscht, wenn sie trotz mehrfacher Anmahnung Sachen willkürlich kaputtgemacht hat. Ein weiteres Problem ist, dass sie sich auf verkehrsreichen Straßen nicht führen läßt (ich sie also in den Buggy schnallen muß) und sie somit vom Spaziergang doch nur wenig Bewegung abbekommt... Oder sie läuft mir im Supermarkt davon, empfindet dies als lustiges Spiel, im Einkaufswagen steigt sie aus und bringt sich somit auf diese Weise in Gefahr. Laut meinen Schilderungen muß sie jetzt als unausstehliches Monster erscheinen. So ist es natürlich nicht, aber hilflos bin ich manchmal schon und danke schon vorab für Ihre Antwort! Grüße von Andrea

Mitglied inaktiv - 12.12.2000, 14:27



Antwort auf: Probleme mit 22-monatiger Tochter

Hallo Andrea Ihre Tochter wird Sie solange provozieren, bzw. austesten, wo ihre Grenzen liegen, bis sie merkt: bis hierher und nicht weiter! Setzen Sie sich durch; natürlich nicht, ohne Ihren Wunsch vorher zu begründen. Lässt sie sich nicht anziehen, zeigen Sie ihr (ohne zu schlagen, versteht sich), wer der Stärkere ist: Es wird sich angezogen, weil wir einkaufen gehen und damit BASTA! Bleiben Sie möglichst gelassen, auch wenn`s in Ihrem Inneren anders aussieht! Erklären Sie ihr, dass sie tagsüber gerne soviel Milch trinken kann, wie sie mag, dass es für die Nacht aber nur ungesuessten Tee oder Wasser gibt, damit nicht alles voll kleckert. Halten Sie konsequent durch -auch wenn sie vor lauter Wut weint! Sprechen Sie vorher mit den Nachbarn über Ihr Vorhaben. Fragen Sie sie nach der Erziehungsmethode, die sie anwenden würden. So fühlen sie sich an Ihrem Problem beteiligt und zeigen vielleicht etwas mehr Verständnis!- Auf verkehrsreicher Strasse ist es unbedingt erforderlich, dass Ihre Tochter an Ihrer Hand geht. Wehrt sie sich mit allen Mitteln, nehmen Sie sie konsequent nur noch im Buggy mit oder halten Sie sie trotz aller Proteste an der Hand. Das sieht dann manchmal für die übrigen Passanten etwas "brutal" aus; aber letztendlich haben Sie die Verantwortung, Ihren Schatz in eine sichere Selbständigkeit zu führen und nicht die Anderen! Setzen Sie sich konsequent aber liebevoll durch, damit Ihre Tochter lernt, dass es Grenzen und Regeln gibt, die sie einzuhalten hat. Starke Nerven, Gelassenheit und: bis bald?

von Christiane Schuster am 13.12.2000



Antwort auf: Probleme mit 22-monatiger Tochter

Liebe Andrea, da kommt mir vieles bekannt vor. Mein 26 Monate altes Töchterlein war auch ein zartes Frühgeborenes. Jetzt ein willenstarkes Teufelchen (na, nicht immer). Schlafen war schon immer ein Problem. (Tröste Dich: "Jedes Kink kann schlafen lernen" ist nichts für alle Kinder, bei uns gings nicth) Die nächtliche Flasche liess sich abgewöhnen durch tröstendes herumtragen (3Nächte). Ist schon länger her. Sie hat jeztz die Milchflasche nur beim Einschlafen, nachts braucht sie manchmal die Wasserflasche. Seit 4 Nächten schläft sie im eigenen Bett ! Und es war gar kein Problem, hatte sie ein paar Wochen vorher schon immer mittags in ihr Bett gelegt. Nein, Durchschlafen tut sie noch nicht, aber ich bin erstmal froh, daß der eine Schritt funktioniert hat. "Gehorchen" fällt einem Trotzkind natürlcih schwer. Die besten ERfahrungen hab ich gemacht, mit sehr bestimmtem Auftreten, bei Dingen die ich nicht will. Umziehen ? Da gibt es keine Diskussion. Ich bleibe ruhig, erkläre vielleicht:Du weißt doch alle Leute ziehen sich an wenn sie aufgestanden sind. Und mache ansonsten von meiner Köperkraft Gebrauch *g*. Ich glaube mit den Konsequenzen des eigenen Handelns sind Kinder in dem Alter oft noch überfordert (zB im Schlafanzug in den Supermarkt nehmen, das würde meiner Tochter nichts machen, sie bekäme höchstens einen sSchnupfen). Angemessene Folgen für unerwünschtes Handeln suche ich immer, so zB: es wird mit der Gabel auf dem Tisch herumgekratzt, dann nehm ich halt die Gabel weg usw.. Klar, bin auch schon ein paar Mal geplatzt, aber am besten ist wirklich ruhig bleiben und sofort ganz eindeutig zeigen, was nicht erwünscht ist. Höre mich jetzt an wie eine superkonsequente Rabenmutter. Bin aber eher vom Naturell her das Gegenteil, deshalb war es auch teilweise ziemlich schwierig für mich konsequentes Verhalten zu lernen. Ich achte auch darauf, daß meine Tochter viel selber bestimmen kann. Denke in dem Alter ist es sehr wichtig, daß sie beides lernt: mein Wille wird respektiert, aber ich muß bei manchen Sachen auch den der anderen respektieren. Und wir dürfen glaube ich auch nicht erwarten, daß sie von heute auf morgen gut "hören". Das braucht seine Zeit und die Trotzphase ist ein sehr wichtiger Entwicklungsschritt, bei dem Kinder viel lernen (die Erwachsenen allerdings auch manchmal. Grüße und Alles Gute, Jenny

Mitglied inaktiv - 12.12.2000, 17:05



Antwort auf: Probleme mit 22-monatiger Tochter

das Mitteilen Deines Erfahrungsvorsprungs! Es tut so gut zu hören, dass es noch andere Kinder gibt, die nicht so "pflegeleicht" sind und sich trotzdem vieles auch einfach mit der Zeit bessert. Das habe ich gottlob auch schon erlebt. Auch Deine Ermutigung, in notwendigen Situationen einfach besser "hinzustehen", wird mir nach Deinem Beitrag wieder leichter fallen! Es ist tatsächlich so, dass ich mir bei konsequentem Durchsetzen auch als ungute Rabenmutter vorkam, aber die Konsequenz ja letztlich auch wieder dem Kind zugute kommt, indem man mehr entspannte Zeit miteinander verbringen kann. Herzlichen Dank nochmals und Grüße von Andrea

Mitglied inaktiv - 13.12.2000, 19:48



Antwort auf: Probleme mit 22-monatiger Tochter

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Mitglied inaktiv - 13.12.2000, 19:51