Oma-Problem-lang

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Oma-Problem-lang

Liebe Frau Schuster, unsere Tochter Jana ist 3 Jahre alt, geht seit Oktober in den Kindergarten und ist ein sehr lebhaftes, fröhliches aber auch extrem eigensinniges Kind. Sie will z.B.-ausser sie sagt, dass man es darf- nicht angefasst werden und nichts essen oder anziehen, das sie nicht mag und sie sagt auch offen ihre Meinung. Da unser oberstes Prinzip -schon als sie noch ein Baby war- immer war, dass sie dies selbst bestimmen darf, haben wir kein Problem damit. Unsere Erziehung beruht auf der natürlichen Konsequenz, wenn sie z.B. etwas zu essen ablehnt, dass sie sonst immer mochte, so muss sie das nicht essen, darf aber als Alternative nur Joghurt, Obst, Brot, Gemüse essen. Wir haben zwar auch unsere Machtkämpfe -z.Z. sind es Schimpfworte- aber sie arten nicht aus und allgemein herrscht bei uns ein gemütliches Klima. Unser Problem ist die Oma. Wir wohnten ca. ein Jahr neben meinen Schwiegereltern (Jana war 15 Mon. - 27 Mon. alt) und sie sah es als Recht und Pflicht, sich in die Erziehung einzumischen. Sie tituliert unsere Tochter schon immer als "Mein Püppchen" und zwingt sie, auf ihren Arm zu kommen bzw. hebt sie einfach hoch. Jana schlägt dann um sich und sagt -z.Z. ganz neu- die Oma wäre "eine alte Schlampe". Die Oma lacht dann und sagt, wenn Jana sich so benähme, dann würde sie -die Oma- Jana nicht mehr auf den Arm nehmen u.ä.. Wenn ich etwas sage, dann wird das völlig ignoriert und mein Mann traut sich seiner Mutter gegenüber zu keiner Kritik. Trotzdem möchte Jana ihre Oma besuchen, denn natürlich frage ich unsere Tochter vorher und zwinge ihr keinerlei Besuche auf. Nach einem Samstag nachmittag bei der Oma war sie abends furchtbar traurig, weinte und fragte mich dann:" Warum darf die Oma mich einfach hauen?" Ich fiel aus allen Wolken, denn ausser einem Klaps in den drei Jahren wurde Jana von uns noch nie bestraft. Ich wusste nur, dass der Opa recht rüde mit Jana umgeht. Er hat sie z.B. gleich vom Sofa geschubst, als sie noch keine zwei Jahre alt war, nur weil sie sich freute, ihn zu sehen und zu ihm aufs Sofa klettern wollte. Sein einziger, zu mir gerichteter, empörter Kommentar war:"Die hat ja noch ihre dreckigen Schuhe an!" womit ich wie immer die Schuld bekam. Mein Mann versprach mir zwar, mit seiner Mutter und seinem Vater zu reden, aber ich habe immer das Gefühl, dass -selbst, wenn er dies tut- es völlig egal ist. Der Opa hat z.B. unsere Tochter, als sie spastische Bronchitis und Krupp-Anfälle hatte, bewusst mit seiner Pfeife angepafft und gesagt, dass hätte seinen Kindern auch nichts geschadet. Dies waren auch entscheidende Gründe für unseren Umzug-wir wohnen seit Juni 2000 30 km von den Großeltern entfernt. Mein Problem ist: Alle Bekannten, mit denen ich rede, finden, ich würde übertreiben und das Verhalten der Großeltern -wovon ich seitenweise weitere Berichte anfügen könnte- sei doch nicht weiter schlimm, wichtiger wäre, dass das Kind seine Großeltern hätte. Da ich als Kind zu den Eltern meiner Mutter keinen Kontakt hatte, finde auch ich Großeltern für Kinder sehr wichtig. Ich befürchte nur, dass es den Großeltern nicht wirklich um das Kind geht, sonst würden sie doch wenigstens auf ihre Gesundheit Rücksicht nehmen, von ihren Gefühlen ganz zu schweigen. Als die Mutter meiner Schwiegermutter starb, hatte ich z.B. den Eindruck, dass die Oma den körperlichen Kontakt zu Jana brauchte bzw. dies in meinen Augen ein Missbrauch war, denn das Kind selbst wollte nicht die ganze Zeit getragen und geknuddelt und geküsst werden, weshalb ich zu dem Zeitpunkt den Kontakt zur Oma für fast drei Monate abbrach. Zu welchem Verhalten den Großeltern gegenüber würden Sie raten? Den Kontakt nur noch auf gleichzeitige Anwesenheit der Eltern beschränken? Sollte ich nochmals mit ihnen reden, obwohl ich persönlich dies schon mehrfach versucht habe? Dies ist auch ständiger Streitpunkt zwischen meinem Mann und mir, der sich immer gleich als der "Schuldige" betrachtet, obwohl ich diesen Eindruck vermeiden möchte und ihm auch keine Schuld gebe. Ich möchte auch meiner Tochter gegenüber nicht als die Böse dastehen, denn natürlich bekommt sie von der Oma auch immer viele Geschenke, was wohl ein Grund für Jana sein könnte, die Oma besuchen zu wollen. Ich würde mich sehr über ihre Stellungnahme und vor allem Begründung freuen. Vielleicht bekomme ich dann auch eher Klarheit über meine zwiespältigen Gefühle. Herzlichen Dank!!

Mitglied inaktiv - 25.02.2001, 01:27



Antwort auf: Oma-Problem-lang

Hallo Julia Es kommt leider sehr häufig vor, dass es diese Konflikte zwischen den Generationen gibt, obwohl jeder Beteiligte nur das Beste möchte und sicherlich nicht die Absicht hat, Jemandem körperlichen oder seelischen Schaden zufügen zu wollen. Die Großeltern sind -eben, weil sie andere Vorstellungen haben, aber dennoch zur Familie gehören- für unsere Kinder eine sehr wichtige Erfahrung. Sie haben teilweise andere Vorstellungen von Erziehung, usw., weil sie ihre eigenen Erfahrungen, von denen sie geprägt wurden, in einer anderen Zeit gesammelt haben, genauso wie Sie und Ihr Mann die derzeitigen Gegebenheiten für gut befinden und auf Grund Ihres Alters viele Dinge gelassener sehen, aber auch viele Dinge einfach nicht akzeptieren können. Versuchen Sie einen Kompromiss zu schließen und reden Sie, als Diejenige mit größerer Flexibilität einmal mit Ihrer Schwiegermutter "von Frau zu Frau". So wird die Oma Das aus ihrer Generation kennen.(Erziehung ist Frauensache!). Sie wird sich sicherlich geehrt fühlen, wenn Sie versuchen, Sie möglichst diplomatisch um einen erzieherischen Rat zu bitten.- Dabei können Sie durchaus Ihre eigenen Vorstellungen von Erziehung mit einbringen und die Oma über gelesene Buch-Texte oder Berichte von Freunden oder dem Kinderarzt informieren. Besprechen Sie mit ihr Gegebenheiten, in denen Sie der Oma entgegen kommen können, bzw. fragen Sie sie nach Handlungen, in denen sie bereit ist auf Ihre Methoden einzugehen. Informieren Sie sie aber auch über Dinge, die Sie auf keinen Fall dulden werden, und begründen Sie Diese. Sie muß in diesem liebevollen Gespräch einfach begreifen können, dass letztendlich Sie und Ihr Mann es sind, die die Verantwortung übernommen haben, Jana in eine sichere Selbständigkeit zu führen. Zeigen Sie Verständnis dafür, dass weder Sie die Methoden der älteren Generation voll akzeptieren können noch die Älteren in der Lage sind, Ihre Ansichten vollständig zu übernehmen. Können Sie sich gar nicht irgendwo im Mittelfeld treffen, sollte Ihnen Ihr Mann und Ihre Tochter näher stehen als die Großeltern.- Regen Sie ein diplomatisches Gespräch unter 4Augen an. Viel Erfolg und: bis bald?

von Christiane Schuster am 26.02.2001



Antwort auf: Oma-Problem-lang

Großeltern ist?! Da stellt man sich alles so schön vor. Denkt, es ist für alle eine Freude, wenn man ein Kind bekommt, und dann solche Probleme. Und das alles nur, weil Großeltern oft so uneinsichtig und kein bischen daran interessiert sind, wie die Eltern sich die Erziehung ihrer Kinder vorstellen. Ich kann Euren Umzug gut verstehen. Wobei 300 km besser gewesen wäre :O). Bei der Pfeifengeschichte ist mir hier schön der Hut hochgegangen. Tut mir leid, aber der Opa tickt jawohl nicht mehr ganz richtig. Ich finde (ich glaube zu finden, ist nämlich wirklich schwierig dieses Thema), daß Dein Mann noch etwas mehr hinter Dir stehen müßte. Es kann nicht Deine Aufgabe sein, seine Eltern auf solche Sachen hinweisen zu müssen. Ich finde mit den eigenen Eltern kann man offener sprechen. Und wenn die Konsequenz wäre, daß Ihr die Großeltern fast gar nicht mehr besucht, dann wäre ich an Deiner Stelle einfach nur froh. Großeltern hin, Großeltern her. Sowas wird ja nicht besser. Und solange sie sich so verhalten? Ansonsten ist es wohl das Beste (aus meiner Sicht), wenn Ihr immer da bleibt, wie Du ja schon schreibst, und nicht das Kind alleine bei Ihnen laßt. So mache ich es auch, obwohl meine Eltern längst nicht soooo krass drauf sind. Bei uns gab es aber auch so einiges, was ich nicht ok finde. Und weil ich mich besser fühle, wenn ich meine Tochter nicht alleine lasse, bleibe ich auch immer dort. Ich lese dann eben. Wobei meine Eltern das nun nicht anders kennen. Wenn Du das jetzt einführst, kannst Du dir wahrscheinlich erstmal schön was anhören. Es tut mir wirklich leid, daß Du dich mit einem solchen Mist rumärgern mußt. Ich kann mir das alles sehr gut vorstellen. Viele Grüße und einen Berg Gelassenheit sendet Dir Tanja

Mitglied inaktiv - 25.02.2001, 20:41



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