Liebe Frau Schuster, unsere Tochter Jana ist 3 Jahre alt, geht seit Oktober in den Kindergarten und ist ein sehr lebhaftes, fröhliches aber auch extrem eigensinniges Kind. Sie will z.B.-ausser sie sagt, dass man es darf- nicht angefasst werden und nichts essen oder anziehen, das sie nicht mag und sie sagt auch offen ihre Meinung. Da unser oberstes Prinzip -schon als sie noch ein Baby war- immer war, dass sie dies selbst bestimmen darf, haben wir kein Problem damit. Unsere Erziehung beruht auf der natürlichen Konsequenz, wenn sie z.B. etwas zu essen ablehnt, dass sie sonst immer mochte, so muss sie das nicht essen, darf aber als Alternative nur Joghurt, Obst, Brot, Gemüse essen. Wir haben zwar auch unsere Machtkämpfe -z.Z. sind es Schimpfworte- aber sie arten nicht aus und allgemein herrscht bei uns ein gemütliches Klima. Unser Problem ist die Oma. Wir wohnten ca. ein Jahr neben meinen Schwiegereltern (Jana war 15 Mon. - 27 Mon. alt) und sie sah es als Recht und Pflicht, sich in die Erziehung einzumischen. Sie tituliert unsere Tochter schon immer als "Mein Püppchen" und zwingt sie, auf ihren Arm zu kommen bzw. hebt sie einfach hoch. Jana schlägt dann um sich und sagt -z.Z. ganz neu- die Oma wäre "eine alte Schlampe". Die Oma lacht dann und sagt, wenn Jana sich so benähme, dann würde sie -die Oma- Jana nicht mehr auf den Arm nehmen u.ä.. Wenn ich etwas sage, dann wird das völlig ignoriert und mein Mann traut sich seiner Mutter gegenüber zu keiner Kritik. Trotzdem möchte Jana ihre Oma besuchen, denn natürlich frage ich unsere Tochter vorher und zwinge ihr keinerlei Besuche auf. Nach einem Samstag nachmittag bei der Oma war sie abends furchtbar traurig, weinte und fragte mich dann:" Warum darf die Oma mich einfach hauen?" Ich fiel aus allen Wolken, denn ausser einem Klaps in den drei Jahren wurde Jana von uns noch nie bestraft. Ich wusste nur, dass der Opa recht rüde mit Jana umgeht. Er hat sie z.B. gleich vom Sofa geschubst, als sie noch keine zwei Jahre alt war, nur weil sie sich freute, ihn zu sehen und zu ihm aufs Sofa klettern wollte. Sein einziger, zu mir gerichteter, empörter Kommentar war:"Die hat ja noch ihre dreckigen Schuhe an!" womit ich wie immer die Schuld bekam. Mein Mann versprach mir zwar, mit seiner Mutter und seinem Vater zu reden, aber ich habe immer das Gefühl, dass -selbst, wenn er dies tut- es völlig egal ist. Der Opa hat z.B. unsere Tochter, als sie spastische Bronchitis und Krupp-Anfälle hatte, bewusst mit seiner Pfeife angepafft und gesagt, dass hätte seinen Kindern auch nichts geschadet. Dies waren auch entscheidende Gründe für unseren Umzug-wir wohnen seit Juni 2000 30 km von den Großeltern entfernt. Mein Problem ist: Alle Bekannten, mit denen ich rede, finden, ich würde übertreiben und das Verhalten der Großeltern -wovon ich seitenweise weitere Berichte anfügen könnte- sei doch nicht weiter schlimm, wichtiger wäre, dass das Kind seine Großeltern hätte. Da ich als Kind zu den Eltern meiner Mutter keinen Kontakt hatte, finde auch ich Großeltern für Kinder sehr wichtig. Ich befürchte nur, dass es den Großeltern nicht wirklich um das Kind geht, sonst würden sie doch wenigstens auf ihre Gesundheit Rücksicht nehmen, von ihren Gefühlen ganz zu schweigen. Als die Mutter meiner Schwiegermutter starb, hatte ich z.B. den Eindruck, dass die Oma den körperlichen Kontakt zu Jana brauchte bzw. dies in meinen Augen ein Missbrauch war, denn das Kind selbst wollte nicht die ganze Zeit getragen und geknuddelt und geküsst werden, weshalb ich zu dem Zeitpunkt den Kontakt zur Oma für fast drei Monate abbrach. Zu welchem Verhalten den Großeltern gegenüber würden Sie raten? Den Kontakt nur noch auf gleichzeitige Anwesenheit der Eltern beschränken? Sollte ich nochmals mit ihnen reden, obwohl ich persönlich dies schon mehrfach versucht habe? Dies ist auch ständiger Streitpunkt zwischen meinem Mann und mir, der sich immer gleich als der "Schuldige" betrachtet, obwohl ich diesen Eindruck vermeiden möchte und ihm auch keine Schuld gebe. Ich möchte auch meiner Tochter gegenüber nicht als die Böse dastehen, denn natürlich bekommt sie von der Oma auch immer viele Geschenke, was wohl ein Grund für Jana sein könnte, die Oma besuchen zu wollen. Ich würde mich sehr über ihre Stellungnahme und vor allem Begründung freuen. Vielleicht bekomme ich dann auch eher Klarheit über meine zwiespältigen Gefühle. Herzlichen Dank!!
Mitglied inaktiv - 25.02.2001, 01:27