Geburtsschock?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Geburtsschock?

Sehr geehrte Frau Schuster, halten Sie es für möglich, dass ein 5-jähriges Kind durch einen nicht verarbeiteten Geburtsschock und die ebenso traumatische Zeit danach (Brutkasten mit Antibiotika-Gabe über den Kopf, später im KH Schreien ohne schnelle Hilfe nachts, meine Unfähigkeit mit einem danach sehr anstrengenden Kind umzugehen etc.) die Fähigkeit verloren haben kann, Beziehungen aufzubauen? Bei meinem Sohn wurde dies von einer Heilpraktikerin (klass. Homöopathie) vermutet, da er seit er z. B. mit anderen Kindern Kontakt hat, diese zwar begeistert begrüsst aber danach nur ärgert und Schlimmeres! Genauso spielt er intensiv mit seinem Papa Lego und die beiden bauen ein tolles Schiff - sobald die Spielrunde beendet ist, wird das Schiff durch ein Kanonenfeuer total zerstört. Mein Sohn ist sehr redegewandt und erzählt blumig irgendwelche Geschichten über seine Gefühle aber alles klingt so unecht! Auch wenn er sagt, er habe uns so lieb klingt es mehr danach, als ob dies das ist was er mal gehört hat aber nicht, was er wirklich fühlt, einfach "aufgesetzt" Es gibt noch eine Reihe anderer Situationen, in welchen man einfach nicht glauben mag was er tut, er macht sich alles kaputt indem er alle vor den Kopf stösst und dabei völlig unbeteiligt bleibt. Also, kann es ein solches "Beziehungsunvermögen als Schutz" durch eine schwere Geburt geben? Und kann dies so lange anhalten? Vielen Dank im voraus für Ihre Mühe Simone K.

Mitglied inaktiv - 23.01.2001, 22:13



Antwort auf: Geburtsschock?

Hallo Simone Auch wenn ich weder Kinderarzt, noch Gynäkologe noch Psychologe bin, glaube ich schon, dass durch eine schwere Geburt Defizite auftreten können, die sich z.B. darin äußern, dass das Kind Schwierigkeiten hat, Beziehungen aufzubauen. Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass durch gezielte Therapie in vielen noch so kleinen Schritten diese Defizite aufgearbeitet werden können. Haben Sie schon mal mit Ihrem Kinderarzt darüber gesprochen, der Sie ggf. an einen Psychologen, Ergotherapeuten o.Ä. weiterleiten kann? Es gibt heute so viele Möglichkeiten, die Sie unbedingt ausschöpfen sollten um diese Defizite zu beheben. Geben Sie sich nicht mit der Feststellung dieser "Abweichung von der Normalität" zufrieden. Kämpfen Sie, damit Ihr Sohn es bald einfacher haben wird, sich in unserer Gesellschaft akzeptiert, anerkannt und wohl zu fühlen. Setzen Sie möglichst umgehend "alle Hebel in Bewegung", damit Ihr Sohn noch vor seiner Einschulung eine angemessene Förderung erhält. Sie können sich auch gleich ans Gesundheitsamt wenden, die Sie sicherlich gerne in allen Fragen zu einer möglichen Therapie beraten und unterstützen werden. Informieren Sie mich über die Maßnahmen, damit wir ggf. gemeinsam anderen Familie weiter helfen können? Nur Mut und: bis bald?

von Christiane Schuster am 24.01.2001



Antwort auf: Geburtsschock?

Wollte noch folgende Punkte erwähnen: 1. Sebastian erkennt keinerlei Autorität an, er ist zu Erwachsenen (Fremden und Bekannten) oft frech und vorlaut, was er aber sicherlich nicht bei uns abgeschaut haben kann. Ich achte sehr auf einen höflichen und freundlichen Umgangston. Auch mit ihm bin ich nie herablassend ich respektiere seine Persönlichkeit sehr. 2. Er hatte nie Heimweh nach uns wenn er mal bei Oma und Opa war, wollte nicht mal mit uns telefonieren. 3. Sebastian ist auch schon als ganz Kleiner ohne irgendwelche Probleme bei für ihn wildfremden Menschen geblieben. Im Zuge einer gemeinsamen Kur musste er zeitweise in den dortigen Kindergarten. Alle Mamis wurden mal aus den Vorträgen geholt, nur meiner brüllte wenn ich ihn abholen kam und das von Anfang an, da war er 1 3/4 Jahre alt. 4. Sebastian achtet nie darauf, ob er uns noch sieht wenn wir unterwegs sind. Er taucht in eine Menschenmenge ein (z. B. Markt) ohne einmal umzusehen ob wir noch da sind und wäre spurlos verschwunden. Das alles kann doch bei einem damals noch etwa 2 - 3jährigen Kind nicht normal sein und es hat sich bis heute nicht geändert, er ist jetzt wie gesagt 5!

Mitglied inaktiv - 24.01.2001, 08:30