Frage: Langsam hasse ich mein Kind

Gute. Tag Frau Ubbens, mein Sohn (2,5) treibt mich in den Wahnsinn... Er ist vergangenes Jahr großer Bruder geworden und kommt noch immer nicht mit der Situation zurecht obwohl der meiste Tag sich um ihn dreht und das kleine Geschwisterchen „mitläuft“. Anziehen ist täglich ein Kampf (morgens und abends) sowie Zähne putzen, essen möchte er auch nichts mehr was ich gekocht habe, in seinem Bett will er auch nicht mehr schlafen. Er tritt und haut seine Schwester. Und eigentlich ist er ein eher zurückhaltender schüchterner Typ. Ich habe schon so viel versucht - streng, freundlich, spielerisch - aber es hilft kaum und ganz ehrlich bin ich auch nicht der Typ der alles und den ganzen Tag spielerisch gestalten kann und will. Ich habe auch schon einiges zum Thema „artgerechte“ Erziehung gelesen und auch versucht umzusetzen. Aber dennoch werden Dinge in den Momenten in denen er überfordert ist an die Tür/Wand geworfen so das diese nun beschädigt sind, Möbel beschädigt und und und Er ist auch kein Kuschler den man in solchen Situationen in den Arm nehmen kann und „alles ist wieder gut“. So langsam hasse ich das alles und langsam möchte ich auch schon gar keine Zeit mehr mit ihm verbringen. Ich versuche ihm wirklich viel Liebe und Empathie entgehen zu bringen... aber zurück kommt nur dieses furchtbare Benehmen. Was kann ich tun dass sich das alles bessert? Beste Grüße Eve

von Eve131 am 11.05.2021, 13:03



Antwort auf: Langsam hasse ich mein Kind

Liebe Eve, Ihr Sohn ist scheinbar überfordert mit der Gesamtsituation. Zum einen muss er Mamas und Papas Aufmerksamkeit teilen, Rücksicht nehmen, warten, während das Baby gefüttert, gewickelt usw. wird und fast nie hat Mama alleine für ihn Zeit. Dazu kommt die Trotzphase, in der Grenzen ausgelotet werden. Auch wird er Ihre Anspannung spüren. Alles zusammen bringt für Ihren Sohn viel Frust, was sich ins seinem Benehmen widerspiegelt. Nach Möglichkeit teilen Sie sich als Eltern gerne regelmäßig auf, damit Ihr Sohn auch alleinige Aufmerksamkeit bekommt. Ggf. kann vielleicht auch eine Oma oder ein Opa regelmäßig Zeit mit Ihrer Tochter verbringen, so dass Sie sich um Ihren Sohn kümmern können. Binden Sie Ihren Sohn in die täglichen Arbeiten mit ein. Er kann beim Tisch decken das Besteck zum Tisch bringen, die Kissen schön auf das Sofa legen, mit einem Kinderbesen die Küche fegen, beim Kochen die Kartoffeln angeben usw.. Ihr Sohn wird stolz darauf sein, dass er seiner Mama helfen kann. Loben Sie ihn gerne, wenn er gut mitgemacht hat. Sie schreiben, dass Ihre Tochter "nur" mitläuft und sich viel um Ihren Sohn dreht. Kinder können dies aber noch nicht unterscheiden. Ihr Sohn sieht altersbedingt nur, dass die Schwester immer da ist und er keine oder wenig Zeit mit Mama alleine hat. Planen Sie fürs Anziehen und Zähneputzen genügend Zeit ein, damit Sie entspannt bleiben können und sich dies auf Ihren Sohn übertragen kann. Bei den Mahlzeiten stellen Sie die einzelnen Komponenten auf den Tisch. Ihr Sohn kann aussuchen, ob er Gemüse, Kartoffeln und Fleisch oder beispielsweise nur Kartoffeln essen möchte. Mag er sich für nichts entscheiden, hat er keinen Hunger und er bekommt später noch einmal etwas angeboten. Die meisten Kinder stört es nicht, wenn das Essen kalt ist. Ggf. lassen Sie Zwischenmahlzeiten weg, damit Ihr Sohn zu den Hauptmahlzeiten auch wirklich Hunger hat. Gönnen Sie sich kleine Auszeiten. Gehen Sie alleine spazieren, radfahren o.ä.. Gerne darf sich der Papa auch mal alleine um die Kinder kümmern. Oder die Großeltern oder eine Freundin haben zwischendurch mal ein halbes Stündchen Zeit. Es wird Ihnen gut tun, die Seele baumeln zu lassen und Kraft zu tanken. Gut tun würde Ihnen sicherlich auch eine Familienberatung (können Sie auch alleine aufsuchen). Oftmals bieten Stadt, Landkreis, Awo, Caritas und andere Institutionen diese kostenlos an. Es kann helfen, damit Sie wieder gelassener mit Ihrem Sohn umgehen können. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 12.05.2021