Kraftausdrücke / Weinerleichkeit

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Kraftausdrücke / Weinerleichkeit

Hallo, mein Sohn (knapp 4 Jahre) geht seit März in den Kindergarten. Seit kurz vor den Sommerferien sind Kraftausdrücke an der Tagesordnung, mal mehr mal weniger. Außerdem haben wir gerade ein "Hörproblem", d.h. er hört gar nicht richtig zu wenn wir ihm was erklären/sagen wollen sondern macht einfach weiter. Man muß schon fast schreien um ihn zu erreichen. Im Kindergarten war heute genau das selbe, er hat beim Anziehen den Jungen neben ihm nur geärgert, er hat ihn gebeten es doch bitte sein zu lassen was er dann aber nicht gemacht hat. Die Konsequenz wr, er mußte in den großen Raum zurück, sich dort anziehen und durfte dann erst zum gemeinsamen Singen wieder raus. Es scheint auch geholfen zu haben, er kam dann an der Hand der Erzieherin aus dem Kindergarten heraus. Das nächste ist, er ist in letzter Zeit furchtbar weinerlich, wegen jeder Kleinigkeit fängt er an zu weinen. Außerdem möchte er wieder bei uns im großen Bett schlafen. Seit 3 Monaten ist seine kleine Schwester (9 Monate) mit im Kinderzimmer, er im Stockbett (etwas wiederwillig) oben, sie im unteren Bett. Hängt das mit dem Wachstum zusammen, oder ist das so eine Phase??? ich weiß mir manchmal echt nicht zu helfen. Danke Elke Speidel

Mitglied inaktiv - 28.11.2000, 21:03



Antwort auf: Kraftausdrücke / Weinerleichkeit

Hallo Elke Versuchen Sie Ihre Wünsche gegenüber Ihrem Sohn möglichst in "normalem" Tonfall zu äußern. Je lauter Sie werden umso sicherer ist Ihr Sohn,dass Sie sich ärgern, was ihn noch mehr reizen wird um auszuprobieren, wie weit er gehen kann.- Wiederholen Sie Ihren Wunsch ein 2.Mal, falls er es scheinbar überhört hat. Reagiert er immer noch nicht,wird er wie ein ganz kleines Kind an die Hand oder auf den Arm genommen, und es wird ihm geholfen die Dinge so zu erledigen, wie Sie es von ihm gewünscht haben. Sprechen Sie mit ihm vorher über Ihre Vorgehensweise, und erklären Sie ihm, warum Sie so vorgehen werden. Verhalten Sie sich liebevoll aber konsequent! So lernt er auch zu Hause -ähnlich wie bei dem Vorfall im Kindergarten-, dass es Grenzen und Regeln gibt, an die er sich zu halten hat. Seine Anhänglichkeit kann schon mit einer Entwicklungsphase zusammenhängen, mit der er allein noch nicht fertig wird, und für deren Bewältigung er die Hilfe seiner vertrautesten Bezugspersonen benötigt. Es kann aber auch sein, dass er sieht, wie viel häufiger Sie sich mit seiner kleinen Schwester beschäftigen. Dass es sich dabei um die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse handelt, wie Füttern, Wickeln, Anziehen, usw. kann er auch mit 3Jahren noch nicht erkennen, sodass sich ein ganz klein wenig Eifersucht breit macht. Mit seiner Weinerlichkeit möchte er auf sich aufmerksam machen um genau so viel Zuwendung zu erhalten wie seine Schwester. Machen Sie ihm deutlich, was er schon alles kann und darf gegenüber seiner Schwester. Nehmen Sie sich regelmäßig einmal am Tag ein wenig ausschließlich für ihn Zeit und reden Sie mit ihm darüber. Sparen Sie nicht mit Lob, wenn er für Sie kleine Aufgaben erledigt hat, wie Kissen aufschütteln, Pudding rühren, usw. Geben Sie ihm manchmal das Gefühl Ihr Partner zu sein, und fragen Sie ihn um Rat, was denn heute z.B. gekocht werden soll, welche Strampler die Schwester anziehen könnte, ob das Badewasser die richtige Temperatur hat, usw. So wird er sich sehr gross, vernünftig und unentbehrlich vorkommen und seine Eifersucht schnell vergessen haben.- Dass er z.ZT. viele Kraftausdrücke aus dem Kiga mit nach Hause bringt, ist eine ganz natürliche Phase, auf die sich alle Eltern einstellen müssen. Erklären Sie ihm die Schimpfworte und machen Sie ihm deutlich, dass sie meist gar nicht zu der akuten Begebenheit passen. Ein Beispiel: "Arschloch ist etwas, das Jeder an einer ganz bestimmten Stelle hat. Deshalb kann niemand so genannt werden.Vielleicht fällt dir ein treffenderes Wort ein.? Dieser Ausdruck wird so schnell uninteressant werden und aus dem Wortschatz Ihres Sohnes verschwinden (um einem Anderen Platz zu machen). Sehen Sie`s gelassen; die Phase geht vorüber!- Verhalten Sie sich möglichst konsequent und bleiben Sie meist möglichst "cool", werden Sie Ihren Sohn bestimmt ohne grössere Probleme in eine sichere Selbständigkeit führen. Bewahren Sie Ruhe und: bis bald?

von Christiane Schuster am 29.11.2000