Konsequenz interessiert sie nicht

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Konsequenz interessiert sie nicht

Hallo Frau Schuster, meine Tochter ist gerade zwei geworden und unser Zusammenleben läuft zur Zeit katastrophal: Sie testet von früh bis spät meine Schmerzgrenze aus und trotzt herum. Hier ein ganz kleiner Auszug des gestrigen "Programms": NEIN, ich will den Schlafanzug nicht ausziehen => unter Gebrüll haben wir sie dennoch angezogen, damit wir sie mit dem Fahrrad zur Kita bringen konnten. Im Schlafanzug im Fahrradanhänger wäre es zu kalt gewesen. NEIN, ich will keine Zähneputzen => sie hat damit noch nie Erfolg gehabt - zwei Mal am Tag putzen wir einem zappelnden, tretenden Kind die Zähne, so sanft dies unter diesen Umständen noch geht. Lieder singen, Geschichten erzählen, Erst-wir-dann-Sie-selbst, Wir-putzen-auch mit, Wir-putzen-bei-ihr-und-sie-bei-uns, bei befreundeten Kindern zuschauen, das alles hilft ein, zwei Mal und dann nicht mehr. NEIN, ich will die Treppen zur Wohnung nicht hinauflaufen - trag mich! => Sie muss selbst in den zweiten Stock hoch. Gestern habe ich mir eine halbe Stunde Zeit dafür gelassen, Fang-meine-Füße gespielt, sie darf den Schlüssel hochtragen, ihr das eingeforderte Kuscheln für oben in der Wohnung versprochen, bin selbst vorangeganen, etc. Vor ein paar Wochen hat sie sich im Wutanfall selbst die Treppe hinuntergestürzt und eine riesige Beule auf der Stirn eingehandelt. NEIN, ich stelle meine Schuhe nicht an die Garderobe => Meine Reaktion: Wenn du die Schuhe nicht aufgeräumt hast, können wir uns nicht zum Essen an den Tisch setzen. Letztendlich habe ich ihr dann statt des gewünschten von ihr selbst mitgebackenen Rosinenbrötchens nur eine Reiswaffel angeboten, weil ich sie nicht mit ihrem Hunger erpressen möchte. Das hat sie eiskalt durchgezogen, obwohl sie Reiswaffeln nur in Notfällen isst (der nächste Stein des Anstoßes war dann, dass ich ihr Reiswaffel auf der falschen Farbe Teller vorgesetzt habe...*seufz*) Wenn sie wütend wird, schmeißt sie gerne mit Spielsachen um sich. Sachen, mit denen sie um sich schmeißt, werden ihr weggenommen und aus ihrer Reichweite geräumt. Das lässt allerdings völlig kalt. Schimpfen => interessiert sie nicht, dreht sich demonstrativ weg, kein Blickkontakt Kuscheln, den Frust verstehen => Schön für sie, aber sie tut danach dennoch nicht, was sie soll Brücken bauen => du trägst einen Schuh, ich den anderen: ablehnende Reaktion! Aufmerksamkeit entziehen => interessiert sie nicht bzw. sie geht zum nächsten Unfug über. Ich vermute, sie will mit ihrem Verhalten Aufmeksamkeit erhalten - aber die hat sie sowieso fast ungeteilt von uns. Ich vermute eher, sie erhält zuviel Aufmerksamkeit, Verständnis und ungeteilte Zuwendung von uns. Nur wie soll es klappen strenger zu sein, wenn sie Konsequenzen einfach nicht interessieren? Wir hören immer wieder privat und aus der Kita, dass unsere Tochter eine erstaunlich klare Vorstellung davon hat, was sie will und was nicht und dies auch gut zu artikulieren weiß. Im Zusammensein mit anderen ist sie aber oft wie ausgewechselt und das liebste Kind der Welt. Andere Autoritäten scheint sie eher zu akzeptieren oder aber die Leute gehen auf jeden ihrer Wünsche ein. Was kann ich tun? Danke und Grüße Ranunkel07

Mitglied inaktiv - 04.11.2009, 12:28



Antwort auf: Konsequenz interessiert sie nicht

Hallo Ratsuchende Da Ihre Tochter in ihrer Entwicklung insgesamt den Gleichaltrigen um Einiges voraus zu sein scheint, überlegen Sie bitte einmal, ob sie evtl. in häuslicher Umgebung unterfordert ist und aus diesem Grund mehr Ihrer Aufmerksamkeit geradezu einfordert. Abhilfe ließe sich dann schaffen, indem Sie mit ihr z.B. zusätzlich einen Schwimmkurs oder eine andere (Eltern-)Kind-Gruppe besuchen. Da sie beschriebenes Verhalten überwiegend bei Ihnen zeigt, rate ich Ihnen -wie Sie teilweise auch bereits praktizieren- Ihre Tochter vor die Wahl zu stellen: entweder, sie zieht sich SELBER an usw. oder Sie werden ihr helfen MÜSSEN, weil der Kiga beginnt, die Zähne sonst kaputt gehen usw.! Vermeiden Sie möglichst ein Schimpfen, da es vermutlich Ihre Tochter nur noch mehr zum Testen ihrer Grenzen, sowie Ihrer Reaktionen anregen wird. Loben Sie verstärkt jedes noch so geringe, selbstständige Tun, da jedes Lob bekanntlich zu mehr Eigenständigkeit anregt. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 05.11.2009



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