Kita Eingewöhnung- bin emotional total fertig

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Kita Eingewöhnung- bin emotional total fertig

Liebe Frau Ubbens, heute war die erste Trennung von meinen 16 monatigen Sohn. Hier kurz zu unserer Vorgeschichte. Mein Sohn und ich haben (nach meinem Empfinden eine sehr gute Bindung). Er hat in der Vergangenheit immer angefangen zu weinen, wenn ihn jemand auf dem Arm genommen hat und wollte wieder zur Mama. Ich selber hatte eine recht bescheidene Kindheit und große Probleme mit dem Loslassen. (darum bin ich u.a. auch gerade in Behandlung) Ich hatte mit der Kita-Leiterin besprochen, dass wir eine sanfte Eingewöhnung vollziehen und jeden so viel Zeit wie nötig gegeben wird. (die Erzieherin selber war nicht um Gespräch dabei, aber die Leiterin hat es ihr wohl alles übermittelt...) Nun, nach dem 5 Tag sollte (so hat die Erzieherin gesagt läuft es dort) die erste Trennung statt finden. Heute war diese erste Trennung und ich muss ehrlich zugeben, dass ich ziemlich überrumpelt wurde, weil besprochen wurde, dass wir solch eine Trennung erst dann machen, wenn mei. Sohn einen Bezug zur Erzieherin aufgebaut hat. Es ging alles so schnell, dass ich hilflos zusehen musste und in eine Art Schockzustand verfallen bin. Die Erzieherin nahm mein Kind und ging nach draußen und sagte kurz zu mir, dass ich jetzt rausgehen soll. Ich ging und konnte mich aber nicht einmal mehr verabschieden bzw sagen, dass Mutti kurz auf WC geht. Mein Sohn weinte komischerweise nicht, erst am Ende der 10 Minuten rief er dann Mama und hatte Tränen in den Augen. Ich bin völlig fertig und total überfordert mit dieser Situation. Ich sagte zu der Leiterin, dass ich das nicht ok fand, dass ich mich noch nicht mal verabschieden konnte und dass sie so schnell durchboxen möchte. Sie meinte darauf, dass wir jetzt mal einen Cut machen müssten, weil mein Sohn in meiner Gegenwart sich nicht an die Erzieherin gewöhnen wird... Ich hatte das ein Tag vorher mit meinen Partner besprochen und wir waren beide der Meinung, dass das alles viel zu schnell geht und unser Sohn erstmal einen Bezug braucht und dies zusammen mit der Mutter als feste Bezugsperson gemacht wird. Nun stelle ich mir folgende Fragen: 1. Warum hat mein Sohn nicht geweint? Ich meine, ich finde das gut, aber es verletzt mich auch enorm, weil ich dachte, dass wir eine enge Bindung haben. Ich habe Angst, dass ich mit der heutigen Situation unsere Bindung gestört habe, weil das nicht gut ist, wenn die Mutti auf einemal weg ist. Und 2. Wie soll ich mich in dieser Situation verhalten? Besprochene wird nicht berücksichtigt und nach Schema F der Kita vorgegangen. Ich fühle mich damit miserabel.

von MutterliebeLS89 am 14.06.2022, 12:46



Antwort auf: Kita Eingewöhnung- bin emotional total fertig

Liebe MutterliebeLS89, meine Vorrednerin hat schon sehr gut und richtig geantwortet. Ihr Sohn hat eine gute Bindung zu Ihnen. Er hat nicht geweint, weil er darauf vertrauen kann, dass Sie für ihn da sind, wenn er Sie braucht. Geben Sie ihm die Chance, selbständig zu werden und sich von Ihnen zu lösen. Immer mit dem Hintergrund, dass er ein gutes Gefühl dabei hat, weil er weiß, dass Sie für ihn da sind, wenn er Sie braucht. Seit Ihrer Anfrage sind womöglich zwei weitere Eingewöhnungstage vergangen. Konnten Ihr Sohn und Sie sich auf kurzzeitige Trennungen einlassen? Wie läuft es ab, wenn Sie mit in der Kita sind? Bestenfalls sitzen Sie am Rand des Raumes und Ihr Sohn kann entscheiden, ob er bei Ihnen sitzen möchte oder sich frei im Raum bewegt und spielen geht. Wichtig ist, dass Sie "uninteressant" werden, sprich, nicht ununterbrochen Angebote machen, damit er sich lösen mag. Horchen Sie in sich rein, ob "nur" Sie sich nicht lösen können oder auch Ihr Sohn sich noch nicht lösen kann. Wenn es Ihnen zu schwer fällt, kann vielleicht der Papa oder eine Oma die Eingewöhnung übernehmen? Wichtig ist, dass Ihr Sohn Ihre Unsicherheit nicht spürt. Er wird diese sonst möglicherweise übernehmen und sich aus dem Grund mit der Trennung schwer tun. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 16.06.2022



Antwort auf: Kita Eingewöhnung- bin emotional total fertig

Ichglaube, du verwechselst "gute Bindung" mit "muss immer Mama dabei haben (wollen)". Evt. auch, weil deine eigene Kindheit nicht so toll war meinst du, eine gute Bindung entsteht dadurch, dass Mama immer mit dabei ist. Eine gute Bindung entsteht aber dadurch, dass ein Kind darauf vertrauen kann, dass Mama da ist, wenn Kind es braucht. In den ersten 10 Minuten der Trennung hat dein Kind dich eben nicht gebraucht - weil es weiß, dass es ich auf dich verlassen kann. Und als es dich nach 10 Minuten brauchte, warst du zuverlässig da. Die Kita hat Recht, wenn sie bei einem guten Verlauf der Eingewöhnung, einen Trennungsversuch macht. Insbesondere, wenn die Eltern (Vater oder Mutter) in bester Absicht sonst so lange immer mit dabei sein wollen würden, dass ihr Kind gar keine Beziehung zu einer Betreuerin aufbauen kann. Dazu muss einKind nämlich auch die Möglichkeit haben - die hat es aber nur, wenn es denn auch mal ohne Mama sein darf. Diese 10 minütige Trennung von dir hat ganz sicher nicht eure Bindung geschädigt. Ich glaube - sorry, wenn ich das so hart sage - DU musst evt. eher mit der Trennung klarkommen als euer Kind. Nur macht eine Mutter, die sich selbst nicht trennen mag/kann, es ihrem Kind natürlich schwer, zu anderen Vertrauen aufzubauen. Du meinst das sicher nur gut, aber ich glaube, du musst daran arbeiten, dein Kind auch mal loslassen zu können. Ich vermute, die KIia hat dich deswegen auch "überrumpelt", weil sie gemerkt haben, dass bei einer Frage an dich, du den Versuch sicher eher abgelehnt hättest.

von cube am 14.06.2022, 14:52



Antwort auf: Kita Eingewöhnung- bin emotional total fertig

Die werden kommen - und dann soll es darum gehen, dass Kind sich auch von einer Erzieherin beruhigen und trösten lassen kann. Trennungsschmerz ist normal und der "Trick" ist ja, das Kind lernt, damit umzugehen. Indem es sich auch auf andere Bezugspersonen einlassen kann. Das geht aber nicht, wenn du sofort parat stehst und der Erzieherin und deinem Kind damit die Möglichkeit nimmst, sich aufeinander einzulassen. Lässt sich ein Kind nicht nach 10-15 Minuten beruhigen, holt man die Mutter wieder dazu. Aber ja, du solltest dich schon mal darauf einstellen, dass euer Kind auch weinen könnte und du nicht sofort zur Stelle sein sollst. Bist du bereit, auch los zu lassen? Wenn nicht, wird die Eingewöhnung eher unter einem schlechten Stern stehen. Sorry für die für d ih vielleicht hart klingenden Worte - aber eine erfolgreiche Eingewöhnung hat ganz viel damit zu tun, ob eine Mutter überhaupt Willens ist, anderen die Aufgaben zu überlassen, die sie bisher immer selbst übernommen hat. Die Kita hat eigentlich alles richtig gemacht: es lief gut, man hat für 10 min getrennt, dich dann wieder dazu geholt. Normalerweise würde man jetzt eben diese Trennungszeit immer weiter ausbauen. Wenn alles gut läuft, wirst du vielleicht schon nach 2 Wochen "nicht mehr gebraucht". Damit solltest du dich auseinander setzen. Denn wie ich oben schon schrieb habe ich gerade den Eindruck, dass du eigentlich eine gute Bindung daran festmachen würdest, dass dein Kind sofort nach dir weint, wenn du mal nicht da bist und sich auch nicht von anderen beruhigen lässt.

von cube am 14.06.2022, 15:11



Antwort auf: Kita Eingewöhnung- bin emotional total fertig

Darf ich noch eine Frage anschließen: warum soll dein Sohn in die Kita gehen? Ist es, weil du wieder arbeiten gehen oder mehr Freiraum möchtest? Oder weil "es alle so machen"? Ich finde nämlich, dass frühe Fremdbetreuung (und damit meine ich U3 Betreuung) heute oft ungerechtfertigter Weise als Goldstandard in der Erziehung angesehen wird. Man bekommt manchmal das Gefühl vermittelt, man würde dem Kind etwas vorenthalten, wenn man es in den ersten Lebensjahren noch Zuhause betreut. Dabei brauchen Kinder in dem Alter noch gar nicht zwingend eine Gruppe von Kindern um sich. Es genügt ihnen, wenn sie auf dem Spielplatz, im Bekanntenkreis, in einer Spielgruppe oder beim Kinderturnen etc. Kontakte knüpfen dürfen. Man darf nicht vergessen, dass die frühe institutionalisierte Betreuung nicht eingeführt und ausgebaut wurde, weil Experten herausgefunden haben, dass sie für die kindliche Entwicklung das Optimum ist, sondern weil viele Mütter (und Väter) nach der Geburt schnell wieder in den Beruf einsteigen möchten oder müssen. Wenn das bei dir der Fall ist, darfst du darauf vertrauen, dass die Erzieher bestens ausgebildet und kompetent sind, sodass es deinem Sohn in der Einrichtung gut gehen und an nichts fehlen wird. Wenn das bei dir nicht der Fall ist, darfst du euch aber auch noch ein Jahr oder mehrere Jahre Betreuung Zuhause gönnen und musst kein schlechtes Gewissen dabei haben.

von Yvon am 17.06.2022, 14:00



Antwort auf: Kita Eingewöhnung- bin emotional total fertig

Damit hast du Recht, mit dem, was du geschrieben hast. Wenn ich es mir leisten könnte, dann würde ich gerne noch etwas länger mit meinem Sohn zu Hause bleiben. Mein Partner steht da leider nicht ganz hinter mir. Er findet, dass es keine besonderen Gründe gibt, warum er nicht schon in die Kita gehen kann. Finanziell würde er dies wahrscheinlich nur begrenzt unterstützen. Ich selber wüsste nicht, wie man länger zu Hause bleiben könnte und trotzdem finanziell e Unterstützung erhalten kann. Meine Elternzeit ist ja leider schon ausgeschöpft.

von MutterliebeLS89 am 17.06.2022, 21:58



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Kindergarten Eingewöhnung

Sehr geehrte Frau Ubbens, mein Sohn ist jetzt 30 Monate alt und ist jetzt zur Eingewöhnung im Kindergarten. Die erste Woche war ich mit da und an einem Freitag, da wurde er von der Erzieherin gefragt, ob ich mal spazieren gehen darf und er sagte ja. Da konnte ich eine halbe Stunde wegbleiben und erst als ich wiederkam, hat er geweint. Di...


Eingewöhnung Kita

Guten Tag Frau Ubbens! Mein Sohn ist 13 Monate alt und wird seit dem 11.9. in der Kita eingewöhnt. Es geht sehr sehr schleppend voran- er lässt mich nicht weg, klebt förmlich an mir. Heute war der erste Trennungsversuch seit langem und er hat nur gebrüllt. Die Erzieherin meinte, er hat ohne Tränen geweint, was ihrer Meinung nach dafür spricht, das...


Kita-Eingewöhnung ohne Fortschritte, was kann ich tun?

Hallo Frau Ubbens, Unser Sohn ist 14 Monate alt und wird seit fast 3 Wochen in eine Krippe eingewöhnt. Die Erzieherinnen sind 2 Tagesmütter und die Krippe hat maximal 5 Kinder momentan im Betreuung. Unser Sohn war und ist schon immer sehr Mama-fixiert und willensstark, aber er ist auch offen und freundlich und spielt zuhause sehr gern und ist ...


Kita-Eingewöhnung zieht sich, keine Besserung in Sicht

Liebe Frau Ubbens, unsere Tochter ist jetzt 12 Monate. Wir haben mit der Eingewöhnung in der Kita bereits am 1. September gestartet. Ihr großer Bruder geht in dieselbe Kita. Anfangs lief es gut, die Trennungszeit wurde sukzessive gesteigert bis wir bei drei Stunden waren (8:30-11:30). Zwischendurch waren wir leider alle abwechselnd krank, sod...


Eingewöhnung Kindergarten Trennungsangst

Liebe Frau Ubbens, wir haben Mitte September mit der Eingewöhnung unseres 3 jährigen Sohnes in den Kindergarten begonnen. Die erste Woche ist super verlaufen. Wir könnten sogar schon kurzzeitige Trennungen durchführen. Sowohl davor als auch danach war unser Sohn fröhlich. Dann hat unser Sohn leider eine Magen-Darm-Grippe bekommen und hat dadurc...


Kita Eingewöhnung

Hallo Frau Ubbens, unser Sohn Emil (16 Monate) geht nun seit 4 Wochen zur Eingewöhnung in die Krippe. Leider macht er gar keine Fortschritte. Da ich in 4 Wochen nun wieder arbeiten muss, bin ich langsam am Verzweifeln. Ich würde Ihnen auch gern das Vorgehen der Eingewöhnung schildern. Ich bin damit sehr unzufrieden. Der erste Tag der Einge...


Kita Eingewöhnung klappt einfach nicht

Guten Tag , Es geht um meinen 17 monate alten Sohn. Die Kita Eingewöhnung bringt mich zum verzweifeln . Wir sind am 10.08.2023 gestartet mit der Eingewöhnung nach Berliner Modell . Die ersten Tage war super , dann kam die Trennung und ab da ging es Berg ab . Er hat dort nur geweint . Wir sind dann zurück gerudert und ich war über 2 Wochen den ...


Eingewöhnung

Guten Tag liebe Sylvia. Möchte mein Problem erläutern und hoffe das du mir helfen kannst. Meine Tochter ist 22 Monate alt. Sie ist in eine liebevolle Familie geboren. Mit zwei Sprachen aufgewachsen- russisch und türkisch. Zu Hause sprechen wir nur die beiden Sprachen. Ich würde sagen Sie versteht beide Sprachen nur sprechen selber tut sie nicht...


Kindergarten Eingewöhnung schlechtes Gefühl

Hallo. Mein Sohn wird genau Mitte April 3 Jahre. Er ist ein wilder, frecher, fröhlicher Bub mit vielen Flausen im Kopf, sorglos. Er ist sehr fixiert auf mich. Wenn ich duschen will, rennt er mir sofort schreiend hinterher, obwohl sein Papa währenddessen bei ihm ist zum Spielen. Er fängt an sich zu Hause zu langweilen und von daher war es eigentlich...


Eingewöhnung Krippe, kindliche Aggression

Liebe Frau Ubbens,   Wir haben zwei Kinder (5 und 2), das Dritte ist unterwegs. Unsere kleine geht nun seit Anfang Januar in die Krippe. Ich habe sie zwei Tage, Donnerstag und Freitag, eine Zeit lang begleitet. Nach dem Wochenende, ab Montag, ist sie alleine in die Krippe, täglich eine gewisse Zeit mehr, bis sie dann ab Donnerstag, also e...