Kindergartenfrust! Sehr langer Text, Endschuldigung!

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Kindergartenfrust! Sehr langer Text, Endschuldigung!

Hallo Frau Schuster, mein Sohn ist zwar kein Kleinkind (in dem Sinne) mehr aber ich weiß nicht an wen ich mich sonst hier wenden kann. Seit dem mein Sohn (4 1/3) in den Kindergarten geht (seit letztes Jahr Sommer) hat er sich extrem verändert, nach über einem Jahr kann ich es jetzt mit Gewissheit sagen das es mehr oder weniger am Kindergarten liegt! Angefangen hat alles damit das mich die Erz. nach paar Monaten fragte ob irgendetwas bei uns zu Hause sei, abgesehen davon das es sie ja nichts im Geringsten angeht, verneinte ich dies natürlich (es war ja auch nichts mein Mann und ich sind glücklich) wobei sie weiß das wir selbständig sind deshalb auch schon mal Oma "herhalten" muss um auf Tim auf zu passen. Tim ist das von Baby an gewohnt, es hat ihm nie etwas ausgemacht das Mama und Papa nicht rund um die Uhr Zeit für ihn haben. Jedenfalls meinte die das Tim ein sehr traurigen Eindruck macht, ziemlich oft in sich gekehrt ist. Natürlich sprang ich darrauf an wie ein Mopet, ich machte mir ernsthafte Sorgen, wobei Tim zu Hause nie traurig ist, jedenfalls machte er uns nicht den Eindruck als sei er dies. Was mir nur von Anfang an auffiel ist das es in dieser Einrichtung einfach nicht mit rechten Dingen zugeht. Heute vermute ich ganz stark das Tim einfach mit der Situation nicht fertig wurde. Es war IMMER wahnsinnig laut (heute noch) die Einrichtung verfügt nur über eine Gruppe von 25 Kindern mit 2 Erz. und eine Praktikantin, die Kinder dürfen frei endscheiden was sie tun und was sie machen - dementsprechend geht es dort auch zu ohne Sinn und Verstand. Die Lautstärke ist schon extrem. Zur Zeit des Kigaeintritts meines Sohnes waren ein paar Kinder verrückt auf Michael Jackson, nichts gegen den Pop Idol aber was hat "Bad" in voller Lautstärke im Kindergartenflur zu suchen. Abgesehen davon das sich die tanzenden 6-jährigen ständig in die Genitalien fassten. Natürlich machte das mein Sohn schnell nach, was dann von der Erzieherin aber anders aufgefasst wurde "Tim fasst sich ständig an seinen Penis und sagt es tut ihm weh!" Diese Phase war ziemlich heftig, ständig und überall fasste sich mein Sohn an den Penis und sagte "mein Pipimännchen tut weh!" natürlich als Druckmittel! Wieder machte ich mir große Sorgen, schließlich meinte ja die Erz. das Tim vielleicht ein Problem mit seinem Penis habe, das sie nicht gefragt hat ob wir unseren Sohn misshandeln war alles - ich war schockiert! SIe meinte glatt sie könne mir eine Adresse eines Kinderpsychologen geben! Das Thema Penis hat sich irgendwann von selbst gelegt. Beim letzten Elternsprechtag meinte die Erz. das Tim ein Kind sei was man nicht bemerkt, er also gerne "vergessen" wird im groben Sinne. Er fordert nicht so wird er auch nicht gefördert das vermute ich mittlerweile, denn irgendwie habe ich das Gefühl das er sich nicht weiter entwickelt. Ferner sagte sie das Tim immer etwas mehr Zeit braucht als alle anderen Kinder sagte es auch so wehleidig, dabei ist Tim (zumindest zu Hause) ein sehr wissbegieriges und hilfsbereites Kind, flippt gerade zu aus wenn wir basteln und ist endtäuscht wenn ich ihn vergesse zu rufen wenn ich anfange zu kochen. Er war immer schon ein aufgewecktes Kind, war eigendlich immer schon mit allem eher früher als andere Kinder in seinem Alter - deshalb verstehe ich nicht wie die Erz. dazu kommt zu sagen das Tim schwerfällig ist. Hinzu kam dann die Bombe seit dem lässt es mir keine Ruhe mehr das mein Kind in der falschen Einrichtung ist. Irgendwie kamen wir auf das Thema Höflichkeit bzw. Bitte und Danke. Die Erz. meinte ganz entrüstet das hier die Kinder kein Bitte und Danke sagen müssen (abgesehen davon das sie ja dier jenige ist die es als ZWANG ansieht und das natürlich auch den Kindern scheinbar übermittelt!) Original Zitat: "Wenn ein Kind mich anlächelt reicht mir das als Danke, - oder wenn ein Kind freundlich sagt gib mir Milch

Mitglied inaktiv - 20.10.2000, 18:27



Antwort auf: Kindergartenfrust! Sehr langer Text, Endschuldigung!

Hallo Michaela Nicht nur Sie scheinen mit den Erziehungsvorstellungen des Kiga nicht übereinzustimmen. Auch Ihr Sohn wird zunehmend unzufriedener. Da rate ich Ihnen dringend, die Einrichtung zu wechseln. Viele Kinder kommen erst mit 5Jahren in den Kiga, da das letzte Jahr vor dem Schuleintritt das entscheidende Jahr ist. Besonders werden dann das Sozialverhalten und die Konzentrationsfähigkeit gefördert. Die Wissensvermittlung ist in erster Linie die Aufgabe der Lehrer. Zwar gehöre ich schon zum "uralten Eisen", dafür habe ich aber auch schon die vorwiegend negativen Ergebnisse der sogenannten antiautoritären Erziehung von Beginn an mit verfolgen können.- Wie soll ein Kind sich sicher orientieren können, wenn es nie erfahren und lernen kann, dass es Grenzen und Regeln gibt, die eingehalten werden müssen um ein friedliches Miteinander überhaupt erst zu ermöglichen? Diese quasi Orientierungslosigkeit wird Tim in seiner Einrichtung erfahren haben. Das wird ihn unsicher gemacht haben, sodass er sich mehr und mehr zurückzieht.- Suchen Sie sich eine Einrichtung, die Ihren Vorstellungen eher entspricht. Ziehen Sie einen Wechsel evtl. nach den Osterferien/Weihnachtsferien in Betracht und reden Sie mit Tim schon jetzt darüber. Schauen Sie mit ihm gemeinsam eine Alternativ-Einrichtung an, sagen Sie ihm, worauf dort besonders geachtet wird und schildern Sie ihm den Wechsel in den schillerndsten Farben. Sie werden ihn mit Ihrer Begeisterung anstecken, und er wird sich genau so wie Sie freuen, mit vielen netten Erziehern und auch Kindern zusammen zu kommen, die ähnliche Vorstellungen haben, wie sie in Ihrer gewohnten, häuslichen Umgebung zu finden sind. Zögern Sie nicht. Es ist in erster Linie Ihre Verantwortung, Ihren Sohn möglichst sicher und zufriedenin die Selbständigkeit zu führen. Bis bald?

von Christiane Schuster am 21.10.2000