Kind verhaltensgestört?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Kind verhaltensgestört?

Hallo Frau Schuster! Eigentlich lasse ich mich selten verunsichern was meine Erziehung angeht aber manchmal nagt es nach einer blöden Bemerkung von anderen auch an mir. Zur Sache : meine Tochter ( 3 ) ist zur Zeit im Krankenhaus wg. Brechdurchfall. Der Papa ist bei ihr, weil wir auch noch ein Neugeborenes haben. Nun ist meine Tochter ein kleines "Sensibelchen" und gleichzeitig doch recht impulsiv. Weil sie bei diversen medizinischen Aktivitäten nun nicht "kooperierte" und mit extremen Schreien / Kreischen ( wirklich laut! ), Luft anhalten und ähnlichen Dingen ( ständig "lass mich" rufen, auf Boden schmeißen ) reagierte, wurden wir von der Kinderkrankenschwester darauf hingewiesen, das unser Kind wohl ein psychisches Problem hätte und wir mal zum Psychiater müssten! Leider kann der Papa sie aus solchen Situationen auch nicht richtig rausholen, weil er da selber immer bißl durchdreht. Meiner Meinung nach ist meine Tochter aber halt einfach in dem Alter wo solche Ausraster auftreten , noch dazu in einer fremden, beängstigenden Situation?!?! Ich versuche dann halt immer zu deeskalieren... Muss eine Schwester nicht einfach auch wissen das die Kinder total gestresst sind im KH? Oder bin ich doch "betriebsblind" und meine Tochter ist verhaltensauffällig wegen solch heftigen Ausrastern? Es gibt halt oft nur "schwarz oder weiß" in ihrem Verhalten. Bin bißl am Zweifeln... Danke schon mal

Mitglied inaktiv - 30.10.2008, 20:36



Antwort auf: Kind verhaltensgestört?

Hallo Ratsuchende Bitte machen Sie sich keine Sorgen! Ihre Tochter hat durchaus altersgerecht reagiert, weil sie noch überhaupt nicht verstehen kann, was im Krkhs mit ihr geschieht und was die vielen "Fremden" von ihr wollen. Sie wird sich erschrocken haben und hat sich daraufhin mit Händen und Füßen gewehrt, da Kleinkinder sehr spontan handeln und Ihre Tochter sich mit 3 Jahren noch nicht gleichzeitig ausreichend sprachlich äußern konnte. Um ihr langfristig die Angst vor dem Krankenhaus zu nehmen, rate ich Ihnen, sie ausführlich über die dortige Arbeit zu informieren und ihr zu verdeutlichen, dass dort Fachleute HELFEN wollen. Schaut sie sich gerne Bilderbücher an, empfehle ich Ihnen: "Ich weiß was vom Krankenhaus". Weitere Bilderbücher zu diesem Thema finden Sie z.B. unter: http://www.amazon.de/s/ref=dp_srsubj_entry?ie=UTF8&index=books-de&field-keywords=Krankenhaus%3B%20Bilderbuch Die Krankenschwester stand vermutlich unter Zeitdruck, was allerdings keine Entschuldigung ist, da sie die Kinderseelen verstehen müßte, wenn sie Kinder behandelt.- Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 31.10.2008



Antwort auf: Kind verhaltensgestört?

Hallo, ich glaube, die Schwester war arg gestresst und kam mit der Situation nicht zurecht. Und es ist leider allzu menschlich, sich dann nicht an die eigene Nase zu fassen, sondern schnell dem Kind die Schuld in die Schuhe zu schieben und ihm unnormales Verhalten zu unterstellen. Dann ist man fein raus und fühlt sich gut. Und die armen Eltern, die eh schon Angst haben in dieser Krankenhaus-Atmosphäre, gucken dann noch verunsicherter. Das ist eine ziemlich miese Tour von der Schwester, deren Aufgabe es ja ist, sich aufs Kind einzustellen, beruhigend einzuwirken und Ideen zu entwickeln, wie man jetzt gemeinsam mit den Eltern beim Kind die Angst aus der Situation herausnehmen kann. Ich habe so etwas Ähnliches auch mal erlebt: Mein erster Kinderarzt untersuchte meine Tochter im Alter von sechs Wochen (U 3). Weil er sie ziemlich grob untersuchte, weinte sie vor Angst sehr. Das kratzte wohl an seiner männlichen Chauvi-Ehre und er behauptete, mein Kind (ein fast neugeborener Säugling) sei "ja total hysterisch!", so etwas habe er noch nie erlebt. Du kannst Dir denken: Ich war nur einmal bei diesem Arzt, der wohl eher selbst psychisch auffällig war und dringend eine Therapie brauchte, um sich darüber klar zu werden, wie er in diesem Beruf landen konnte. Ich finde das Verhalten Deiner Dreijährigen in dieser sehr belastenden Situation völlig nachvollziehbar! Man sollte als Eltern wirklich schlagfertiger werden und sich so einen blöden Spruch von einer Schwester oder sonstwem sofort energisch verbitten. Leider haben wir wohl immer noch zuviel Respekt oder Scheu vor Ärzten und Krankenschwestern, weil wir denken, dass diese doch "Experten" sind und sich mit Kindern auskennen. Und genau deshalb lassen sie ja gerade solche Sprüche ab, weil sie wissen, die Eltern widersprechen nicht. Ärgere Dich nicht, Du kennst Dein Kind besser. Wenn's Dich aber noch zu arg wurmt, dann schreib' ruhig einen kurzen, freundlichen Brief an den Chefarzt der Station, schildere die Situation und die Aussage der Schwester und zeige Dich irritiert über ein solches Umgehen mit einem verängstigen Kleinkind. Er wird ihr dann schon etwas Passendes dazu sagen. Grüßle, A.

Mitglied inaktiv - 30.10.2008, 21:06



Antwort auf: Kind verhaltensgestört?

lass dich nicht verunsichern! dein kind reagiert "normal", gesund auf diese situation, in der eingriffe an ihrem körper gegen ihren willen erfolgen und dem sie gewissermaßen ausgeliefert ist. schwarz und weiß ist typisch kleinkind, das braucht, bis sich die differnzierungsfähigkeit entwickelt. als mein sohn mit 3 im krankenhaus war durfte ich mir auch so einige sprüche anhören. (wieso kann man hier keinen brechsmiley einfügen??)

Mitglied inaktiv - 30.10.2008, 21:36