Kind verändert

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Kind verändert

Hallo liebes Team, ich wende mich verzweifelt an Sie: Unsere Tochter (im Mai 6 Jahre geworden) besucht seit September die erste Klasse im Nachbarort. Anfangs (also die ersten sechs Wochen) war alles super - sie freute sich auf die Schule, lief mit den drei Nachbar-Jungs zusammen zum Bus und wollte möglichst alles alleine machen -bloß nicht die Mama am Bus stehen - ist ja peinlich... :) Zwischenzeitlich wurde Jolina kran - sie klagte über Schmerzen im Bein, konnte nicht laufen und aufstehen - also gingen wir zum Arzt - Diagnose: Hüftschnupfen. Jolina war dann drei Tage zu Hause und sollte absolute Ruhe einhalten. Am Montag ging sie wieder in die Schule - alles in Ordung. Nach zwei Wochen klagte sie wieder über Schmerzen - konnte nicht aufstehen. Nun bin ich mit ihr ins Krankenhaus gefahren - stationäre Aufnahme mit MRT, Ultraschall,... drei Tage Aufenthalt. Von den Ärzten grünes Licht - alles in Ordnung außer dass Jolina ihr eines Bein leicht nachzieht und humpelt - Fehlstellung oder Schonhaltung? Abklärung bei Orthopäde ergab ebenfalls nicht. Sie wollte auch nicht mehr zu ihrem heiß geliebten Sport (Schwimmen und Tanzen) gehen. Nach dem Krankenhaus ging sie normal zur Schule allles in Ordnung. Beim Elterngespräch auch alles super. Dann die Herbstferien (eine Woche) wir als Eltern hatten Urlaub und viel mit unserer Tochter unternommen. Es war eine schöne Zeit. Dann am Montag musste mein Mann in der großen Schulpause zu einem Gespräch vor der ganzen Lehrerschaft erscheinen, da Jolina hochgradige Nussallergikerin ist. Es war gewünscht, dass das Notfall-Set (Spritze usw) erklärt wird. Die Lehrerin holte Jolina hinzu- ihr war das so unangenehm, dass sie zu weinen begann. Ab Dienstag dann der Supergau: schon beim Aufstehen WEINEN, Bauchweh und Traurigkeit. Sie wollte nicht mit den Jungs zum Bus laufen. Also habe ich sie die ganze Woche gefahren und zwei Tage zum Bus begleitet. Ich habe Eltern gefragt, ob etwas von ihren Kindern erzählt wurde. Nichts! Im Bus war scheinbar alles in Ordung laut der Helfer. Ich habe sie gefragt, was sie bedrückt - sie antwortet: ich will nur bei dir und Papa sein. Nun haben wir ihr erklärt, dass tolle Ferien leider auch vorbei gehen und Kinder in die Schule und Eltern zur Arbeit gehen. Es war ihr egal, ob ich jeden Tag eine halbe Stunde zu spät zur Arbeit kam :( Am letzten Freitag rief dann die Klassenlehrerin an und erzählte mir, dass Jolina am Dienstag nicht in den Handarbeitsunterricht gehen wollte - Aussage Jolina: es ist mir zu langweilig! Am Freitag verweigerte sie den Sportunterricht - sie will sich jetzt nicht umziehen. Die Lehrerin meinte sie stört somit den Ablauf des Unterrichts und macht sich damit keine Freunde. Ich war das Wochenende am Ende mit meinen Nerven. Ich weiß nicht wie ich meinem Kind helfen kann - wie ich erfahre, was in ihr passiert und in ihrem kleinen Kopf vorgeht. Diese Woche waren das Weinen beim Aufstehen nicht mehr. Erst beim Anziehn - wenn sie weiß jetzt geht es zum Bus. Ich laufe nunmehr mit zur Haltestelle. Sie steht dann da und weint - ich kann nichts tun, denn meine Chefin versteht bald auch keinen Spaß mehr :( Vielleicht haben sie Erfahrung mit ähnlichen Fällen oder können mir vielleicht einen Buchtipp geben, damit ich meiner Tochter auf diese Art und Weise helfen kann? Jolina war zuvor ein lebenslustiges Mädchen, tanzte lachte und hatte Spaß. Momentan sieht sie traurig und müde aus - Augenringe und kein Lächeln mehr. Im Kindergarten hatte sie ihren Spaß, hat Freunde und ist sehr selbstbewusst durchs Leben gegangen. Momentan ist sie so sensibel und anhänglich, dass ich sie kaum wieder kenne. DANKE für Ihre Zeit Liebe Grüße Isabelle

von Isabelle1983 am 14.11.2012, 08:35



Antwort auf: Kind verändert

Hallo Isabelle Dass Jolina als einziges Kind vor der versammelten Lehrerschaft zeigen mußte dass sie anders als die übrigen Kinder ist war ihr vermutlich derart unangenehm dass sie von diesem Erlebnis traumatisiert wurde. Sie weiß aber ganz genau dass sie von ihren Eltern so geliebt und akzeptiert ist wie sie auch mit Allergie nun mal ist, während sie in der Schule nun zu etwas Besonderem "abgestempelt" wurde. Bitte stärken Sie das Selbstwertgefühl Ihrer Tochter -notfalls mit gezielter therapeutischer Unterstützung-. Freuen Sie sich mit ihr dass sie nicht so ist wie alle Anderen und dass sie deshalb eine ganz besondere Persönlichkeit ist, die Jeder beachtet und die Jeder mag. Dass sie etwas ganz Besonderes und ganz besonders Geliebtes ist DARF sie ihrer Lehrerin und auch ihren FreundInnen, MitschülerInnen stolz beweisen, indem Sie zeigt dass sie trotz dieser Besonderheit mindestens genauso gut handarbeiten, turnen, lernen kann wie alle Anderen. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 14.11.2012