Hallo liebe Sylvia
Die situation ist folgende. Unsere Tochter ist gerade 2,5 Jahre alt, geht nicht in die Kita oder den Kindergarten und wir haben vor zwei Monaten einen kleinen Jungen bekommen. Corona bedingt haben wir nur wenig Kontakt zu anderen Kindern wir unternehmen jedoch sehr viel im Freien und haben auch viel Platz um zu spielen im Haus.
Unsere Tochter ist sehr interessiert an ihrem Bruder oder ignoriert ihn. Zumindest habe ich noch nie gesehen das sie ihm unfreundlich gegenüber ist. Wird der kleine Bruder jedoch gestillt oder gewickelt, fängt der Ärger an.
Sie kommt auf das Sofa und turnt wild herum (und gefährdet so den Bruder). Sie reagiert auf freundliche wie unfreundliche Zurückweisung mit immer mehr und mehr Rage. Sie tobt herum, schreit und haut. Auch kann (oder möchte) sie sich kaum mehr konzentrieren wie sie es früher schon getan hat.
Inzwischen wissen wir auch garnicht mehr ob sie überhaupt altersgerecht entwickelt ist.
- Sie spielt praktisch nicht mehr alleine und fordert immer Hilfe bei einfachsten Dingen.
- Sie ärgert uns lieber so lange bis es richtig Streit gibt auch wenn sie genau weiß was sie nicht darf.
- Sie spricht von sich in der dritten Person
- Sie wiederholt fragen immer anstatt zu antworten.
- Sie fängt zufällig an Lieder zu singen oder plappert Unsinn oder redet ohne zusammenhang
- sie macht sich oft auch keine eigenen Gedanken mehr. Sagt sie möchte z. B. Lego spielen aber spielt nicht
- wir kommen nicht mehr zu ruhe. Ständig fordert sie unsere Aufmerksamkeit ein
Auf der anderen Seite macht sie einen sehr intelligenten und lieben Eindruck wenn man alleine mit ihr unterwegs ist. Allgemein leidet die Familie sehr unter dem ständigen Ärger.
Das Hauptproblem ist das ihre Anfälle sehr massiv ausarten. Sehr laut, oft, lang. Und Sie leider überhaupt nicht zu erreichen ist und die Situation immer wieder eskaliert. Wir haben es mit viel Aufmerksamkeit und Verständnis versucht und auch mit strenge und Strafen aber es scheint nichts zu helfen.
Wir wissen nicht ob das alles normal ist oder ob wir vielleicht sogar eine Beratung brauchen um wieder zu einem normalen Alltag ohne Streit zurück zu kehren.
von
Tata_Tata
am 01.03.2021, 16:31
Antwort auf:
Kind 2,5 J verhält sich komisch
Liebe Tata_Tata,
Ihre Tochter verhält sich genau so, wie sich ein Kind in ihrem Alter verhält. Manche Kinder sind ruhiger und scheinbar ausgeglichener und andere sind mehr Wirbelwind. Alle von Ihnen genannten Punkte sind typische Verhaltensweisen, die die meisten Zweijährigen phasenweise zeigen. Zudem kommt hinzu, dass Ihre Tochter zwar offensichtlich keine Eifersucht zeigt, ihr Verhalten aber durch die Geburt des Bruders verstärkt sein kann, da sich ja nicht mehr alles nur um sie dreht.
Für eine entspannte Situation während des Stillens können Sie Ihrer Tochter zeitgleich vorlesen. "Du darfst dir ein Buch holen. Das kann ich dir vorlesen, wenn ich gleich deinen Bruder stille." Beim Wickeln darf Ihre Tochter helfen und eine frische Windel anreichen oder auch den Schlafanzug oder den Strampler aussuchen, den das Brüderchen anziehen soll. Oft hilft auch, eine kleine Versprechung zu machen. "Nach dem Wickeln können wir ... spielen." o.ä..
Mit 2,5 Jahren dürfen Sie gerne bei Wut mit Ablenkung arbeiten. Wechseln Sie z.B. mit Ihrer Tochter in einen anderen Raum oder gehen mit ihr kurz vor die Haustür, dies geht auch mal kurz ohne Jacke. Ihre Tochter darf von dem abgelenkt werden, worüber sie gerade wütend ist.
Eine Beratung ist sicherlich nicht unbedingt notwendig. Auf der anderen Seite kann Ihnen das Gespräch gut tun und kann gerne von Ihnen in Anspruch genommen werden. Wichtig ist, dass Sie gestärkt und möglichst entspannt mit der Situation umgehen können.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 01.03.2021
Antwort auf:
Kind 2,5 J verhält sich komisch
Hallo,
das ist vollkommen normal und heißt Eifersucht.
Typischerweise treten diese "Anfälle" in der Stillsituation auf, denn da bekommt das Baby ja geballte Aufmerksamkeit und die Mama ist "gebunden".
Auch, was Du sonst beschreibst, passt sehr gut in diese Phase: "plötzliche" Unselbstständigkeit (das Baby bekommt schließlich auch Hilfe), sie plappert (das Baby spricht ja auch nicht) usw.
Da Du nichts davon schreibst: Bekommt sie "Exklusivzeit" mit Dir und/oder Deinem Mann, ohne dass das Baby dabei ist? Unternehmt (ohne Baby, also vielleicht eher Dein Mann als Du?) Dinge mit ihr, die nur mit "großen" Kindern gehen: ein Eis essen gehen, Laufrädchen fahren, so etwas in der Art. Gerne darf sie etwas aussuchen. Auch Dein Mann kann ja (stillbedingt evtl kürzer) aufs Baby aufpassen.
Geht nicht auf ihre Provokationen ein, wenn es nicht gefährlich wird. Lenkt sie ab. Sie antwortet nicht auf Fragen? "Möchtest Du xy?" "Möchtest Du xy?" "Schade, aber da kann ich ja dann nichts machen..." und das Thema oder die Situation wechseln. Und versucht vielleicht eine Zeit lang, eher Feststellungen als Fragen zu formulieren (zB "Komm, wir essen jetzt." statt "Kommst Du an den Tisch?").
Siehst Du eine Möglichkeit, eine Zeit lang den Stillort zu wechseln? ZB ein bequemer Stuhl statt des Sofas? Dann fällt das gefährliche Rumspringen weg (das tatsächlich eher sie gefährdet, wenn sie runterfällt, denn das Baby ist ja sicher in Deinem Arm). Oder sie darf sich ein schönes Buch aussuchen (oder das Baby schenkt es ihr), das ausschließlich beim Stillen geguckt oder vorgelesen wird (Wimmelbuch bietet sich an, dann brauchst Du keinen Text zu lesen).
Ich habe bestimmt nicht auf alles geantwortet, aber das ist, was mir jetzt so spontan einfällt...
Viele Grüße
von
Mamamaike
am 01.03.2021, 22:12
Antwort auf:
Kind 2,5 J verhält sich komisch
Hallo,
leider wird es bei uns nicht besser. Mit Eifersucht auf den Bruder hat es inzwischen nichts mehr zu tun. Die beiden haben sich richtig gern.
Dafür ist viel was ich bereits beschrieben habe sogar schlimmer geworden.
- Unsere Tochter möchte immer helfen macht dann aber nur Blödsinn.
- sie weiß nicht was sie spielen möchte bzw. Läuft nur ziellos zwischen ihrem Spielzeug umher wenn man nichts vorgibt.
- redet ständig Unsinn oder spricht völlig unverständlich oder Zusammenhangslos.
- macht allgemein oft genau das was sie nicht darf oder soll bis es richtig Zoff gibt.
- hört sehr oft nicht zu wenn wir mit ihr sprechen.
Wir machen sehr viel mit ihr und versuchen sie optimal und mit den richtigen Methoden zu erzielen aber langsam geht uns die Kraft aus und wir wissen nicht wie wir ihr jetzt helfen sollen.
von
Tata_Tata
am 16.03.2021, 22:31
