Liebe Frau Ubbens, ich hatte Sie vor längerer Zeit schon ein paar Mal um Rat gebeten wegen unserer Tochter, ehemaliges "Schreibaby". Mittlerweile ist sie 2 1/2 Jahre alt, immer noch extrem mamafixiert und ängstlich gegenüber anderen Menschen, und sie schreit auch immer noch sehr viel. Sie braucht/möchte nach wie vor fast permament meine Aufmerksamkeit. Wenn wir Besuch haben, kann ich mich keine 2 Minuten mit jemandem unterhalten, weil sie sonst sofort losschreit/quengelt, auf meinen Arm möchte oder schreit, dass sie etwas zu essen will (auch wenn wir z.B. gerade zu Mittag gegessen haben). Sie will einfach, dass ich mich die ganze Zeit mit ihr beschäftige, mich mit ihr unterhalte, ihr vorlese, usw... Sie hat auch wenig Eigeninitiative beim Spielen. Im Tierpark findet sie die Tiere nicht interessant, im Wald und auf dem Spielplatz, wo andere Kinder sich stundenlang beschäftigen können, kann sie auch nicht viel mit sich anfangen und fängt nach kurzer Zeit an, nach Essen zu fragen (das würde sie am liebsten die ganze Zeit) und nach Hause zu wollen... Wir müssen ihr immer Spielanregungen geben, aber auch das stellt sie oft nicht wirklich zufrieden. Am liebsten ist sie zu Hause, lässt sich Bücher vorlesen und unterhält sich mit uns (mit mir und meinem Mann)... Ich würde mir wirklich wünschen, dass sie sich auch mal ein bisschen alleine beschäftigt (oder mit ihrem Zwillingsbruder), so dass ich mal in Ruhe zehn Minuten irgend etwas tun kann oder mich auch mal mit einem Erwachsenen unterhalten kann, ohne dass sie schreit oder quengelt... Manchmal denke ich dann, dass sie jetzt ja schon 2 1/2 Jahre alt ist und man das in dem Alter doch schon erwarten kann! Manchmal denke ich aber auch, dass ich da einfach gelassen bleiben muss, dass jedes Kind eben anders ist und sich das schon mit der Zeit geben wird und dass ich es - wie so vieles - nicht erzwingen kann... Wie sehen Sie das? Ich versuche oft Kompromisse und Alternativen anzubieten (z.B.: "Jetzt lese ich dir einmal Leo Lausemaus vor, und danach lese ich ein Kapitel aus meinem Buch! In der Zeit kannst du Leo Lausemaus nochmal alleine lesen!"), aber auch das klappt in der letzten Zeit nicht wirklich gut - wenn Leo Lausemaus dann durch ist und ich 5 Minuten für mich lesen möchte, kommt meistens großer Protest und Geschrei, so dass die 5 Minuten Lesen für mich natürlich keine Erholung sind, auch wenn ich das dann so durchziehe... Denken Sie, dass nach einer gewissen Zeit ein "Lerneffekt" eintreten wird, wenn ich diese Zeit für mich auch unter Protestgeschrei durchziehe, so dass meine Tochter sich dann irgendwann auch zufrieden alleine beschäftigen wird? Oder eher nicht? Falls nicht, würde ich nämlich auch wieder damit aufhören, weil das für mich ziemlich stressig ist. (Ich habe das bisher erst ein paar Mal so gemacht. In Hausarbeiten kann ich sie einigermaßen gut einbeziehen, so dass es hier tatsächlich nur um Freizeit/eine Verschnaufpause für mich geht.) Wenn ich wüsste, dass dieses Sich-Alleine-Beschäftigen mit zunehmendem Alter von selbst kommt, könnte ich wahrscheinlich auch ganz gut damit leben, dass ich meiner Tochter zur Zeit so ziemlich jede Minute widmen muss und mich auch kaum mit anderen unterhalten kann... Ich möchte aber nicht, dass das zum Dauerzustand wird und dass sie lernt, dass sie so über mich "bestimmen" kann... Und ich frage mich auch, ob dieses Verhalten, auch das wenig ausgeprägte Explorationsverhalten, noch "im Rahmen des Normalen" liegt...zumindest kenne ich so ein Verhalten von keinem anderen Kind... Ich freue mich schon auf Ihre Anregungen/Tipps und Ihre Meinung dazu. Herzlichen Dank im Voraus!
von Chihiro am 24.06.2019, 09:20