Frage: Kind, 1 Jahr, Eingewöhnung

Liebe Frau Ubbens, Unsere Tochter, 12 Monate alt, war immer schon sehr anhänglich und über ihr gesamtes 1. Lebensjahr hinweg sehr fordernd. Sie wurde von uns immer getragen und auf ihre Bedürfnisse wurde stets schnell reagiert. Seit 1 Monat erreicht das Klammern seinen Höhepunkt. Sie bleibt nur bei Mama und Papa. Will sie Oma, die sie fast täglich länger sieht, auf den Arm nehmen, funktioniert das nur, wenn jemand von uns daneben ist. Zu Hause bei uns will sie STÄNDIG auf den Arm, auf den Boden setzen führt unmittelbar zu einer Schreiattacke, auch wenn man direkt neben ihr bleibt. Sie beruhigt sich erst, wenn sie auf den Arm darf. Den Raum alleine kurz zu wechseln, ist ein Ding der Unmöglichkeit - die Panik steht ihr ins Gesicht geschrieben. Wir versuchen sie seit 5 Wochen in der Krippe einzugewöhnen, da ich bald wieder arbeiten muss. Mein Mann arbeitet Vollzeit. Die Eingewöhnung klappt überhaupt nicht mehr, obwohl es zu Beginn gut aussah. Ich konnte zwar schon nach dem 3. Besuch den Raum verlassen, sie hat ruhig weitergespielt. Dann nach 10 Minuten begann sie nach mir zu suchen, obwohl ich mich verabschiedet hatte, und wurde panisch. Ich kam dann wieder in den Raum um sie zu beruhigen, nachdem es die Erzieherinnen nicht schafften. Seit diesem Ereignis funktioniert überhaupt nichts mehr. Sie weicht nicht mehr von unserer Seite, sowohl in der Krippe als auch zu Hause. Schön langsam weiß ich nicht mehr weiter, das Klammern zerrt unglaublich an den Nerven. Haben Sie eine Idee warum sie sooo dermaßen klammert? Wie würden Sie weiter vorgehen? Herzlichen Dank, Elly

von Elly99 am 14.07.2021, 22:01



Antwort auf: Kind, 1 Jahr, Eingewöhnung

Liebe Elly, um den ersten Geburtstag herum fremdeln die meisten Babys / Kleinkinder am meisten. Sie lernen sich als eigenständige Persönlichkeit kennen und erkennen, dass sie nicht wie angenommen, ein Teil von Mama sind. Das beunruhigt die Kinder. Sie klammern an Mama oder / und Papa. Wie stark dies ausgeprägt ist hängt von der jeweiligen Mentalität ab. Kommen Sie dem Bedürfnis Ihrer Tochter in den nächsten Wochen gerne nach. Nehmen Sie sie mit, wenn Sie den Raum wechseln und nehmen sie auf den Arm, wenn sie dies braucht. In ein paar Wochen wird alles wieder entspannter werden. Bzgl. der Eingewöhnung bzw. Wechsel zu einer Tagesmutter hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Sprechen Sie die möglichen weitern Schritte mit den Erziehern ab. Wie kann die Eingewöhnung weiter laufen? Wer ist Bezugserzieher? Ist es evtl. möglich, die Eingewöhnung täglich ablaufen zu lassen? Das wäre wichtig und hilfreich für die weiteren Schritte, da eine Regelmäßigkeit die Eingewöhnung erleichtert. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 16.07.2021



Antwort auf: Kind, 1 Jahr, Eingewöhnung

Hört sich nach Verlustangst an. Sie hat 1x die Erfahrung gemacht, dass Mama weg war und nun möchte sie eine Wiederholung vermeiden. Hängt vielleicht auch mit Corona zusammen, da waren Kontakte ja sehr beschränkt und somit ist sie es einfach nicht gewöhnt bzw. ist es gewöhnt, dass ständig einer von euch um sie herum ist.

von KielSprotte am 15.07.2021, 10:15



Antwort auf: Kind, 1 Jahr, Eingewöhnung

Wie ist denn der aktuelle Stand der Eingewöhnung? Wie lange ist sie in der Krippe? Wird getrennt? Wenn ja wann und wie lange? Geht ihr nach der Trennung nach Hause? Was sagen die Erzieher dazu? Wann musst du wieder arbeiten? Spontan würde ich sagen, die Eingewöhnung von vorne beginnen und am 4.Tag für 5 Minuten trennen. Kinder haben kein Zeitgefühl. Für die sind 5 Minuten gefühlte Stunden. Natürlich verabschiedest du dich vom Kind. Auch wenn es weint bei dem Bezugserzieher lassen. Nach 5 Minuten kommst du wieder, beruhigst es und ihr geht nach Hause. So lernt das Kind, wenn Mama wieder kommt geht es nach Hause. Wenn zeitlich möglich würde ich den Vorgang in den darauffolgenden 3-4 Tagen wiederholen und dann auf 10 Minuten, 20 Minuten, usw. erweitern. Die Erzieher sagen dir, wie es geklappt hat und gemeinsam besprecht ihr die nächsten Schritte. Diese langsame Methode wird 3-4 Wochen dauern. Evtl. auch länger. Und wichtig: Montag wird nichts geändert. Es gleicht dem Freitag. Freitags werden keine neuen Sachen eingeführt, wie z. B. Mittagessen, Mittagsschlaf. Da das Wochenende folgt ist die Zeitspanne dazwischen zu lange bis es erneut gemacht wird. Du bleibst immer in der Krippe. Und so schwer es auch ist das eigene Kind weinen zu hören, vertraue den Erziehern. Und an sich zeigt es, wie gut die Bindung zwischen dir und dem Kind ist. Ich bin Erzieherin und wenn möglich habe ich das Elternteil gerne noch im Haus, um sie im Notfall holen lassen zu können. Erst bei Trennungen ab 1,5/2 Stunden verlassen sie die Kita, bleiben aber in Rufbereitschaft. Den Kind sagen sie, dass sie arbeiten gehen oder einkaufen. Es sollte nicht wissen, dass das Elternteil im Nebenraum ist. Tipp: - Bezugserzieher wechseln. Das kann Wunder bewirken und bedeutet nicht, dass der Vorherige schlecht war. - Eingewöhnung neu starten angelehnt an das Berliner Modell, siehe oben -ODER Eingewöhnung neu starten nach dem Münchner Modell Viele Kitas wenden das nicht an, weil es zeitintensiver ist für Erzieher und Elternteil. Gerade für Kinder, wie z. B. deiner Tochter, könnte es ein gutes Modell sein. Ich habe es einmal angewandt nachdem das Berliner Modell scheiterte. Und in meinem Fall blieb das Kind schon 1,5 Stunden alleine bei in der Krippe. (Eingewöhnung nach Berliner Modell.) Aber plötzlich veränderte sich das Kind (mehrere Tage beobachtet, besprochen mit dem Elternteil, usw.), bis ich an einem Tag das Elternteil anrufen lassen habe, welches das Kind dann abholte. Gemeinsam haben wir über die weitere Zeit gesprochen und von Kitaseite aus wurde ein Neustart empfohlen. Der wurde gemacht und schnell wurde auch dem Elternteil deutlich, dass es so schwierig wird. Also haben wir das Münchner Modell angewandt, was für das Kind perfekt war. Am Ende waren es 10 intensive Wochen, wovon ca. 7 im Münchner Modell. Am Ende lief uns die Zeit davon und es musste deshalb doch schneller gehen, aber das war zu dem Zeitpunkt für das Kind gut machbar. Ich denke, wenn sich die Situation für euer Kind in der Kita entspannt, dann wird es auch zuhause nicht mehr so klammern. Zurzeit braucht es die Nähe um Kraft zu tanken.

von Ani123 am 15.07.2021, 13:57



Antwort auf: Kind, 1 Jahr, Eingewöhnung

Liebe KielSprotte, liebe Ani123, Herzlichen Dank für eure Antworten. Ich vermute auch stark, dass Verlustangst ein Thema ist. Wenn ich mir den Beitrag von dir, Ani123, durchlese, überlege ich allen Ernstes, ob die Krippe meiner Tochter überhaupt ein Konzept hat, nach dem gearbeitet wird. Zu deinen Fragen: ich habe vor, Mitte Oktober wieder arbeiten zu gehen. Situation: derzeit besucht sie immer für 2 Tage/Woche - meistens Mo und Fr - die Krippe für circa je 1 Stunde. Während dieser Zeit bin ich immer anwesend und sitze neben ihr am Boden, es wird mittlerweile gar nicht mehr getrennt, seit der letzte Versuch gescheitert ist. Das Problem ist auch, dass sie keine Bezugserzieherin hat. Es ist immer jemand anderes da, das letzte Mal waren 2 Praktikantinnen für sie zuständig. Das einzige, das mit mir besprochen wird ist, ob ich heute versuchen will den Raum zu verlassen oder nicht. Beim letzten Versuch nahm eine der Erzieherinnen meine Tochter auf den Arm und ging von mir ein Stück weg um ihr etwas auf der anderen Seite des Raums zu zeigen. Als meine Tochter merkte, dass sie sich mit der Erzieherin immer weiter von mir entfernte, wurde sie auf ihrem Arm panisch, blickte andauernd zu mir und weinte. Die Erzieherin meinte nur, dass es so keinen Sinn mache und gab sie mir wieder zurück. Ich überlege auch derzeit, ob es nicht klüger ist, den Versuch in der Krippe komplett abzubrechen und sie ab August zu einer Tagesmutter zu bringen, denn dort wäre ein Platz frei. Dann hätte sie zumindest 1 Gesicht und nicht den ständigen Wechsel. Das Problem ist zudem, dass es die einzige Kinderkrippe in unserer kleinen Stadt ist, d.h. ich habe leider keine andere Option. Danke herzlich für eure geschätzten Ratschläge, liebe Grüße, Elly

von Elly99 am 15.07.2021, 21:44



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