Hallo,
meine Tochter ist gerade 8 Wochen alt. Leider kann oder will sie tagsüber nicht "alleine" sein. Sie schläft nur auf dem Arm bzw. Bauch ein und lässt sich auch schlafend nicht in die Wiege legen. Nach spätestens 5 Minuten ist sie wach und schreit, bis man sie wieder auf den Arm nimmt.
So kann ich - trotz Tragehilfe - nichts alleine machen. Selbst der Gang zur Toilette geht nur mit ihr. Das laugt mich derzeit etwas aus.
Jetzt meine Frage: Ich weiß, dass sie noch sehr klein ist und die Nähe zur Mama braucht. Diese will ich ihr auch geben.
Aber ab wann muss ich aufpassen und mit Erziehung "entgegenwirken", damit das mit dem "allein" sein irgendwann mal klappt und ich sie nicht all zu sehr verwöhne? Gibt es ein bestimmtes Alter, ab dem man aufpassen muss?
Im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort.
von
MJohnscher
am 20.04.2015, 20:10
Antwort auf:
Kann/will tagsüber nicht "alleine" sein
Liebe MJohnscher,
Ihr Kind will nicht immer auf Ihrem Arm sein. Es wird selbständig werden und spielen wollen, die Welt entdecken etc. Das ganze funktioniert nicht sehr gut von Mamas Arm aus. Haben Sie die Geduld und Muße. Meine Vorrednerinnen haben allesamt recht. Sie können Ihr Baby nicht mit zuviel Nähe verwöhnen. Ihre Tochter gibt das Zeichen, wenn es soweit ist, dass ihr die Nähe zuviel wird. Akzeptieren Sie das Nähebedürfnis und es wird Sie nicht mehr so auslaugen. Der Anfang ist für alle Beteiligten ungewohnt und anstrengend. Es wird besser werden. Nehmen Sie sich für den Tag nicht allzuviel vor. Die Küche darf gerne mal kalt bleiben und der Abwasch kann warten. Machen Sie selbst die Augen zu, wenn Ihr Baby schläft und nutzen es als Pause.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 22.04.2015
Antwort auf:
Kann/will tagsüber nicht "alleine" sein
Hallo MJonscher,
herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs.
Ich kann Sie sehr gut verstehen - mein Kind war genauso. Bis es 15 Monate war - und plötzlich war der Papa wichtiger als ich. Es fing an, als sie laufen konnte und mir nach gutdünken überall hinterherlaufen konnte, und nicht langsam krabbeln mußte.
Ich fand es phasenweise unheimlich anstrengend. Aber: je mehr ich mich dazu entschloss, das zu tun, was mein Kind brauchte, desto entspannter wurde es. Ich nehme mein Kind bis heute mit ins Badezimmer. Wenn sie früher dann auf dem Boden lag, während ich auf der Toilette saß, dann weinte sie eben. Genauso wenn ich heiße Nudeln abgieße - da ist mein Kind im Tragetuch schlechter aufgehoben, als kurzes Weinen in der Wiege. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht ändern. Das darf man auch ganz realistisch sehen. Man hat nunmal nur zwei Hände.
Einfacher wurde es übrigens teilweise, als sie etwa 3-4 Monate war. Da realisieren Säuglinge, daß sie einen eigenen Körper haben und mit der Mutter gar nicht eins sind. Dann fangen sie an, die Hände in den Mund zu nehmen. Bis dahin sind Säuglinge tatsächlich oft eine Symbiose.
Ich kann Sie dazu ermutigen, die anspruchsvolle Zeit zu genießen. Mir brach es fast das Herz, als ich merkte: sie braucht mich nicht ;-)
Ich habe versucht, nie entgegenzuwirken und bin heute froh darüber. Den Unterschied zwischen "verziehen" und "verwöhnen" stellt man irgendwann fest. Man hört raus, ob das Weinen ein Bedürfnis ist, oder ob es um die Durchsetzung des eigenen Willens geht. Bei uns hat das mit dem eigene Willen etwa um den 11. Lebensmonat angefangen. Es gibt eine Theorie, daß man das Kind im ersten Lebensjahr nicht verwöhnen kann. Und ganz ehrlich: wer von uns läßt sich selbst heute noch im Erwachsenenalter nicht gerne verwöhnen? Kann man selber von dem, was man als Verwöhntwerden empfindet, zuviel bekommen?
Einen Rat, den ich leider rückblickend zuwenig beherzigt habe, lautet: Mach, was Dein Bauchgefühl und Mutterherz sagt. Damit liegt man richtig. (auch wenn der Ehepartner, Eltern, Freunde, Mitmenschen... eine andere Vorstellung haben, wie mit dem Baby umzugehen sei).
Ich wünsche Ihnen viel Mut, Ihren eigenen, richtigen Weg zu finden, Nerven stark wie Drahtseile für herausfordernde Phasen und ein Herz, butterweich, gefüllt mit unendlich viel Liebe.
Sie schaffen das!
Pureheart
von
Pureheart
am 21.04.2015, 12:05
Antwort auf:
Kann/will tagsüber nicht "alleine" sein
Ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen! !!! Alles wird leichter wenn man akzeptiert, dass es so ist. Das Baby braucht deine Nähe, gib ihr sie einfach. Verwöhnen ist das Stichwort! Nach Strich und Faden bitte und schon hat man alles richtig gemacht! Verziehen ist etwas ganz anderes und solange sie nicht eigenständig denken, logische Schlussfolgerungen ziehen können kann man noch nicht mal verziehen.
Und wenn man mal aufs WC muss, duschen oder das Nudelwasser abschüttet, dann ist es halt so....und das Baby wird keine Schaden nehmen die paar Min mal keine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ich hatte meine Tochter immer dabei. Beim Duschen neben der Wanne, beim Kartoffelschälen neben mir auf der Arbeitsfläche und beim Rasenmähen aufm Rasen....Sie ist heute 3 und ein Sonnenschein. Sie war sehr Mama anhänglich, und Papa ist erst seit 4 Monate super (war er vorher auch, aber halt nicht als Alleinbetreuer). Ich gebe zu, dass es jetzt leichter für mich ist, aber mit einer guten Organisation und Akzeptanz für die Bedürfnisse der Kleinen war die Zeit vorher auch wunderschön.
Noch ein kleiner Tipp am Rande: Du bist noch ganz frisch Mama. Bis sich alles, also der Alltag, deine Bedürfnisse etc. einpendelt dauert es noch etwas. Mit einem Kind wird alles anders ;-) Das muss man erst einmal verinnerlichen und akzeptieren....
von
alexrasselbande
am 21.04.2015, 23:21
Antwort auf:
Kann/will tagsüber nicht "alleine" sein
Herzlichen Glückwunsch zur Geburt deiner Tochter. Meine Tochter ist jetzt 4 Jahre alt und will auch oft noch mit zum Duschen oder auf die Toilette. Dein Kind ist erst 8 Wochen alt und braucht deine Nähe umso mehr. Verwöhnen kannst du sie in diesem Alter noch nicht ins Negative.......andererseits werden sie sowieso irgendwann von selbst verwöhnt - glaub mir......also genieße einfach die Zeit mit ihr, sie werden so schnell groß, aber nicht weniger anstrengend!!!
LG Bine
von
Bineglücklich
am 22.04.2015, 08:32