Ist mein Kind verhaltensauffällig und entwicklungverzögert?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Ist mein Kind verhaltensauffällig und entwicklungverzögert?

Leider muss ich etwas ausholen. Beim Abholen meiner Tochter (3,5 Jahre) aus dem Kiga (besucht sie seit ihrem 1. Lj.; gleiche Bezugserzieherinnen) kam ich mit ihrer Erzieherin ins Gespräch. Sie meinte sie wäre heute sehr auffällig gewesen, hätte mal wieder nicht geschlafen (diagnostizierte Schlafstörung, seit 6.Lebensmonat), hätte nicht auf Anweisungen gehört, sich für die Kinder zum Pausenclown gemacht. Auf meine Frage hin, wie es denn sonst klappen würde, meinte sie, sie ist ein liebes Kind jedoch zeigt sie Auffälligkeiten im Spielverhalten. Sie orientiert sich nur an jüngeren Kindern, gibt sich mit entwicklungsverzögerten Kindern ab. Die Gruppe ist altershomogen, jedoch mit einem Altersunterschied von hauptsächlich 6 Monaten, ein Kind ein Jahr jünger. Sie spielt auch nicht wirklich, "dahlt" nur rum und hat wenig Ausdauer. Dazu muss ich sagen, sie hat ein Sprachproblem (Stottern). Wir waren vor einem Jahr beim Logop.. Da wurde festgestellt, dass es sich um das ganze normale Holpern handelt. Leider tritt es immer mal wieder auf. Ich habe jetzt um ein Elterngespräch gebeten, Termin steht noch aus. Die Erzieherin hat mit einen Besuch beim Kinderpsychologen angeraten. Mir war bis jetzt nicht bewußt und es ist auch nicht meine Meinung, dass unser Sonnenschein ein doch anscheinend größeres Problem hat. Sie ist vielleicht eigen, aber doch gut entwickelt. Hat der KIa auch so bestätigt. Ich habe jetzt Bedenken, wenn ich sie dem Psychologen vorstelle, dass sie denkt sie wäre nicht "gut" und wird stigmatisiert? Bin grad sehr besorgt. Nur weil ein Kind nicht mit älteren Kindern spielt, ist sie doch nicht verhaltensauffällig? Was soll ich jetzt tun? Danke und LG Vefro

von Vefro am 30.01.2013, 11:13



Antwort auf: Ist mein Kind verhaltensauffällig und entwicklungverzögert?

Hallo Vefro Bitte fragen Sie die Erzieherin einmal erneut und erstaunt, warum eine etwaige Verhaltensauffälligkeit Ihrer Tochter nicht bereits schon früher aufgefallen ist, da die Schlafstörung sicherlich bekannt war und auch die logopädische Unterstützung. Zum Pausenclown machen sich die Kinder in der Regel, wenn sie ein zu schwach entwickeltes Selbstbewußtsein haben und dann ihre Unsicherheit mit Clownerie zu überspielen versuchen. Unsicher fühlt Ihre Tochter sich vermutlich, wenn sie sich mal nicht so verständigen kann wie sie eigentlich möchte. Auch wird ganz besonderes Ihre Tochter auf Grund ihrer Schwächen sich jedes Mal sehr auf ihre Aktivitäten konzentrieren müssen und gut 3-Jährige können sich noch nicht gleichzeitig auf 2 Dinge konzentrieren, wie z.B. auf ihr Spiel UND die Anweisung der Erzieherin. Dazu bedarf es dann eines direkten Blick- und evtl. auch Körperkontaktes. Wurden diese individuellen Maßnahmen denn bei Ihrer Tochter bislang auch berücksichtigt?- Wenn eine "Spielstunde" bei einem Psychologen notwendig zu sein scheint weisen Sie darauf hin dass Sie diese therapeutische Maßnahme nur mit dem behandelnden Kinderarzt absprechen und sich ggf. von ihm einen entsprechenden Therapeuten empfehlen lassen möchten. Manchmal arbeiten die Kindergärten mit einem Psychologen zwar zusammen, aber eher eine "neutrale" Abklärung halte ich erfahrungsgemäß für angezeigter um zu vermeiden dass allein durch die Vermutung einer Auffälligkeit bei Ihrer Tochter der Kiga zu einem integrativen Kiga wird, dem eine zusätzliche (Halbtags-)Kraft, wie z.B. eine Heilpädagogin bewilligt wird. Allzu leicht werden nicht ganz der Norm entsprechende Kinder als "auffällig, schwierig" bezeichnet. Allerdings ist auch verständlicher Weise der Auftrag einer individuellen, familienergänzenden Erziehung in einer recht großen Kiga-Gruppe mit unzureichendem Stellenschlüssel äußerst schwierig.- Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 30.01.2013