Hallo,
Ich weiß gar nicht ob ich hier richtig bin.
Die Frage klingt seltsam, aber heutzutage gibt es dermaßen unterschiedliche Ansichten zum Thema Kindererziehung, auch was das Essen betrifft, dass es die meisten Eltern glaube ich total verwirrt.
Ich wurde selbst so erzogen, dass Essen nicht zum Spielen da ist, nicht mit den Händen angefasst wird sondern mit Besteck und generell am Tisch kein Raum für "Rumgezappel" ist.
Ich erziehe meine Tochter (2 Jahre auch so). Bisher hat das super geklappt, sie konnte schon sehr früh sehr gut mit Löffel essen und diese renovierungsbedürftigen Küchen nach dem Essen, von denen andere Eltern oft berichten, kenne ich nicht =).
Soweit so gut. Aber nun hat meine Tochter eine Phase in der sie fast gar nichts mehr essen mag. Eigentlich nur noch Würstchen und Joghurt, vorher war sie ein Allesesser. Und zusätzlich hat sie jetzt die Angewohnheit, mit dem Essen zu spielen und es auszuspucken. Sie isst mit Glück 3 Happen, dann wird der vierte Happen der im Mund ist schön zerkaut und anschließend ausgespuckt. Oder sie öffnet nur den Mund und lässt das Essen wieder rausfallen.
Für mich sieht das aus wie "Kein Hunger" und "Spielerei". Ich sage dann ruhig und bestimmt dass mit Essen nicht gespielt wird und erkläre das Essen für beendet wenn sie trotzdem weiter macht. Das ist ihr dann auch total egal. Sie kann also keinen Hunger haben. Das wundert mich aber immer, da das ja bei allen anderen Mahlzeiten auch so abläuft. Sie isst wirklich wenig zur Zeit.
Dann les ich überall lauter tolle Ratschläge wie man das Essen für Kinder interessanter macht und sie zum Essen animiert usw und ich denke mir immer "sollte der Hunger nicht zum Essen animieren?" Das kann doch nicht Sinn der Sache sein dass ich mir jeden Tag überlege die Möhren in Form eines Häschens auf ihrem Teller zu drapieren, damit das Gericht für sie "spannender" ist.
Eigentlich sehe ich das so: Wer Hunger hat, isst. Wer keinen Hunger hat, isst nicht oder spielt damit.
Oder ist das falsch?
Ich lese auch oft dass Kinder das Essen "erfahren" sollen, also man soll sie damit Rumpatschen lassen damit sie das Essen besser kennen lernen. Ok aber die Phase hatten wir ja als Baby, das kann ja jetzt mit 2 Jahren nicht mehr aktuell sein. Oder doch?
Ich bin zur Zeit schwanger und irgenwie verunsichert ob ich da etwas falsch mache beim Essen.
Mich interessiert auch wozu diese Ausspuck-phase da ist? Was lernen die Kinder dabei?
Viele Grüße!=)
von
Bagari
am 08.10.2019, 20:20
Antwort auf:
Ist Essen nun zum Spielen oder nicht?
Liebe Bagari,
nach dem guten Austausch bleibt mir nur eine Ergänzung: Lassen Sie ggf. Zwischenmahlzeiten weg, damit Ihre Tochter zu den Hauptmahlzeiten auch wirklich Hunger hat.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 09.10.2019
Antwort auf:
Ist Essen nun zum Spielen oder nicht?
Sie hat gemerkt das sie mit dem Ausspucken eine Reaktion bei dir auslöst und sie dadurch Aufmerksamkeit bekommt. Ich würde es mal mit ignorierem probieren. Frag ob sie noch essen mag, wenn nein, dann räum ihren Teller einfach kommentarlos weg. Sie ißt so viel wie Sie Hunger hat, dass darf auch mal wenig sein. Essen darf Spass machen, aber sollte kein Machtkampf werden.
von
die_ente_macht_nagnag
am 08.10.2019, 20:37
Antwort auf:
Ist Essen nun zum Spielen oder nicht?
Es geht dabei nicht um "mit dem Essen spielen", sondern vielmehr darum, den Kindern eine gewisse Freude am Entdecken neuer Nahrungsmittel und Essen im Allgemeinen zu ermöglichen. Essen soll kein reiner Akt der Nahrungsaufnahme sein, sondern etwas, was man mit allen Sinnen erlebt. Für Kinder gehört das Tasten dann auch dazu.Das heißt aber nicht, dass sie dazu mit den Händen im essen rummatschen müssen - es gibt Fingerfood. Also zB Möhrenstücke, oder Pizza-Stückchen, Würstchen kann man auch so schneiden, dass kleine Kinder sie mit den Fingern nehmen können. Gerade für kleine Kinder ist die Motorik noch eine schwierige Sache - ein Zwang nach dem Moto "nur mit Messer und Gabel" kann da schon den Spaß verderben und Essen eben zu etwas machen, das man machen muss - aber nicht wirklich Freude daran hat.
Kinder mögen - genau wie Erwachsene - auch nicht alles. Manchmal ist es zB die Konsistenz und es wird wieder ausgespuckt. Oder der Geschmack, wenn es denn länger im Mund ist, zerkaut wurde. Ich zB mag zwar gerne Bananen - auf keinen Fall aber zermatschte. Oder Müsli - mag ich nur, wenn es halbwegs knackig ist - alles breiige finde ich einfach ekelig von der Konsistenz her.
Auch Kinder entwickeln ihren eigenen Geschmack. Es ist nicht wirklich ungewöhnlich, dass es Phasen gibt, in denen nur ganz bestimmte Dinge gegessen werden. Oder zB alles getrennt sein muss - also Nudeln und Soße auf keinen Fall vermischt.
Das heißt nun aber nicht, dass du nicht das Recht auf einen sauberen Essplatz hast :-) Natürlich darfst du darauf achten, dass eben nicht mit dem Essen gespielt wird.
Ich würde aber auch nicht zu streng sein und jeglichen erforschen, anfassen, mal vorsichtig dran riechen/lecken als "Spiel" sehen und unterbinden.
Es gibt eine Auswahl an Angeboten - zB Brot, Wurst, Käse, Joghurt, Obst - davon kann sie sich nehmen, was sie möchte. Möchte sie nichts - ok. Spielt sie tatsächlich nur - dann ist das Essen beendet. Kinder essen ja nun auch nicht immer gleich viel. Unser Kind isst auch manchmal gefühlt nichts und dann wieder Unmengen. Ich denke, wenn sie wirklich Hunger hat, wird sie auch essen. EinMachtkampf sollte es aber nicht werden, heißt - du solltest da entspannt bleiben und das Thema nicht soo ernst nehmen.
von
cube
am 09.10.2019, 08:15
Antwort auf:
Ist Essen nun zum Spielen oder nicht?
Ja das leuchtet ein, vorallem die Sache mit der Konsistenz. Da könnte ich sicher versuchen herauszufinden ob es daran liegt. Auch das "alles getrennt essen wollen" klingt logisch. Dann werde ich auf jeden Fall mal versuchen, ihr das Essen auf andere Weise anzubieten.
Ein Machtkampf ist es zum Glück bei uns nicht, wenn sie das Essen ausspuckt ist es einfach vorbei. Ich akzeptiere das auch, dass sie nichts essen will. Nur das Ausspucken finde ich nicht schön.
Vielen Dank!:)
von
Bagari
am 09.10.2019, 15:30