Hilfe! Unsere Tochter ist rotzfrech...

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Hilfe! Unsere Tochter ist rotzfrech...

Hallo Frau Schuster, ich brauche dringend einmal ihren Rat: unsere Tochter ist 8 Jahre alt, und im Moment kaum zu bändigen. Sie hat von ihrem Vater (mit dem wir nicht zusammenleben, zu dem sie aber regelmäßigen und guten Kontakt hat) leider ein leicht aufbrausendes Temperament geerbt, was aber - meiner Meinung nach - in keiner Weise ihr momentanes Verhalten rechtfertigt... Kurz zum Umfeld: mein Ex trennte sich von mir, als unsere Tochter knapp ein Jahr alt war, Seit 4 Jahren bin ich neu verheiratet. Aus diese Ehe gibt es noch zwei Kinder (3 Jahre und 4 Wochen alt). Nun zum Problem: in den letzten Wochen legt unser Mädchen ein Verhalten an den Tag, dass uns verzweifeln lässt: sie ist einfach nur ROTZFRECH. Den lieben langen Tag legt sie es förmlich darauf an, mit uns zu zanken. Wenn man sie um etwas bittet heißt es entweder glatt NEIN oder IMMER ICH und dann wird mit viel Gezeter und Geschimpfe die Aufgabe erfüllt. Sie gibt freche Antworten, schreit herum und beschimpft uns (Ihr seid total bescheuert, Das ist alles so ungerecht) oder schimpft in ihrem Zimmer vor sich hin (Kraftausdrücke eingeschlossen). Alles muss genau nach ihrer Nase gehen, wenn nicht, dann fängt sie an zu heulen (ich schreibe bewusst nicht "weinen", weil sie wirklich ein lautes, nerviges, völlig überzogenes Drama liefert). Außerdem lügt sie uns an, was ich besonders schlimm finde, da ich merke, dass ich anfange, ihr einfach NICHTS mehr zu glauben, was mich sehr belastet - und sie dann in dem Fall auch! Wenn sie sich dann daneben benimmt und wir sie zurechtweisen, mit ihr schimpfen oder sie bestrafen, dann geht wieder ein Riesen-Drama los, in dem sie uns vorwirft, wir hätten sie ja nicht mehr lieb, sondern nur ihre Geschwister.... Hier spielt sich im Moment ein echter Teufelskreis ab: sie benimmt sich gegen alle Familienregeln ... das macht es uns - bei aller Liebe - schwer, lieb und nett mit ihr zu sein, oder etwas nettes mit ihr zu unternehmen, weil sie dann auch nur meckert und motzt ... dann kriegen wir vorgeworfen, uns nicht um sie zu kümmern, sie nicht mehr lieb zu haben und sie benimmt sich noch unausstehlicher.... Ich bin ganz verzweifelt, weil ich diesen Kreislauf sehe, aber nicht weiß, wie ich ihn wo unterbrechen kann??? Ihr letztes Argument ist dann immer, dass Papa viel netter ist, und sie bei Papa auch viel netter sei und nicht lüge und so weiter.... Wir haben sie auch schon mal gefragt, was WIR denn ihrer Meinung nach falsch machen, was wir ändern müssten, damit wir wieder friedlich zusammen leben könnten... das kann sie aber nicht sagen. Dann habe ich ihr auch schon mal ganz ruhig erklärt, wenn sie wirklich so unglücklich bei uns sei, gäbe es zur Not auch die Möglichkeit, bei Papa zu wohnen, was uns zuhause alle sehr traurig machen würde, weil wir alle sie sehr lieb hätten, aber wir wollten schließlich, dass sie glücklich sei. Und wenn das Zusammenleben mit uns sie so unglücklich mache, müsse man das ändern. Dann sagt sie aber, dass sie das alles nicht so gemeint habe und bei UNS bleiben wolle.... Natürlich sehe ich den Zusammenhang mit der Geburt des Babys... Unsere Tochter äußert ja auch deutlich, dass sie auf die kleinen Geschwister eifersüchtig sei.... aber das rechtfertigt doch nicht, dass hier jeden Tag nur noch Gezanke ist.... Mein Mann und ich sind hilflos!! Ich habe schon viele Tränen vergossen und bin am Ende meiner Kraft. Ich muss mich doch schließlich ums Baby kümmern, das habe ich mit ihr doch auch gemacht... Ich habe ihr auch schon gesagt, dass wir die Zeit, die wir mit Streiten verplempern, besser zum Spielen oder für gemeinsame Dinge nutzen könnten... Aber ich rede gegen Wände! Frau Schuster, wir können ihr doch das schlechte Verhalten nicht durchgehen lassen, oder? Diese Frechheiten gehen einfach gar nicht, da bin ich altmodisch! Wie können wir dieses Kind in seine Schranken weisen und auf den richtigen Weg zurückbringen? Wie kann man das rüberbringen, ohne dass sie sofort wieder damit anfängt, dass wir sie nicht lieb hätten? Ich glaube manchmal, sie setzt dieses Argument nur als "Waffe" ein, weil sie genau weiß, dass sie mich so bei meinem schlechten Gewissen packen kann... mit einem Baby müssen die Großen halt ein bisschen zurückstecken,,,, An meinen etwas konfusen Schilderungen (durch die sie hoffentlich blicken können) merken sie , wie durcheinander und verzweifelt ich bin... Hoffentlich können sie mir raten! Liebe Grüße Mtina

Mitglied inaktiv - 05.01.2011, 11:40



Antwort auf: Hilfe! Unsere Tochter ist rotzfrech...

Hallo Mtina Bitte denken Sie stets daran, dass Ihre ältere Tochter genauso unglücklich ist wie Sie und Ihre helfende Aufmerksamkeit geradezu einfordert. Sie ist zwar die Große und strebt nach Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit; aber sie ist eben doch auch noch ein Kind, für das die ständige Präsenz der Eltern und die ständige Unterstützung eine Selbstverständlichkeit ist. Dass es beim Papa viel besser sei und sie dort bestimmt zufriedener wäre, ist lediglich eine vorgeschobene Aussage und beinhaltet, dass auch sie nicht weiß, wie sie in ihrer jetzigen Familie wieder glücklich werden kann. Bitte ermöglichen Sie ihr soviel Kontakte zu ca. Gleichaltrigen, da sie sich dort vermutlich wohl fühlen wird. Kann sie ihre Hausaufgaben in der Schule, im Hort, bei der Schülerhilfe oder bei einer Freundin erledigen, sodass sie sich durch die Geschwister nicht gestört fühlt? Ist es möglich, sie mit einer Organisation die Ferien genießen zu lassen? Sowohl das DRK, das Jugendamt, kirchliche Einrichtungen,... bieten für diese Altersklasse kompetent geführte Freizeiten an. Zeigen und sagen Sie ihr, dass Sie Verständnis für ihre Lage als Älteste mit einem anderen Papa als die Geschwister haben und dass Sie gemeinsam versuchen möchten, das Zusammenleben so angenehm wie möglich zu gestalten. Das können Sie und Ihr Mann aber nicht alleine; da muß Ihre Tochter schon mithelfen -und erhält für diese Mithilfe hin und wieder auch ein Lob, eine besondere Taschengeld-Zuwendung o.Ä. Bitte hüten Sie sich davor, die negativen Eigenschaften Ihrer Tochter (aufbrausendes Temperament) als von Ihrem Ex-Mann "geerbt" anzusehen. Ihre Tochter ist eine eigenständige Persönlichkeit, deren Temperament stark von der Umgebung, in der sie lebt, beeinflußt werden kann.- Halten Sie durch, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 06.01.2011



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...das neue Baby ist 4 Wochen alt, die 8jährige seit "einigen" (VIER???) Wochen frech. Sie hat viele Umbrüche im Leben erlebt (Trennung, neue Heirat, neue Geschwister), du machst es ihr auch nicht immer leicht. Ich plädiere für viel Liebe, Geduld und Zuwendung. Und das "Temperament" auf deinen EX zu schieben (Vererbung) das lass ich mal dahingestellt, es zeigt aber, dass ihr noch nicht im Reinen seit. Karina

Mitglied inaktiv - 05.01.2011, 13:10



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Entschuldige, aber da liegst du nicht ganz richtig... Mit dem Ex bin ich sehr wohl im Reinen, den habe ich nur erwähnt, um ihr Temperament zu erklären. Da du beide nicht kennst, kannst du das wahrscheinlich nicht verstehen, auf jeden Fall aber nicht beurteilen. Ich plädiere Ebenfalls für viel Liebe, die hat sie, dass weiß sie auch, spürt es wahrscheinlich im Moment nur nicht so wie früher. Die Zuwendung kann im Moment nicht in riesigem Maße erfolgen, und das liegt tatsächlich am Baby, das kränkelt und mich sehr beansprucht. Das ist ein Fakt, den ich nicht ändern kann. Und GEDULD? Tja, die fällt einem im Moment echt schwer, das ist halt so. Ich glaube, das kannst du als Außenstehende nicht wirklich beurteilen, oder warst du schon mal in meiner Situation? Mtina

Mitglied inaktiv - 05.01.2011, 14:59



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Liebe mtina! Ich denke, mit dem, was die Vorschreiberin meint, hat sie wahrscheinlich recht. Deine Tochter ist irritiert, zur Zeit haltlos, sucht nach Liebe und Anerkennung etc. Auch wenn Du ihr die bestimmt zukommen lässt - Kinder deuten oft auch ganz falsch. Ich kann Dich verstehen, man versucht´s mit Verständnis und das Verhalten scheint sich erst mal nicht zu bessern. Dann ist man sauer und hat Angst, dass was schief läuft und zieht die Schraube noch enger. Das wiederum verstärkt dann das negative Verhalten des Kindes. Und ich weiß auch, dass positive Gefühle dann so schwer fallen... Aber setz´ Dich in einer ruhigen Minute doch mal mit ihr zusammen. Frag sie erstmal, wie es ihr geht. Dann sag ihr, was dir aufgefallen ist (ohne Vorwürfe). Dann erklär ihr, dass dir das Verhalten nicht gefällt und das sich da was ändern sollte. (Wenn man Kinder mal direkt fragt, verstehen sie sich laut eigener Aussage auch immer lieber gut mit den Eltern, anstatt mit ihnen zu streiten). Überlegt mal zusammen, was man ändern kann oder auch was sie sich wünscht. Und zum Schluss kann man natürlich noch mal ganz deutlich auf einzuhaltende Regeln hinweisen (aber: die wird sie eh kennen...). Manchmal hilft schon ein Gespräch so viel, dann bricht mal wieder das Eis, man nimmt sich in den Arm (oder man heult mal ´ne Runde zusammen ;-) ). Ich kann dich verstehen, ich weiß, es ist schwer, aber als Außenstehende kann ich Dir sagen, ich empfinde deine Tochter auch noch nicht als "groß" - sie ist noch klein und sehr verletzlich. Und das ihr Verhalten Euch so auf die Palme bringt, zeigt doch nur, dass das nicht der Regelfall ist und Ihr Wert auf gutes Benehmen legt! Vor lauter Frust nicht vergessen, den kleinen Kerl lieb zu haben (das geht auch an mich ;-) ). Wollte Dich jetzt nicht "wertvoll" zutexten... Aber irgendwie war es mir ein Bedürfnis auf deinen Beitrag zu antworten. LG

Mitglied inaktiv - 05.01.2011, 18:58



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Hallo M, danke erstmal für deine nette Nachricht. Das war nicht "wertvoll zugetextet", sondern nett. Mein Problem ist nur, dass wir schon oft gesprochen haben, dass sie dann auch super-einsichtig ist und wir haben auch schon zusammen geheult ;o)) Ich habe auch die Hoffnung, dass sich das alles irgendwann wieder einrenken lässt, Mein Problem ist halt einfach: ich kann doch nicht, wenn sie sich TOTAL daneben benimmt und völlig über die Strenge schlägt so reagieren, dass ich sie in den Arm nehme und drücke, anstatt ihr zu sagen, dass ihr Verhalten gerade NICHT IN ORDNUNG ist. Puh, ist das schwer.... bin gespannt, was Frau Schuster schreibt... LG Mtina

Mitglied inaktiv - 05.01.2011, 23:11



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Liebe Mtina, Ihr steckt in einer schwierigen Situation. Alle leiden irgendwie und Du hast noch das Baby, was tatsächlich AUfmerksamkeit erfordert. Und so kurz nach der ENtbindung....sieht man vieles noch problematischer (es IST problematisch, das will ich gar nicht in Abrede stellen). Vielleicht geht beides? Ich meine, über das Verhalten ERSTMAL hinweggehen und sie fragen "ich merke, Dich ärgert jetzt dies und jenes und deshalb tust Du dies und jenes. Was möchtest Du EIGENTLICH? Möglichst lange das Verhalten des Kindes spiegeln und dann nach und nach darlegen, wie das wirkt". "Schau mal, Du hast gesagt, dass Dich das und das ärgert. Das verstehe ich. Und ich verstehe auch, dass Du jetzt ärgerlich bist, wenn ich das und das jetzt nicht kann. Ich habe Dich noch genauso lieb wie immer. Ich biete Dir an, dann und dann mit Dir das und das zu machen". Es gibt im kaufmännischen so einen schönen Spruch, der aber meines Erachtens überall Gültigkeit hat "Kontakt geht vor Kontrakt" (oder frei: erst muss die Beziehung stimmig sein, dann funktioniert auch das Erziehen gut). Und bei Kindern sind wir für die Beziehung verantwortlich. Also müssen wir erstmal auf sie zugehen..... Weiss nicht, ob das funktioniert. BIn auch gespannt auf Frau Schusters Antwort:-) Alles Gute für Euch!

Mitglied inaktiv - 06.01.2011, 09:44



Antwort auf: Hilfe! Unsere Tochter ist rotzfrech...

Viel viel liebe! Sie testet deine liebe und Solidarität, ist sich unsicher da sie (von ihrem Vater) schon mal verlassen wurde. Hat Angst davor dass es wieder passier und legt es gleichzeitig drauf an zu sehen wie sehr du wirklich hinter ihr stehst. Und was machst du? Drohst ihr an, sie raus zu schmeißen. Natürlich meinst du das nicht so, Aber bei ihr kommt es wohl so an. Und naturlch bist du gestresst und genervt. Und ein Stuck weit kann sie das auch verstehen. Versuch mal ihr zu zeigen wie sehr du sie brauchst anstatt darüber nach zu denken wie du sie in ihre schrankn weisen kannst (schon deine Sprache zeigt viel). Deine Tochter lässt den Stress raus der bei euch im System Familie gerade herrscht. Si dafür zu bestrafen ist falsch, denn sie ist who mit hrem Gefühlen selbst uberfordert. Sie merkt sie braucht euch ganz doll und fühlt sich dadurch veletztlich, was sie wiederum ncht zeigen kann euch aber testet. Versuch mal ob du sie als große in die Pflege des Babies mit einbeziehen kannst?

Mitglied inaktiv - 06.01.2011, 09:57