Häufiges Ausrasten Wutanfälle

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Häufiges Ausrasten Wutanfälle

Guten Tag Frau Ubbens und an alle anderen, allmählich habe ich die Nerven blank. Meine Tochter, wird in gut 3 Monaten 3 Jahre, hat fast täglich größere oder kleine ausraster. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem sie nicht weint und über irgendwas meckert. Schon das morgendliche anziehen kann schon eskalieren. Beeilen klappt meist gar nicht. Passiert aber auch selten. Ich arbeite halbtags und bin eigentlich der Meinung, dass ich gut für meine Tochter sorge und so gut ich kann auf ihre Bedürfnisse eingehe. Seit fast einem Jahr geht sie in die Krippe und dort ist sie ganz anders. Sehr zurückhaltend, meist am Zipfel einer Erzieherin, aber zwischenzeitlich ist sie nach deren Aussage gut aufgetaut und entwickelt sich gut. Sagt dort jmd was zu ihr, also schimpft, kommen sofort Tränen. Aktuell ist es nun so, dass "Hauen" ein Riesen Thema ist. Sie fragt mich ständig bei allen möglichen Leuten , Kindern....Hauen? Jeden will sie hauen, sie haute nach der Oma als diese sie im Kiga abholte, sie droht und haut auch mich.. Letztens mitten ins Gesicht, da hab ich ihr dann auf den Po gehauen. Es muss ja Grenzen geben. Das kann aber keine Dauerlösung sein, nur ich finde, auch ein Kind kann mal merken, das tut weh! Gut fühle ich mich natürlich nicht. Generell ist sie ein sehr selbstbestimmtes Kind, sprich, sie kann Zuhause selbstständig überall hin, das ist schon recht lange so. Übertriebene Vorsicht ließen wir auch nie walten, sprich treppengitter gab es nur eins, die restlichen Treppen und Stufen hat sie bereits mit gut einem Jahr rutschend bewältigt. Wir haben 3 Hunde, Die sie gerne regelt. Aber auch hier ist es sehr schwer sie zu mäßigen. Sie wurde schon oft gebissen (nicht ernsthaft, den Abdruck sah man leicht),aber sie hört nicht auf. Wenn Siein rage ist schlägt sie auf die Hunde ein, sprich wenn diese nicht so wollen wie sie oder sich wehren. Wir holen sie dann natürlich weg. Wenn Sie etwas nicht bekommt, dann geht es richtig los, dann wirft sie Sachen durch die Gegend, ganz egal was es ist... Handy, müslidose.... Wenn gar nichts mehr geht stellt sie sich hin und macht in die Hose. Extra. Ich ignoriere sie meist oder rede nur beruhigend auf sie ein bis sie sich besinnt. Dann tut es ihr natürlich leid. Sie weiß dann auch in der Regel was sie falsch gemacht hat und ist plötzlich ganz lieb. Nun mache ich mir natürlich Vorwürfe, ich mache etwas falsch. Vielleicht bin ich wirklich zu inkonsequent mit ihr. Meine verrückte Familie sagt ständig, der müsse man mal richtig den A... hauen, aber ganz ehrlich..... Erstens habe ich ihr schon mal auf den Po gehauen, das juckt sie in diesem Moment gar nicht und das kann ja auch keine Lösung sein. Wie reagiere ich, wenn ich sage bspw es gibt kein Müsli mehr und sie geht immer wieder an den Schrank und holt die Dose und wirft diese dann zu Boden , wenn ich sie aussperre ( mittlerweile befindet sich an der Küche ein Gitter) und sie sich einpinkelt? Ist das in diesem Alter wirklich alles so normal? Wie gesagt, sie darf recht viel alleine. Manchmal nervt diese Eigenständigkeit natürlich, besonders dann wenn die angezogenen Schuhe nicht zum Wetter passen oder die lieblingshose mal grade nicht verfügbar ist. Man kann doch einem 3 jährig nicht immer alles lang und breit erklären und diskutieren? Vielleicht schafft es ja jmd Mich zu beruhigen oder ich bekomme einen guten Ratschlag.

von Nesaja am 12.02.2018, 10:54



Antwort auf: Häufiges Ausrasten Wutanfälle

Liebe Nesaja, hauen Sie Ihre Tochter nicht. Dies wird auch nicht zum Erfolg führen, sondern nur die Frage aufwerfen, "Warum darf ich nicht hauen, wenn Mama es doch auch macht?" Müssen Sie Ihrer Tochter etwas verbieten oder auch nur verneinen, dann gehen Sie dazu zu Ihrer Tochter auf Augenhöhe und bieten ggf. eine Alternative oder einen Ausblick an. "Müsli kannst du jetzt nicht bekommen, morgen zum Frühstück gibt es wieder welches." So bekommt Ihre Tochter nicht nur ein Nein zu hören, sondern kann sich auf das nächste Frühstück freuen. Kleidungsstücke, die nicht in Frage kommen, ebenso die Schuhe, die aus Witterungsgründen nicht angezogen werden sollen, werden außer Sichtweite aufbewahrt, so dass es erst gar keine Diskussionen geben muss. Ihre Tochter möchte von Ihnen immer wieder die Bestätigung, dass nicht Gehauen werden darf. Fragt sie nach, antworten Sie immer wieder geduldig, dass niemand gehauen werden darf. Haut Ihre Tochter, dann nehmen Sie sie an die Seite, gehen auf Augenhöhe und sagen ihr mit ruhigen und deutlichen Worten, dass sie nicht hauen darf und sie für einen Moment etwas abseits aber im selben Raum sitzen darf. Ärgert Ihre Tochter die Hunde, sollten diese vor Ihrer Tochter geschützt werden und am Ende auch Ihre Tochter vor den Hunden. Auch wenn die Hunde noch nicht sehr stark zugebissen haben, kann dies jederzeit passieren, wenn sie sich sehr gestört fühlen. Trennen Sie die Hunde von Ihrer Tochter. Sicherlich haben die Hunde einen Stammplatz. Platzieren Sie das Türgitter, das Sie derzeit in die Küchentür eingesetzt haben, lieber vor dem Raum, in dem sich die Hunde aufhalten, damit Ihre Tochter nur Zugang zu den Hunden hat, wenn auch Sie oder der Papa dabei sind. Grundsätzlich möchte Ihre Tochter natürlich nicht ausgesperrt werden. Sie fühlt sich ausgeschlossen und hilflos. Mit Gittern vor der Küchentür kann Ihre Tochter auch nicht lernen, was sie darf und was nicht. Sie werden immer wieder mit Ihrer Tochter auf Augenhöhe reden müssen, damit Ihre Tochter lernt, was aus Elternsicht in Ordnung ist und was nicht. Ihre Tochter pinkelt sich sicherlich nicht absichtlich in die Hose. Sie ist so auf ihre Wut konzentriert, dass sie ihren Schließmuskel nicht unter Kontrolle hat. Schimpfen Sie nicht. Nehmen Sie Ihre Tochter bestenfalls an die Hand und gehen mit ihr ins Bad zum Umziehen. Verlieren Sie nicht viele Worte, damit es keine Wichtigkeit einnimmt. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 13.02.2018



Antwort auf: Häufiges Ausrasten Wutanfälle

Hi. Wascsoll ich sagen: sie hört sich nach einem echten Wüterich an ;) unser Sohn war auch in der Art bzgl. Des alles werfen, was man in die Finger bekommt. Und ja, das wird mit viel Geduld, aber auch Konsequenz besser. Er ist jetzt 5,5 und macht das gar nicht mehr bzw. Sehr sehr selten und dann ist es zb nur das Buch, das er gerade hält, welches auf den Boden (nicht mehr quer durch den Raum) gepfeffert wird. Auch nach uns wurde geschlagen und getreten, wenn wir ihn von seinen werfausrastern abhalten wollten. Allerdings: nie hat er unsere Katze geschlagen oder irgendwie einbezogen. Auch aus Protest Indie Hose gepinkelt hat er nicht. Wovon ich definitiv abrate/nichts halte: schlagen. Auch nicht zurück schlagen. Das ist reine Machtdemonstration einem schwächeren gegenüber. Sie darf es nicht - du aber schon? Also vergiss diesen „Ratschlag“ ganz schnell. Da sie im KiGa nicht so ist, fällt ihr Verhalten zum Teil schon in die Kategorie „ zu Hause in sicherer Umgebung Gefühlen freien Lauf lassen können“ - insgesamt sehr stark ausgeprägt ist es aber schon. Ich würde — Kleidung: 2 Sachen aussuchen, aus denen darf sie auswählen — Hund hauen: dann muss sie leider den Raum verlassen — euch hauen: klipp und klar sagen, das dies weh tut und nicht geduldet wird. Geh dazu auf Augebhöhe runter und lass sie nicht weglaufen während du redest — pinkeln: nicht schimpfen, aber sie darf sich selbst umziehen u die Schmutzwäsche wegräumen — sie rastet aus: rede nicht auf sie ein, sie hört es in dem Moment nicht. Reden geht erst, wenn sie sich beruhigt hat — sie schreit dich an: das möchtest du so nicht hören und verlässt den Raum — wirft sie Dinge, darf sie dies gerne mit ihren Sachen in ihrem Zimmer machen - nicht bei euch. Und hinterher selber aufräumen. Ich würde sie aber in einem ruhigen Moment auch mal fragen, was sie denn statt werfen machen könnte bzw ihr Dinge anbieten: auf Kissen schlagen zb. Daran musst du dann aber bei einem Wutanfall erinnern! Würde es ganz arg, habe ich ihn in sein Zimmer verfrachtet, bin aber dabei geblieben. Ich habe auch seine Gefühle benannt: du bist wütend weil ... und auch immer betont, das er wütend sein darf. Aber eben nicht so zerstörerisch oder aggressiv gegen uns. Es hat viel nerven und Geduld erfordert, aber es hat geklappt. Ansonsten kann ich dir nur raten mal eine Erziehungsberatung in Anspruch zu nehmen. Da bekommt man oft wertvolle tips. Außerdem auch mal bei den Erzieherinnen nachfragen, wozu sie raten. Eine Sache würde mich noch interessieren: was sagt den der Papa dazu? Zieht ihr an einem Strang? Und was heißt „verrückte Familie“.? Mischt sie sich ein, gibt es da Spannungen etc? Auch das könnte das Verhalten deiner Tochter beeinflussen. Nun denn, lange Antwort, vielleicht hilft sie dir etwas.

von cube am 12.02.2018, 14:31



Antwort auf: Häufiges Ausrasten Wutanfälle

Danke erst mal. Vieles von deinen Vorschlägen, setze ich schon mehr oder weniger, um. Den Rest per pn.

von Nesaja am 12.02.2018, 17:42



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