Geschwisterchen - extreme Trotzreaktionen, wie reagieren?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Geschwisterchen - extreme Trotzreaktionen, wie reagieren?

Hallo Frau Ubbens, unsere Tochter ist 22 1/2 Monate alt. Seit einer Woche hat sie ein kleines Brüderchen. Seitdem ist sie wie ausgetauscht. Das Baby an sich findet sie scheinbar toll, will es oft streicheln, macht Fingerspiele mit ihm, sagt ihm Tschüss, wenn sie geht, etc. Aber ihr sonstiges Verhalten hat sich sehr verändert. Sie war schon vorher sehr auf Mama fixiert, Papa durfte wenig machen, meist mit Protest. Nun aber ist richtig groß Geschrei und Geweine, wenn Papa sie wickelt, ihr die Hände wäscht oder Zähne putzt. Mein Mann muss nur ins Zimmer kommen, ohne irgendwas zu machen, schon schreit unsere Tochter laut "NEIN Papa". Sie trotzt plötzlich auch sehr extrem. "NEIN" ist ihr neues Lieblingswort. Zähneputzen, Essen, Wickeln, Anziehen,... alles wird mit einem lauten "NEIN" quittiert. Wollen wir nach dem Essen Hände waschen, läuft sie davon. Sie war immer ein sehr guter Esser. Plötzlich will sie nicht mehr essen, setzt sich nur mit Überreden an den Tisch, isst nur mit viel Zureden und auch dann nur sehr wenig und selektiv. Sie schmeißt Essen durch die Gegend, schmiert sich selbst mit Tomatensoße voll und kippt absichtlich ihren Trinkbecher aus. Auch fängt sie plötzlich an, mich zu schlagen und zu beißen. Wenn ich dann sage, dass sie das nicht tun soll, macht sie es erst recht. In der Krippe, in die sie jeden Vormittag geht, ist sie unverändert. Wir denken, dass es für sie schwierig ist, mit der neuen Situation klarzukommen. Sie hat nun nicht mehr Mamas ungeteilte Aufmerksamkeit, Mama muss das Baby stillen, wickeln, etc. und sie muss ihren Platz in ihrer veränderten Welt erst einmal neu finden. Durch ihren Trotz und die Essensverweigerung bekommt sie zusätzliche Aufmerksamkeit, die ihr wohl fehlt. Auch, wenn diese Aufmerksamkeit eher in strengen Worten von Mama und Papa besteht. Ich versuche, viel mit ihr zu kuscheln, mein Mann unternimmt schöne Dinge mit ihr. Wir sind aber sehr ratlos, wie wir am besten mit der ganzen Sache umgehen. Können Sie uns Tipps geben, wie wir sie unterstützen können, in die veränderte Situation hineinzuwachsen?. Wie gehen wir am besten mit ihren Trotzanfällen, der Essensverweigerung und der "Ablehnung" von Papa um? Wir wollen ihr nicht alles durchgehen lassen, aber auch nicht ständig mit ihr schimpfen müssen. Wir sind über jeden Ratschlag dankbar.

von speku11 am 19.05.2014, 21:21



Antwort auf: Geschwisterchen - extreme Trotzreaktionen, wie reagieren?

Liebe Speku11, bei Ihrer Tochter kommen mehrere Dinge auf einmal zusammen: Der altersbedingte Trotz und die neue Stellung innerhalb der Familie. Nehmen Sie sich weiterhin viel Zeit für Ihre Tochter. Lesen Sie z.B. Bücher vor beim Stillen oder kuscheln während dessen etc., dann muss sie nicht so lange warten. Der "Papa-Protest" kommt bei sehr vielen Kindern vor. Versuchen Sie vorübergehend viel von den Papa-Aufgaben zu übernehmen. In einigen Wochen ist es für Ihre Tochter auch wieder selbstverständlich, dass der Papa sie wäscht etc. Der Papa darf sich in der Zwischenzeit um das Baby kümmern. Es ist wichtig, dass Ihre Tochter auch das miterlebt. Kinder haben phasenweise nicht so viel Appetit. Beenden Sie die Mahlzeit, wenn Ihre Tochter mit den "Spielchen" anfängt. Den Trinkbecher geben Sie ihr erst in die Hand, wenn sie trinken will und stellen ihn anschließend wieder weit genug weg, damit Ihre Tochter ihn nicht absichtlich umschütten kann. Versuchen Sie, Handlungen, die Ihre Tochter vollzieht und Ärgernisse mit sich bringen, so zu minimieren. Ihre Tochter sollte auf der einen Seite weiterhin ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen können, auf der anderen Seite aber auch Ihre Konsequenzen spüren. Diskutieren Sie nicht (Beispiel Thema Essen), sondern handeln. Überlegen Sie weiter, wo Sie vorübergehend Kompromisse eingehen wollen (Beispiel Thema Papa wickelt, wäscht...), um die Möglichkeit des Protestes zu nehmen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 21.05.2014



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