Hallo Frau Schuster, vor fast einem Jahr hatte ich Ihnen bereits schon einmal geschrieben: http://www.rund-ums-baby.de/erziehung/beitrag.htm?id=104381&suche=andrea&seite=1 Inzwischen ist unsere Tochter 4 Jahre und 7 Monate alt. Wir haben Ihre Ratschläge befolgt, in der Summe leider mehr oder weniger erfolglos. Inzwischen ist es allerdings nicht mehr das Jammern, das im Vordergrund steht, sondern eher ein Trotzverhalten, gepaart mit Wutausbrüchen oder aber Ignoranz. Es gibt hier jeden Tag (wirklich: jeden Tag) mindestens eine Situation, in der sie laut ihren Unmut über gesetzte (und vorher mit ihr besprochene UND von ihr abgenickte ("Versprochen!") Grenzen hinausschreit, diese Grenzen übertritt (z.B. Gekritzel auf dem Tisch statt auf einem Blatt Papier) oder uns schlichtweg ignoriert (gerade heute morgen bat mein Mann sie vier Mal, eine Tür zu schließen, die sie offen gelassen hatte - sie hat in keinster Weise reagiert). Dieses Verhalten bringt mich, uns, so langsam an unsere Grenzen. Wir wissen nicht mehr, wie wie reagieren sollen. Einerseits stimme ich meinem Mann zu, wenn er argumentiert, dass wir dieses Grenzensetzen weiter "durchziehen" müssen. Er sagt, er habe als Kind sehr vergleichbare Verhaltensweisen an den Tag gelegt und wäre ohne klare Vorgaben, was erlaubt ist und was nicht, wohl nicht klargekommen. Andererseits habe ich das Gefühl, unsere Tochter ist "in sich selbst gefangen" und kommt gegen ihr eigenes Verhalten nicht an. Sie beteuert immer wieder selbst, dass sie gar nicht bockig sein will - es aber nicht schafft. Gerade heute Abend sagte sie "ich versuche alles, aber es geht nicht". Das tut mir in der Seele weh. Über die heute Morgen angekündigte Konsequenz hat sie bitterlich geweint. Aber ich fürchte, auch das wird nicht die erhoffte Einsicht bringen... Sie hat einen enorm ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, beschwert sich über Fehlverhalten anderer Kinder im Kindergarten. Sie würde nie einem anderen Kind wehtun, nie im Kindergarten auffällig werden, trotzen, bocken, o.ä. Diese Dinge geschehen immer nur zuhause, bei uns. Sie hat sehr kurze auffallend "vernünftige" Phasen, in denen sie beinahe schon philosophiert, wie man sich warum zu verhalten hat, was Höflichkeit bedeutet, etc. Ihr Wortschatz ist nach unserer Einschätzung sowie nach Aussage aller Personen um sie herum außergewöhnlich groß, sie drückt sich sehr gewählt aus - nur die Diskrepanz zwischen ihrem Anspruch an andere KInder und ihrem eigenen Sozialverhalten, die kriegt sie nicht auf die Reihe und leidet offensichtlich am meisten selbst darunter. Sie äußerte einmal, dass wir zuviel von ihr wollten. Auf meine - zugegebenermaßen erschrockene - Nachfrage, was denn dieses "Zuviel" wäre, antwortete sie: "Zähneputzen, ins Bett gehen und schlafen, am Tisch sitzen beim Essen, in den Kindergarten gehen, nach dem Pipimachen Hände waschen, nicht meckern, nicht soviel Fernsehen gucken, und so weiter..." Sind diese in unseren Augen für eine viereinhalb Jährige selbstverständlichen Dinge für sie subjektiv tatsächlich zu viel? Vielleicht sogar objektiv? Ich bin sicher, dass wir im Vergleich zu manch anderen Eltern recht hohe Ansprüche an das Verhalten innerhalb der Familie haben. Aber ist es tatsächlich ZU VIEL? Wir sind sicherlich "verwöhnt" von unserer älteren Tochter, die weder jemals einen Wutanfall gehabt noch sonst irgendwelche Regeln bewusst überschritten hat. Aber das Verhalten unserer jüngeren Tochter kennen wir auch von Kindern aus dem Freundeskreis in dieser Form nicht. Regeln werden meist akzeptiert, spätestens bei Konsequenzen setzt eine gewisse Einsicht ein. Nicht so hier... Haben Sie einen Tipp für uns? Ist hier tatsächlich die "harte Tour" die richtige? Bislang hat uns Verständnis ebenso wenig weitergebracht wie Strafen - wir sind wirklich ratlos. Vielen Dank vorab & freundliche Grüße Andrea
Mitglied inaktiv - 25.04.2013, 21:01