Frustrationstoleranz/Reizüberflutung

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Frustrationstoleranz/Reizüberflutung

Liebe Frau Ubbens, mein Sohn war von Beginn an sehr reizoffen. Er träumt viel und gern, zieht sich aber, so denke ich, auch dann in seine Traumwelt zurück, wenn die Eindrücke zu viel werden. Ich denke, dass es sich um ADS im Träumerbereich handeln könnte. Da er im Vorschulbereich sozial und konzentrationstechnisch große Fortschritte gemacht hat, raten die Erzieher dazu erstmal die Einschulung abzuwarten, bevor Diagnostik betrieben wird. Ein Problem, was mich momentan aber sehr belastet, sind seine Stimmungsschwankungen. Wenn wir uns nachmittags mit Freunden von ihm treffen, dann kippt oft nach einer gewissen Zeit aufgrund von einer Kleinigkeit die Stimmung und mein Sohn schreit und weint. Nach ca einer Viertelstunde ist es meistens besser. Zudem ist es so,dass er eine Weile mit dem anderen Kind spielt,sich dann aber plötzlich zurückzieht und z.B. im Sand buddelt und wenig auf den Freund eingeht. Was könnte ich tun, um die Treffen unkomplizierter zu gestalten? Ich muss zugeben, dass mir dies, gerade wenn die Eltern der Freunde dabei sind, oft peinlich ist. Ich habe auch Angst, dass sich die Freunde dadurch von ihm abwenden könnten. Vielen Dank für Ihre Antwort! Kaleidoskop

von Kaleidoskop2 am 25.06.2020, 11:52



Antwort auf: Frustrationstoleranz/Reizüberflutung

Liebe Kaleidoskop, wie meine Vorrednerin schon geschrieben hat, haben Kinder noch die natürliche Gabe, ihre Grenzen zu spüren und sich zurückzuziehen. Das wird kein anderes Kind übel nehmen und muss Ihnen auch nicht peinlich sein. Sie müssen und sollten nichts unternehmen. Ihr Sohn wird offener werden und auch längere Zeiten mit anderen Kindern spielen können, wenn er ein wenig älter ist. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 26.06.2020



Antwort auf: Frustrationstoleranz/Reizüberflutung

Ich formuliere es jetzt mal ganz platt und evt. hart: du möchtest ein normaler agierendes Kind in dem Sinne, dass Kinder sich doch freuen sollen, mit anderen zu spielen. Aber wie Erwachsene auch introvertierter Natur sein können, ist auch nicht jedes Kind total wild darauf, mit anderen auf "Kommando" zusammen spielen zu sollen. Kann sein, dass er ADS hat - kann sein, er ist einfach ein Kind, dass lieber mehr Ruhe hat und nicht immer mit anderen Zusammen spielen will. Dir sollte das nicht peinlich sein - dein Kind ist eben nicht bereits, zu einem von Erwachsenen definierten Zeitpunkt gefälligst Spaß daran zu haben, sich mit anderen zu beschäftigen ;-) Tatsächlich ist eine tolle Fähigkeit von Kindern, noch sehr genau zu spüren, wann es ihnen zu viel wird und sie sich dann zurück ziehen. Genügend Erwachsene gehen hinterher zur Therapie, um wieder zu lernen, was ihnen zu viel ist und wann sie mal Pause machen müssen. Sich zurück ziehen, weil es zu viel wird, ist eigentlich kein Anzeichen von ADS - sondern eine natürliche Reaktion auf individuell empfundenen Stress. Ob dieses Stresslevel viel zu niedrig ist, kann dir sicher auch guter KiA sagen. Unser Kind hat sich im KiGa damals auch ausgeklinkt, wenn es ihm zu viel wurde. Angeblich total unnormal laut Erzieherin. Unser KiA war ziemlich sauer, dass ein Kind sich nicht zurückziehen darf ohne das ihm ADS oder sonst was unterstellt wird.

von cube am 26.06.2020, 09:43