Extreme Eifersucht bei 2,5jährigem

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Extreme Eifersucht bei 2,5jährigem

Hallo Frau Ubbens, unser Sohn 2,5, wird in 8 Wochen großer Bruder. Wir freuen uns sehr auf unseren zweiten kleinen Prinzen, aber das Verhalten unseres Großen bereitet mir echte Bauchschmerzen. Ein paar Beispiele: Freunde von uns haben ebenfalls Zuwachs bekommen. Als der Kleine ein paar Wochen alt war haben wir sie zum ersten Mal besucht. Ich durfte das Baby halten. Er schlief friedlich auf meinem Arm. Nach ein paar Minuten bemerkte unser Sohn das ich das Baby auf dem Arm habe. Er kam zu mir, verzog das Gesicht und erklärte mir wortwörtlich: Mama, das Baby soll da weg! Das ist mein Platz! Ich war im ersten Moment ziemlich perplex und habe ihm dann erklärt das ich das Baby nur kurz halte und es dann wieder seiner Mama zurück gebe. Ich habe ihm auch versucht das ganze schmackhaft zu machen. „Guck mal wie klein das Baby ist und wie schön friedlich es schläft... magst du es mal zart streicheln“ usw. Leider ohne Erfolg. Er betonte immer wieder das das Baby da weg soll. Ein paar Wochen später waren wir bei anderen Freunden auf Kindergeburtstag eingeladen. Eine befreundete Mama gab mir spontan ihr acht Monate altes Baby auf den Schoß, weil sie schnell mit ihrer größeren Tochter zur Toilette gehen musste. Als unser Sohn das sah kam er wieder angelaufen und forderte „die soll weg da! Das ist mein Platz“ Ich bot ihm den Platz auf meinem freien Oberschenkel an und forderte ihn auf sich zu uns zu setzen. Erklärte auch warum ich kurz auf das Baby aufpasse usw. Aber nichts zu machen! Bis die Mama der Kleinen zurück war, hatte sich unser Sohn in einen Wutanfall reingesteigert. Das Ganze artet inzwischen sogar soweit aus das er „austickt“ sobald ich unsere Katze auf den Arm nehme. Auch die soll sofort wieder runter. Natürlich haben wir inzwischen zig Bücher übers „Bruder werden“ angeschafft und er findet diese auch prima und möchte sie immer wieder vorgelesen bekommen. Ich bzw wir erklären ihm auch öfter wie das so ist als großer Bruder und das so ein kleines Baby erstmal viel schläft usw. Wir haben ihn in alle Vorbereitungen mit einbezogen. Möbelkauf und -Aufbau fürs zweite Kinderzimmer usw. Ich habe ihm auch sein kleines Beistellbettchen (auch den Maxi Cosi) gezeigt und ihm erklärt das er auch mal so klein war und auch das er da mal drin gelegen/geschlafen hat. Das findet er alles interessiert und hört gespannt zu, allerdings kommt dann auch gleich „aber das Baby darf da nicht drin schlafen“. Er hat eine enge Bindung zu uns. Vor allem an mir hängt er sehr. Braucht mich auch Nachts zum kuscheln. Was mir aber auch gar nichts ausmacht. Ich genieße das sehr. Er geht schon seit einem Jahr für 3,5 Stunden täglich in den Kindergarten. Allerdings hält sich seine Begeisterung dafür meistens in Grenzen. Letztens erzählte mir eine andere Kiga-Mama das er ihr ganz stolz erzählt hat das er einen kleinen Bruder bekommt. Ich weiß nicht was wir noch tun können um ihn auf das Geschwisterchen vorzubereiten. Natürlich steckt er dazu gerade auch noch mitten in der Trotzphase. Die er auch teilweise sehr intensiv und heftig auslebt. Ich habe Angst davor das das völlig ausartet wenn das Baby erst da ist. Ich habe natürlich auch Angst das er sich von mir/uns im Stich gelassen fühlt bzw. sich von mir abwendet. Ich weiß das es für ein Kleinkind ein einschneidendes Erlebnis ist ein Geschwisterchen zu bekommen, aber ich finde das Verhalten unseres Sohnes bereits im Vorfeld schon ungewöhnlich (jedenfalls kenne ich kein anderes Kind, welches sich derart sensibel und eifersüchtig zeigt wie unseres. Und ich habe mich diesbezüglich wirklich schon mit vielen anderen Müttern unterhalten.) Derzeit hab ich - auch wenn ich mich sehr aufs Baby freue - ernsthaft Bedenken ob das eine gute Idee war... Was können wir tun um unserem Großen das Bruderwerden schmackhaft zu machen bzw ihn noch darauf vorzubereiten so dass der von uns befürchtete „Supergau“ ausbleibt? Ich danke Ihnen bereits im Voraus für Ihre Mühe und Ihre Antwort Frau Ubbens! Ich würde mich auch über Erfahrungsberichte anderer Mamas/Papas freuen denen es ähnlich ging. Liebe Grüße von einer etwas verzweifelten bald Zweifachmama P. S.: Hinzu kommt noch das er seit einigen Monaten nicht mehr teilen mag. Wenn Kinder zu Besuch bei uns sind, dürfen die sein Spielzeug nicht anfassen. Auch hier folgt ein Wutanfall. Bin ich mit ihm auf dem Spielplatz fängt er auch an zu toben sobald andere Kinder zu ihm in den Sandkasten kommen oder das gleiche Spielgerät benutzen möchten. Wie reagiere ich hier richtig?

von Mausilein79 am 26.02.2018, 11:22



Antwort auf: Extreme Eifersucht bei 2,5jährigem

Liebe Mausilein79, Sie sollten sich auf das Baby freuen und kein schlechtes Gewissen bzgl. Ihres Sohnes haben. Er wird, auch wenn er es sich selbst noch gar nicht vorstellen kann, ein toller großer Bruder werden. Insgeheim freut er sich auf das Baby, ihn bedrängt nur die Tatsache, dass Mama geteilt werden muss. Es wird sich aber einspielen. Er wird auch mehr Verständnis dafür aufbringen, wenn das Brüderchen auf Ihrem Arm ist, als wenn es ein fremdes Baby ist. Sie haben Ihren Sohn so weit es geht in die Vorbereitungen mit einbezogen. Er weiß um die Veränderung. Mehr können Sie nicht tun. Reden Sie es ihm auch nicht immer schön. Er muss die eigene Erfahrung machen, wie es sich als großer Bruder anfühlt. In den nächsten Wochen sollte das Thema Baby nur angesprochen werden, wenn er von sich aus davon anfängt. Ansonsten ist jetzt Ihr Sohn dran. Bestärken Sie ihn darin, was er gut kann usw., damit er sich selbst groß fühlt. Sind andere Kinder zum Spielen da, muss das Spielzeug geteilt werden, auch wenn es zum Streit kommt. Im Vorfeld darf Ihr Sohn ihm wichtige Spielsachen von Ihnen wegstellen lassen, von denen er auf keinen Fall möchte, dass andere Kinder damit spielen (natürlich nicht alles). Ansonsten gilt, wer das Spielzeug hatte, darf es so lange behalten, bis er es von sich aus abgibt. Die anderen suchen sich etwas anderes aus. Auf dem Spielplatz darf Ihr Sohn sein Spielzeug verteidigen. Dinge, mit denen er nicht spielt, haben Sie in einer Tasche. Spielgeräte und der Sandkasten gehören nicht ihm und müssen geteilt werden. Leider wird Ihr Sohn dies lernen müssen und ggf. wütend reagieren. Gerne können Sie ihm eine Alternative anbieten. "Wenn du nicht gleichzeitig mit dem anderen Kind im Sand spielen möchtest, können wir ja so lange zur Rutsche gehen." Mag er den Vorschlag nicht annehmen, ist Ihre Geduld gefragt. Ihr Sohn wird sich beruhigen und wird die Erfahrung, dass er gewisse Dinge nicht bestimmen kann, machen müssen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 27.02.2018



Antwort auf: Extreme Eifersucht bei 2,5jährigem

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort Frau Ubbens!

von Mausilein79 am 28.02.2018, 16:00



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