Ewige Kriege, ich kann nicht mehr

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Ewige Kriege, ich kann nicht mehr

Hallo, ich habe 2 Töchter im Alter von 3 und 6 Jahren. Die Große ist elektiv mustistisch und schon immer recht "schwierig". In Sachen Sprechen wird es immer besser, sie besucht die Regelschule und kommt zurecht. Zu Hause habe ich allerdings nur noch Krieg mit ihr. Unser Tag beginnt wie folgt: 6:45 Wecken. Es dauert ewig, das Kind aus dem Bett zu holen ( sie geht um 19:30 schlafen und schläft auch gut). Dann geht sie zur Toilette wo sie auch ewig braucht, obwohl sie nur Wasser lassen muss. Der nächste zähe Kampf ist Waschen/Zähne putzen etc. Während ich dusche braucht sie geschlagene 10-15 Minuten um sich anzuziehen. Und das auch nur wenn ich sie vorher regelrecht bedroht habe, dass ihre Freundin ohne sie geht wenn sie nicht fertig wird. Frühstück ist oft eine eher eilige als gemütliche Sache, damit sie um halb 8 aus dem Haus kommt. Sie besucht die Ganztagsschule und kommt gegen 16:15 heim. Meist geht sie dann direkt wieder raus um mit ihren Freundinnen zu spielen. 18 Uhr Abendessen. Sie ist völlig affig, macht nur Blödsinn, stiftet ihre Schwester mit an oder provoziert diese ständig. Ruhiges Abendessen ohne Ärger kenne ich schon lange nicht mehr :-( 18:30 bis ca 19:15 ist Familienzeit. Spielen, Kika schauen, Vorlesen. "Runter kommen" ist angesagt. Dann kommt der absolute Horror. Zähne putzen, waschen/duschen, umziehen. Platz für mindestens 3 Kriege. Widersprüche, Verweigerung, Rumschreien, Heulen. Der Versuch zuerst ins Bad zu gehen und mit den bettfertigen Kindern zu spielen, lesen etc hat uns auch nicht weiter gebracht. Das endete nicht selten darin dass die Kinder ohne Lesen und Co sehr früh im Bett waren, weil sie so geflippt sind dass gar nichts mehr ging. Inzwischen ist der Frust bei uns Eltern sehr hoch. Die Agressionsspirale dreht immer höher. Mein größter Frust besteht darin, dass sie anscheinend nichts aus so einem Kreig "lernt". Sie muss doch langsam gemerkt haben, dass sie ihren Willen nicht durchsetzen kann und obendrauf noch viel "verliert". Diese Kämpfe können doch niemandem Spaß machen. Sie darf ( in den superseltenen Fällen wo es gut klappt) noch eine CD hören, wir kuscheln noch, unterhalten uns noch über den Tag. Das alles fällt flach. Erwarte ich zu viel, wenn ich davon ausgehe dass sie kapieren müsste dass sie sich nur selber "schadet"? Abgesehen von dem Terror, auf den doch kein Kind scharf sein kann? Ich stehe vor ihr, und sage ihr ganz klar dass ich supersauer bin und sie jetzt mal aufhören sollte mir ständig zu widersprechen, sich zu verweigern oder was sonst grad läuft. Ich frage sie noch, ob sie das verstanden hat. Ein kleinlautes Nicken und 5 Sekunden später geht es wieder los. Ich bin am Ende meiner Kräfte, runter mit den Nerven und merke wie ich zunehmend aggressiv werde und Gefahr laufe, dieses Kind irgendwann zu verprügeln. Das kann es doch nicht sein!!! Ich hoffe, Sie haben eine wirklich gute Idee. Mein Mann sagt immer öfter hier wäre eine Supernanny angebracht und langsam gebe ich ihm recht.... Traurige Grüße, Viviane

Mitglied inaktiv - 29.09.2009, 08:06



Antwort auf: Ewige Kriege, ich kann nicht mehr

Hallo Viviane Ohne Ihre Tochter oder Sie persönlich zu kennen vermute ich, dass Sie das Kind ein wenig überfordern und ihr insgesamt zu wenig liebevolle Aufmerksamkeit schenken. Überwinden Sie sich doch bitte einmal und nehmen Sie Ihre Tochter, die mit 6 Jahren auch noch ein (egoistisches)Kleinkind und keine kleine Erwachsene ist, liebevoll und fest in den Arm. Überlegen Sie dann gemeinsam mit ihr, wie das morgendliche Aufstehen erträglicher gestaltet werden kann. Regen Sie z.B. zu einem lustigen Wettspiel an: wer zuerst fertig ist, darf den Platz am Frühstückstisch aussuchen; wer abends zuerst den Schlafanzug angezogen hat, wählt die Gute-Nacht-Geschichte aus. Wecken Sie Ihre Tochter evtl. morgens 2 mal: nach dem 1. Wecker-Klingeln darf sie noch 10 Min. liegen bleiben, um beim 2. Wecken dann nicht mehr ganz so verschlafen aufstehen zu können. Waschen Sie sich (mit den Kindern oder die Kinder) gemeinsam: wer ist schon groß genug um sich selbst richtig und zügig zu waschen und Wem muß noch geholfen werden? Evtl. müßten Sie dann auch helfen; das ist zwar gerade morgens nicht gerade lustig, aber leichter zu ertragen als ständiges Hetzen und Schimpfen. Helfen Sie ggf. soviel beim Anziehen, dass Sie GEMEINSAM am Frühstückstisch sitzen. Das Aufstehen fällt IMMER schwer; ob nun 15 Min früher oder später ist meist ohne Bedeutung.- Kommt Ihre Tochter nachmittags aus der Schule, fragen Sie zunächst einmal nach dem Erlebten und zeigen Sie Verständnis dafür, dass der Schulalltag anstrengend ist. Ihre Tochter wird sich freuen von Ihnen verstanden zu werden. Denken Sie bitte daran: je gestresster Sie selbst sind und je hektischer Sie werden und schimpfen, umso intensiver werden sich diese Verhaltensweisen auf Ihre Tochter übertragen, die sich an Ihnen orientiert. Beginnen Sie zuerst ein Liedchen zu singen, zu summen oder zu pfeifen, bevor Sie vielleicht gegenüber Ihrer Tochter so reagieren, wie Sie eigentlich gar nicht wollen. Der harte Alltags- und Erziehungsstress lässt sich dann viel leichter ertragen. Bevor die Spannungen zwischen Ihnen und Ihrer Tochter immer größer werden, holen Sie sich bitte kompetente Hilfe vor Ort bei einer Erziehungsberatungsstelle oder dem behandelnden Kinderarzt. Kopf hoch, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 29.09.2009



Antwort auf: Ewige Kriege, ich kann nicht mehr

oh je, du tust mir echt leid. Ich kenne das zur genüge. Wir waren auch schon soweit, daß meine Tochter (erst 3) und ich uns heulend in den Armen gelegen sind, weil wir beide nicht mehr konnten. Wir hatten einfach zu lange diskutiert und der Streit, der mit einer Kleinigkeit anfing schaukelte sich immer weiter hoch. Ich habe gemerkt, das sie momentan etwas überfordert ist, sie ist aus der Krippe in den Kindergarten gekommen. Vielleicht ist es bei deiner kleinen ja die Schule, die sie sehr fordert und zu Hause sucht sie ein Ventiel. Ich habe aus unserem Streit gelernt, daß ich nicht mit machen darf. Das heißt, wenn sie grundlos mit schreien anfängt, dann schicke ich sie in ihr Zimmer und sage ihr, daß ich nicht streiten möchte und das sie sich bitte allein beruhigen soll. Sie bleibt in ihrem Zimmer und schreit dann auch mal eine halbe Stunde. Wenn sie mich dann ruft (ohne schreien, in einem normalen Ton) gehe ich wieder zu ihr, wir umarmen uns. Ich habe sie nach dem ersten Mal gefragt ob sie das gebraucht hat und ob es ihr gut getan hat und sie hat ganz erleichtert mit "ja" geantwortet. Seit daher regeln wir das so. Wir haben solche Situationen nicht jeden Tag, etwa 1x/Woche. Mir ist auch klar, daß du das nicht morgens machen kannst, wenn es in die Schule gehen muß. Was ich damit nur sagen wollte, nimm dich ab und an mal raus und lass sie wüten, dann bleibst wenigstens du ruhig und hast hinterher noch den Nerv, sie wieder in den Arm zu nehmen und zu sagen, daß ihr euch wieder lieb habt. Viel Glück

Mitglied inaktiv - 29.09.2009, 10:00



Antwort auf: Ewige Kriege, ich kann nicht mehr

Leider geht meine nicht so einfach ins Zimmer. Sies teht auf der Treppe streckt die ZUnge raus, wütet und spuckt. Ich muss dann immer erst hinter ihr her und sie ins Zimmer bringen. Sie bleibt auch nicht wirklich dort. Kommt immer wieder provoziert, kreischt und tobt.Das Schlimmste für mich ist, dass sie mitten im schönsten Krach nach Sachen wie Fernsehen uns Süßigkeiten schreit. Ich will aber Fernsehen ( das war überhaupt nicht Thema in der Auseinandersetzung) !!!!!!!!! Das kreischt sie bis zu einer halben Stunde lang ununterbrochen. Man kann ihr dann sagen dass sie garantiert nicht schauen darf. Oder man kann es auch lassen, es tut nichts zur Sache. Es wäre beliebig austauschbar gegen "Ich habe Hunger", Ich habe Durst" "Ich will reiten gehen".... Wie eine kaputte Schallplatte.

Mitglied inaktiv - 29.09.2009, 13:41



Antwort auf: Ewige Kriege, ich kann nicht mehr

Ich hab dich schon verstanden Viviane, drum schrieb ich ja auch, das es bei euch vielleicht nicht ganz so einfach ist und meine halt wirklich im Zimmer bleibt und morgens ist das ja auch nicht machbar. Ich wollte dir damit nur sagen, daß es uns hilft, wenn ich mich rausnehme und versuche ruhig zu bleiben. Ich sag immer, es ist ein arbeiten mit sämtlichen Tricks und manchmal klappt es und manchmal halt nicht. Es hängt auch immer davon ab, wie man selber drauf ist. Ich hab das vorgestern durch, auf dem nach Hauseweg begann eine sinnlose Diskussion ohne wichtigen Grund, sie war einfach nur KO und suchte Streit. Also hab ich sie in ihr Zimmer getan, und ihr gesagt das sie nun weiter schreien kann, was sie auch tat und fing dann an zu schreien, sie will ihr kleines Licht, ich soll es anmachen. Ich reagiere dann aber nicht darauf. Irgendwann wird es leiser und irgendwann auch nicht mehr so fordernd. Wenn ich an ihrer Stimme höre, das sie sich beruhigt ( was eine gute halbe Stunde dauern kann) dann geh ich zu ihr rein, und wir reden und dann ist es auch wirklich wieder gut. Das geht aber nur, wenn ich ihr in ihrer Rage aus dem Weg gehe und dadurch ruhig bleiben kann. Du kennst deine Tochter am besten und weißt wie sie tickt. Wenn sie in der Schule ist überlege dir Strategien wie du ganz spezielle Probleme z.B. das anziehen regeln kannst, so das sie sich gar nicht erst zu sehr reinsteigern kann, sondern du es in ein Spiel umlenken kannst. Sie will nicht ihre Zähne putzen, dann willst du auch nicht, weil du noch viel zu müde bist und Zähneputzen langweilig ist. Frag sie, ob sie dir deine Zähne putzt weil du keine Lust hast aber Löcher willst du auch keine. Wenn sie es tut, dann hast du so viel Spaß dabei und mußt so viel lachen, das sie es witzig findet wenn du danach ihre putz. Das ist nur mal ein Beispiel, meine ist 3, bei ihr klappt das, du kennst deine am besten, denk dir deine eigenen Spiele aus. Was ich auch ganz gut finde für uns ist Ergo, da gehen wir seit 2Monaten hin. Ich bleib immer mit dabei, weil ich oft Ideen bekomme, was wir gemeinsam zu Hause machen können und wie ich sie dazu bringen kann, zu machen was ich will ohne das sie merkt, daß ich es so will. Und noch was Viviane, such dir einen Ausgleich, such dir was wie du zur Ruhe kommst, wie du dich entspannen kannst oder wo du dich mal abreagieren kannst. Oft braucht man gar keine großen Ratschläge von anderen, sondern nur jemanden bei dem man Urteilsfrei seinen ganzen Frust loswerden kann und auch mal richtig heulen kann. Dann hat man oft wieder ein wenig Kraft um offen für neues zu sein und entspannter in die nächsten 2Stunden gehen kann. Ich denk an dich und drück dir die Daumen.

Mitglied inaktiv - 30.09.2009, 09:43