Frage: Erwarte ich zuviel?

Hallo Frau Ubbens, mein Expartner und ich sind seit gut einem Jahr getrennt und unsere gemeinsame Tochter (wird im November 5 Jahre) sieht er regelmäßig auch für mehrere Tage. Meine Tochter kommt eigentlich ganz gut damit klar, meinte ich zumindest und bin oft sehr verunsichert und weiß nicht wie ich mich richtig verhalten soll.Vielleicht ist es auch eine Phase oder ein Entwicklungsschritt, ich weiß es nicht. Sie kam gestern vom längeren Papa Wochenende zurück und war auch guter Laune, aber sie kann bei mir aufeinmal Sachen nicht mehr, bzw. will sie nicht können, (z.B. Schuhe anziehen, Pulli ausziehen usw.) Ich ermutige sie und sage, komme das kannst Du doch, aber ich habe das Gefühl, dass sie sich nach diesem Wochenende immer die notwendige Zuneigung von mir haben möchte und es so bekommen will. Sie steht sich aber dadurch oft selbst im Weg, wie z.B. auf dem Spielplatz, dass sie dann aufeinmal nicht mehr schaukeln kann, sondern ich das machen soll/muss, sie ist generell eher schüchtern und geht ungern auf Fremde zu, aber es wird immer extremer, dass sie sich nicht traut Kinder zu fragen, ob sie mitspielen kann bzw. will sie dann lieber mit mir Rutschen (ich soll sie dann zur Rutsche rauftragen, denn das kann sie plötzlich nicht mehr) aber nur auf Mama´s Schoß und sie muss mir dann immer die Hand geben usw. Wenn ich der Hand dann eher ausweiche und sage "komm, wer ist zuerst an der Rutsche", dann weint sie und sagt, "Mama, lass mich nicht alleine".Ich weiß manchmal nicht was dabei Show ist und was nicht?! Ich weiß nicht was ich machen soll, es nervt mich manchmal, muss ich ganz ehrlich zugeben und andererseits verstehe ich sie, dass sie die Zuneigung so haben will und es zum Teil ja auch schafft. Aber so kann das doch nicht weitergehen, sie wird ja älter und ich kann nicht nach jedem Wochenende bei ihm wieder so anfangen, oder erwarte ich zuviel von ihr?Sie braucht generell mich zu allem sehr oft, sie kann wenig mit sich selbst anfangen, langweilt sich oft und schafft es oft mir ein schlechtes Gewissen zu machen, wie heute Abend als sie sagt: "Mama ich wünsche mir, dass Du mehr Zeit für mich hast!" Es stimmt, dass ich momentan viel arbeite, aber es vergeht kein Nachmittag, bei dem ich mir nur Zeit für sie nehme und wir was zusammen machen, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass ich ihr "Spielgefährte" bin und es so von mir erwartet. Als sie dann heute gebockt hat, weil ich sagte, sie solle das schaukeln erstmal alleine versuchen und sie kurz vorm weinen stand, hab ich gesagt und das in einem schärferen Ton, dass wir auch gehen können, da lenkte sie gleich ein "Mama, nicht streiten, hast Du mich nicht mehr lieb?!" Was mach ich nur falsch? Was noch dazu kommt, vermutlich ist das in dem Alter normal, aber bei ihr ist es schon noch extremer, sie zieht nie was durch, plötzlich ist was anderes interessanter oder sie wir abgelenkt, oder es ist ihr plötzlich egal. Sie wollte unbeding bei einem Mini-Marathon mitlaufen und ich hab sie dazu angemeldet und gesagt, dass sie dafür üben muss, nicht täglich, aber hin und wieder schon (es sind zwar nur 300 Meter, aber immerhin), wenn es dann soweit ist, kann sie plötzlich nicht mehr, will dann nicht mehr, aber andererseits schon, mich macht das Wahnsinnig, weil ich sie eigentlich motivieren will, was durchzuziehen und wenn sie nicht übt, dann wird sie den Lauf nicht packen und ist dann erst Recht am Ende. Wie geht man sowas am Besten an? Vielen lieben Dank!

von muggi83 am 05.05.2014, 20:41



Antwort auf: Erwarte ich zuviel?

Liebe muggi83, Ihre Tochter zeigt ein ganz normales Verhalten, dass die meisten Trennungskinder zeigen. Phasenweise ist das Verlangen nach Nähe von Mama (oder Papa) stärker, mal nicht so stark. Kommen Sie dem nach, in dem Sie am Wiederbringtag besonders viel Zeit mit Ihrer Tochter verbringen. Eine Kuscheleinheit extra am Abend o.ä. wären für Ihre Tochter schon schön. Dass Ihre Tochter bestimmte Dinge nicht mehr alleine machen möchte hat mit der Trennung wenig zu tun, sondern ist vielmehr auch eine altersgemäße Phase. Kommen Sie Ihrer Tochter ein Stück entgegen, in dem Sie beispielsweise, wenn Ihre Tochter nicht alleine Schaukeln möchte, die Absprache treffen, dass Sie sie 3 Minuten anschaukeln und sie dann alleine weiter schaukelt oder Sie einmal gemeinsam rutschen und Ihre Tochter dann beweisen kann, dass sie es doch alleine kann. Beim Kleidung an- /ausziehen können Sie sich vorübergehend die "Arbeit" teilen, z.B. den rechten Schuh Sie, den linken Ihre Tochter. Auch das schnell schwindende Interesse ist altersgemäß. Ihre Tochter hat die Zeitdimension noch nicht im Blick. Sie haben gefragt, ob Sie an dem Marathon teilnehmen möchte und sie wäre gleich sofort losgelaufen. Zur Zeit der Frage hatte Ihre Tochter Lust. Das der Lauf erst Wochen später stattfindet, konnte und kann Ihre Tochter noch nicht einordnen. Verpacken Sie das Üben in kleine Spielchen und nennen es nicht üben. Beispiel: Spazieren Sie die Strecke und stecken kleine Fähnchen o.ä. an den Wegrand, die sie gemeinsam auf dem Rückweg wieder einsammeln. Wer hat am Ziel die meisten Fähnchen? Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 06.05.2014