Liebe Frau Schuster,
mein Sohn ist jetzt 3 Jahre geworden und ich hatte diese Woche Urlaub um mit ihm eine Kindergarteneingewöhnung zu machen (ich arbeite 3 Tage die Woche, da wird er bisher von Oma und Opa betreut). Ich kenne den Kindergarten und die Erzieherinnen (war selber da drin) und die sind alle echt lieb. Die letzten paar Tage bin ich immer vormittags für 1,5 Stunden mit ihm hin, bin dabei geblieben und das klappte auch ganz gut. Ich "durfte" sogar mal kurz zur Bank gehen und kam nach 15 Min wieder und Niklas war mit der Situation ganz zufrieden. Der Haken ist dass er für sein Alter sehr intelligent und sensibel ist und merkt, dass sich Mami langsam verabschieden will und immer mal wieder kurz weggeht. Ich erkläre ihm das, aber sein Wunsch das Mama dableibt wird von Tag zu Tag größer. Er spielt nur mit anderen Kinder wenn Mama mitgeht, ich muss mit am Tisch frühstücken etc. Er bricht beim Spielen auch immer wieder nach 2-3 Minuten ab, rennt zu mir und ich muss ihn dann motivieren weiterzuspielen. Wenn ich nur ankündige, dass ich gaaaaanz kurz mal rausgehe kippt seine Stimmung und er fängt herzzerreißend an zu schluchzen und klammert sich an mich. Die Erzieherin (die ist gaaanz lieb, bei der war ich auch im Kindergarten) ist schon für eine sanfte Eingewöhnung, befürchtet aber auch, dass er keinen Bindung zu ihr oder den anderen Kindern aufbauen kann, wenn Mama immer da ist. Nächste Woche muss ich wieder arbeiten (3 Tage) und da bringt ihn die Oma in den Kindergarten und der Opa holt ihn ab. Ich hoffe die Trennung klappt besser, wenn die Mama nicht dabei ist. Notfalls bleibt die Oma länger da. Was soll ich an den Tagen machen, wenn ich dabei bin? Da bleiben? Immer wieder vorsichtig ankündigen, dass ich mal kurz weg bin? Da fängt er wahrscheinlich wieder mit dem Weinen an...
Viele erzählen mir da müsse er durch und jetzt müsse ich ihn notfalls einfach mal weinend zurücklassen - aber da leide ich selber drunter wie ein Hund.... Momentan bin ich also wirklich in der Sackgasse - da bleiben kann ich nicht die ganze Zeit, denn ich merke schon, dass ich dann immer Bezugsperson bin, mit der er spielen will (anstatt mit den Kindern). Ich bin schon fast dabei den Versuch KiGa erstmal abzubrechen und in einem halben Jahr wieder anzufangen.... Was ist ihre Meinung?
Mitglied inaktiv - 30.10.2008, 15:48
Antwort auf:
Eingewöhnung Kindergarten - Sackgasse erreicht....
Hallo Tine
Wie Mimi schon sagt, reicht meist eine Woche der sanften Eingewöhnung nicht, sodass ich vorschlage, Ihrem Sohn zu sagen, dass Sie wieder arbeiten, weil Ihre Ferien beendet sind, dafür aber die Oma mit ihm in die Gruppe gehen wird, bis er "Freunde" gefunden und die Erzieherin als Bezugsperson anerkannt hat.
Diese Vorgehensweise sollte natürlich mit den Erzieherinnen abgesprochen und von deren Seite her praktikabel sein.
Sind Sie dann mit in der Gruppe und beschäftigen Sie sich mit Ihrem Sohn, laden Sie 1-3 Kinder zum Mitspielen ein, sodass Ihr Sohn in Ihrer unmittelbaren, Sicherheit vermittelnden Nähe Kontakte aufnehmen kann.
Versuchen können Sie aber auch, Ihrem Sohn zu sagen, dass die Kinder schon auf ihn warten um mit ihm spielen zu können, sodass er gleich mit einem "Freund" in die Gruppe gehen DARF, während Sie sich vor der Türe verabschieden. Manchmal ist der Abschiedsschmerz dann nicht mehr so groß, sobald die Mama aus dem Blickfeld des Kindes verschwunden ist.
Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 31.10.2008
Antwort auf:
Eingewöhnung Kindergarten - Sackgasse erreicht....
Hallo,
unser Kiga praktiziert auch die sanfte Eingewöhnung. Die funktioniert aber nur, wenn der zeitliche Rahmen nach hinten offen ist. Denn viele Kinder sind trennungsempfindlich und brauchen weit mehr als bloß eine Woche, um sich ohne Tränen und Angst einzugewöhnen. In der Gruppe meines Sohnes (der seit August in den Kiga geht) waren es mit ihm drei Kinder, die viel Zeit brauchten. Diese wurde ihnen auch gegeben, die Erzieherinnen haben nie gedrängt oder Bedenken geäußert. Bei allein drei Kindern hat es mehrere Wochen gedauert, bis sie wirklich ganz allein, ohne Angst und ruhig dort blieben.
Die sanfte Eingewöhnung in eine Woche zu packen, funktioniert bei kontaktfreudigen, unkomplizierten Kindern manchmal durchaus. Bei vielen ist dieser zeitliche Rahmen aber viel zu kurz gesteckt. Da Du wieder arbeiten musst, wäre es gut, wenn Du die Großeltern mit in die Eingewöhnung einbeziehen könntest. So dass diese morgens auch noch lange dabei bleiben, wenn nötig.
Besonders wichtig ist dabei, dass die Erzieherinnen besser mitziehen. Die sanfte Eingewöhnung nicht nur gut zu finden, sondern sie auch zu praktizieren, das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Die sanfte Methode verlangt Geduld, Einsatz und auch Zeit von den Erzieherinnen. Es ist nämlich keineswegs so, dass ein Kind kein Vertrauen in die Erzieherin bekommt, wenn die Mutter da ist. Es ist umgekehrt: Die Mutter sollte erst gehen, WENN das Kind eine Erzieherin als neue Bezugsperson akzeptiert. Dazu müssen die Erzieherinnen auch während die Mutter noch da ist versuchen, das Kind immer wieder ein bissel von ihr weg zu locken, zu sich und zu den anderen Kindern. Sie müssen es viel an der Hand nehmen, sich ihm zuwenden, viel mit ihm sprechen. Nur so wird die anwesende Mama langsam aber sicher "entbehrlich".
Liebe Grüße,
Mimi
Mitglied inaktiv - 30.10.2008, 20:50