Hallo Frau Ubbens, ich mache mir große Sorgen um meine 5jährige Tochter.

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Hallo Frau Ubbens, ich mache mir große Sorgen um meine 5jährige Tochter.

Ständig werde ich von ihren Erzieherinnen aus dem Kiga gefragt, was mit meiner Tochter los ist. Sie wäre so traurig, ruhig, würde nicht reden und sehr zurückhaltend. Ich weiß, dass meine Tochter sehr schüchtern ist. Deshalb machen wir jetzt auch eine Ergotherapie auf Anraten unserer Kinderärztin. Ich selber habe aber das Gefühl, dass sich meine Tochter stark unter Druck gesetzt fühlt. Jeder fragt sie, was los ist, drängt sie zum reden, macht Ihr Angst, dass sie nächstes Jahr nicht in die Schule kommt. Alles bekommt sie mit. Auf Kindergeburtstagen rufen mich die Eltern an, dass ich sie wieder abholen soll, weil sie nicht redet und auch nichts isst. Wie soll ich damit nur umgehen und wie kann ich ihr helfen. Sie tut mir so leid.

von rhs-85 am 09.05.2019, 11:13



Antwort auf: Hallo Frau Ubbens, ich mache mir große Sorgen um meine 5jährige Tochter.

Liebe rhs-85, sprechen Sie mit denen, die gerne nachfragen, warum Ihre Tochter so traurig ist und erklären, dass Sie darum bitten, dass Ihre Tochter nicht mehr darauf angesprochen wird. Auch vor dem nächsten Kindergeburtstag können Sie mit den Eltern des Geburtstagskindes sprechen und erklären, dass es ganz in Ordnung ist, wenn Ihre Tochter nicht reden und essen möchte. Ihre Tochter macht eine Ergotherapie. Warten Sie ein wenig ab. Ihre Tochter wird sicherlich noch lange Zeit schüchterner als die meisten anderen Kinder sein. Dennoch wird in der Ergotherapie das Selbstbewusstsein gestärkt und Ihre Tochter wird entsprechend zufriedener auftreten. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 10.05.2019



Antwort auf: Hallo Frau Ubbens, ich mache mir große Sorgen um meine 5jährige Tochter.

Was sagt sie selber denn dazu? Ich nehme an, du hast sie mal gefragt? Bzgl. Kindergeburtstag: will sie abgeholt werden oder interpretieren die anderen Eltern das so und lassen sie abholen. Das wäre natürlich eher fatal - weil ihr damit signalisiert wird, dass man ihre ruhige Art nicht dabei haben möchte, sie also nicht in die Gruppe passt.

von cube am 09.05.2019, 12:02



Antwort auf: Hallo Frau Ubbens, ich mache mir große Sorgen um meine 5jährige Tochter.

Hallo, meine Tochter war in diesem Alter exakt genauso. Etwas war aber bei uns anders. Ich habe nämlich immer, wenn so etwas von anderen Leuten (Erzieherinnen, Mütter) kam, im Beisein meiner Tochter gesagt: „Nein, sie ist nicht schüchtern. Sie möchte nur zuerst einmal zuschauen. Später macht sie vielleicht auch mit“, oder: „Lina ist genau richtig so, wie sie ist. Sie muss nicht mitspielen oder mitessen beim Geburtstag. Viele Kinder wollen das noch nicht, vielleicht möchte sie das beim nächsten Mal.“ Wir haben nie zugelassen, dass andere Menschen ihr irgendeinen Stempel aufdrücken, und die haben das dann auch nicht mehr gewagt, weil wir so entschieden gegengehalten haben. Vermittle Deiner Tochter, dass sie perfekt ist, genau so, wie sie ist! Weise die Aussagen Anderer freundlich zurück und korrigiere sie - und zwar so, dass Deine Tochter das mitbekommt. Das ist ganz wichtig. Sie muss nicht dem Bild und den Erwartungen entsprechen, die andere Menschen für richtig halten. Denn jedes Kind ist anders, DAS ist normal. Viele Kinder sind in diesem Alter einfach noch sehr still und scheu, das ist nicht so selten. Mach‘ Dir wegen der Schule keine Sorge. Mit Schuleintritt machen die Kinder einen großen Entwicklungssprung, das war bei uns auch so. Meine Tochter hat den Schulstart prima geschafft. Sie war zwar die ersten zwei Jahre auch hier sehr still, aber Lehrerinnen können damit gut umgehen. Sie beziehen auch die stillen Mäuse einfach mit ein, das ist kein Problem. In jeder Klasse gibt es eine gesunde Mischung: Es gibt die Selbstbewussten, es gibt die Sabbelbacken und immer auch die Stillen. Nur so als Beruhigung noch ein kleiner Langzeit-Ausblick: Meine Tochter ist inzwischen Studentin. Und gerade weil wir ihr immer vermittelt haben, dass sie wunderbar ist, so wie sie ist (und ich sie niemals aufgefordert habe, doch mal mitzuspielen oder doch mal was zu sagen usw.), ist sie heute ausgesprochen selbstbewusst und fröhlich. Sie ist nicht mehr still, sie hat einen Kreis enger Freundinnen, einen festen Freund und ist glücklich und mit sich selbst im Reinen. Erlaube nicht, dass andere Menschen bestimmen, wie Deine Tochter zu sein hat. Und mach‘ auf gar keinen Fall mit, indem Du selbst Druck aufbaust („Du musst auch mal mitmachen, wenn du eingeladen bist.“). Deine Tochter ist goldrichtig. Und sie wird sich stark entwickeln, die Kinder bleiben nicht, wie sie jetzt sind. Wir Eltern sehen die Kinder oft zu statisch und können uns nicht vorstellen, wie stark sie sich noch entwickeln, bis sie Teens sind. LG

von Banu28 am 11.05.2019, 10:25