Liebe Expertin, liebe Eltern, wir sind mit unserem Latein am Ende. Unser zweiter Sohn ist 2 Jahre und 10 Monate alt und treibt uns in den Wahnsinn. Wir wissen, dass dies die Autonomiephase ist, in der die Kleinen ihren eigenen Willen, ihre Gefühlswelt und das Zusammenspiel mit anderen entdecken. Wir wissen, dass diese Phase wichtig ist. Und wir haben in Ratgebern gelesen, dass diese Phase etwa von 2 bis 4 Jahre andauert und man den Kleinen mit besonders viel Liebe begegnen sollte. Aber wir sind oft hilflos und ratlos. Er schreit im Schlaf gefühlt 10 Mal die Nacht auf, tagsüber will er sich gar nicht mehr ausruhen, er ist permanent übermüdet. Und wir sind es auch. Er rastet bei unvorhersehbaren Kleinigkeiten aus - falsche Mütze, falscher Blick, falsche Brötchenhälfte trotz eigener Entscheidung. Es gibt Tage, da darf speziell ich als Mama ihn gar nicht anschauen, geschweige denn anfassen. Wie sollte ich ihn da trösten? Wenn ich selbst total müde bin und Kopfschmerzen habe, wie kann ich ruhig bleiben? Ich bin auch nur ein Mensch. Er haut seinen Bruder ohne Vorwarnung, er benutzt Schimpfwörter rauf und runter, er lacht sich kaputt, wenn wir schimpfen oder ihn versuchen, aus der Situation herauszunehmen. Er hat Bärenkräfte, tritt um sich bis zumindest ich ihn ziehen lassen muss. Wenn es nur tageweise Stress gäbe, würden wir das ertragen. Aber wir stecken schon seit Wochen in der unguten Mischung aus schlechten Nächten, Verzicht auf Mittagsschlaf, Wutausbrüchen, Hauen, Schimpfwörtern, Treten, Schreien, null Geduld. Es gibt Tage, an denen er gefühlt von morgens bis abends nur meckert, nölt und tobt. Seit drei Tagen läuft seine Eingewöhnung im Kindergarten. Ich gestehe, dass ich jeden Tag positiv verkaufe, innerlich aber angespannt bin, weil er schon an Tag 2 so geschrien hat, dass wir abbrechen mussten. Anfang Dezember kommt unser drittes Kind zur Welt. Uns ist bewusst, dass auch das Stress bei den beiden Jungen (und uns selbst) auslöst. Deswegen bemühen wir uns sehr, liebevoll zu sein, ihnen immer alles zu erklären, sie einzubinden, ihnen alles Neue zu zeigen. Generell halte ich uns für eigentlich ganz gute Eltern. Wir achten Wünsche und Bedürfnisse, kuscheln viel, reden viel, versuchen, beiden gerecht zu werden, kündigen Veränderungen an, erklären, sind oft draußen, basteln, lesen ... Aber ich gestehe, dass wir aktuell an unsere Grenzen stoßen und deutlich öfter schimpfen, genervt sind, bestrafen. Wo ist die Alternative? Gerade, wenn man selber auf dem Zahnfleisch geht und sich das tobende Kind durch nichts und niemanden beruhigen oder abhalten lässt? Ich bin dankbar für jeden praktikablen Hinweis. Liebe Grüße Maria
von FroggyMan am 22.10.2018, 07:55