Die Abendkatastrophe

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Die Abendkatastrophe

Guten Tag, Frau Schuster, im Grunde kommen wir gut mit unseren Kindern zurecht und sehen die meisten Probleme eher als Herausforderungen an, die wir nach kurzer Zeit immer gut meisten. Aber es gibt seit Monaten eine Ausnahme: Das Schlafengehen! Unsere Situation ist so: Unser 7jähriger Sohn hat ein eigenes Zimmer, der 5 und 3Jährige haben ein gemeinsames Zimmer. Die Zimmer befinden sich in der oberen Etage. Seit unser Ältester letztes Jahr zur Schule kam, hat er wieder Schlafstörungen. Eine gewisse Überreiztheit mit Schlafstörungen hat er schon mit auf die Welt gebracht und die einzige Zeit, wo es damit absolut keine Probleme gab, waren die letzten beiden Jahre vor der Schule, wo er einen Montessori-KiGa besuchte (vorher 2 Jahre in KiGa mit Regelpädagogik). Seit Schuleintritt ist es sehr Extrem: er findet nicht in den Schlaf und schreit dann obzöne Worte, es wird ihm zu heiß, alle Rollos müssen runter und er sagt selbst, dass er gereizt ist. Es stört ihn auch selbst sehr, aber er kann es nicht ändern. Gegen 22.00 Uhr hat er es geschafft einzuschlafen, muss aber um 6.00 Uhr wieder aufstehen, wo der Kampf dann weitergeht. Bevor er einschläft, ruft er aber eben dauernd nach uns, weil er sich Hilfe erhofft (wir wissen aber nicht wie) oder ruft eben ganz laut die hässlichen Wörter, so dass wir immer fürchten, die anderen werden wieder wach. Die Kinderärztin schiebt das Problem auf unsere Erziehung und meinte uns darin beraten zu müssen, aber ihre wertvollen Tipps (Rituale, gleicher Ablauf, Vorlesen) halten wir eh schon seit vielen Jahren ein und nützen in diesem Fall nichts. Problem Nr. 2 ist der Jüngste (3 Jahre und 2 Monate) : Meine erneute Schwangerschaft haben wir zum Anlass genommen, um endlich sein Gitter vom Bett abzubauen. Das war vor 4 Wochen und wir haben mit einigen Tagen des Austestens gerechnet. Aber jetzt wird es uns langsam zu viel, dass der Kleine immer wieder aus seinem Bett steigt und Unruhe stiftet. Er rennt lachend und jubelnd durch die obere Etage, auch in das Zimmer seines Ältesten Bruders. Leider finden seine beiden Brüder das zunächst sehr witzig und er fühlt sich bestätigt und macht weiter. Aber er macht auch dann weiter und kriecht in die Betten seiner Brüder, wenn diese es dann nicht mer witzig finden und ihre Ruhe wollen. Natürlich bringen wir ihn dauernd ins Bett zurück, aber er kommt immer wieder heraus. Dann fällt ihm ein, dass er Durst hat oder noch mal Kackern muss oder er schmeißt seinen Schnuller irgendwo hin und jammert dann laut, weil sein Schnuller fehlt. Wären die anderen Brüder nicht da, könnte man ihn in dieser Situation z.B. die logische Konsequenz spüren lassen, diese Nacht ohne den Schnuller zu verbringen, aber er macht natürlich einen Riesenterror und falls unser mittlerer Sohn schon schläft oder fast eingeschlafen ist (er zum Glück ganz ohne Probleme), können wir das Gebrülle nicht zulassen. Sowas hat er übrigens auch schon gemacht, bevor das Gitter ab war. Meistens kehrt erst Ruhe ein, wenn auch wir endlich schlafen gehen. Leider bleibt damit die Zweisamkeit sehr auf der Strecke und auch andere Dinge, die sich nur in Ruhe erledigen lassen, werden unter Stress erledigt oder gar nicht, was wiederum Probleme mitsichbringt. Mein Mann und ich sind zunehmend genervt von der Angelegenheit und die Beziehung leidet langsam aber sicher. Unser abendlicher Ablauf ist seit Jahren derselbe, nur die Zeiten wurden ab und an dem Alter angepasst: So essen wir Abendbrot fast immer alle zusammen. Danach werden die Kinder gewaschen/waschen sich selbst, was auch immer schon zum Problem wird, denn natürlich hat dann keiner von ihnen Lust dazu und es braucht unzählige energieraubende Aufforderungen, endlich ins Bad zu gehen. Dann gibt es eine Geschichte (wenn beide Partner da sind, sogar noch eine Extra-Geschichte für den Jüngsten), dann noch mal alle auf's Klo, einen Schluck Wasser trinken und ins Bett. Dann ein kurzes Schlaflied mit Streichelei für jeden und noch eine kurze Streichelgeschichte (ca. 30 s). Das Telefon wird in dieser Zeit ignoriert und eigentlich ist um 19.30 Uhr alles abgeschlossen... Was machen wir falsch? Wie können wir endlich wieder zu etwas Zeit für uns selbst finden? Im April 2010 kommt noch ein Kind dazu und ich würde gerne etwas Kraft vorher tanken. Es ist lang geworden und ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Mühe! LG Kalli

Mitglied inaktiv - 26.10.2009, 13:21



Antwort auf: Die Abendkatastrophe

Hallo Kalli Ihr Ältester kann meiner Meinung nach mit jeglicher Art von Druck nicht umgehen; sei es in der Schule lernen oder eben abends schlafen zu müssen. Versuchen Sie doch mal, ihn nach dem gewohnten Einschlafritual noch entspannende Musik anhören zu lassen. Vielleicht kann er auch einen wohnortnahen "Entspannungskurs für Kinder" besuchen? Entsprechende Infos und auch Kurse finden Sie, wenn Sie "Entspannungskurs für Kinder" in eine Suchmaschine im Internet eingeben. Da es für Ihren Jüngsten eine neue und ansprechende Erfahrung ist, immer wieder aus seinem Bett zu kommen und die Reaktionen seiner Geschwister und Eltern auszuprobieren, rate ich Ihnen Folgendes: Bestätigen Sie ihm, dass dieses selbstständige Raus- und Reinklettern viel Spaß macht und lassen Sie es zu einem lustigen Spiel während des abendlichen Rituals werden in der Hoffnung, dass er dann schnell das Interesse daran verlieren wird. Zusätzlich können Sie den beiden Kindern gemeinsam ebenfalls eine Entspannungs-Musik gönnen, sodass sie beschäftigt sind, bis die Augen von ganz allein zufallen. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 26.10.2009