Der Sohn meines Partners mag mich nicht. Was nun?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Der Sohn meines Partners mag mich nicht. Was nun?

Guten Tag, Es geht um folgendes. Mein Mann hat einen Sohn von fast 4 Jahren. Seit einem 3/4 Jahr besucht er uns für ein 1-2 Wochenenden im Monat. Die Situation macht mich sehr traurig. Der Junge redet, bis auf wenige Antworten auf meine Fragen, gar nicht mit mir. Sein Vater ist der einzige, der im etwas zu essen machen darf, ihn ins Bett bringen darf oder ihn anziehen darf. Eigentlich werde ich von dem Jungen Komplet ausgeschlossen. Er hängt so sehr an meinem Mann, dass dieser nicht einmal alleine die Toilette aufsuchen kann, da der Junge immer hinter ihm her läuft. Ich selbst habe leider noch keine Kinder, doch ich versuche so gut wie ich es kann und so wie ich es für richtig halte, dem Jungen etwas Gutes mit auf den Lebensweg zu geben, da es begründete Zweifel gibt, dass die Mutter ihn überhaupt erzieht. Dabei geht es um ganz einfache Dinge wie "Bitte & Danke" , jemanden zu begrüßen oder nicht einfach in der Öffentlichkeit "stiften" zu gehen. Doch immer bin ich die Böse. Bei seiner Mutter lässt er verlauten, dass ich gemein und böse wäre. Die Situation macht mich langsam sehr fertig. Ich hoffe Sie können mir einen Rat geben, wie ich die Lage verbessern kann. Vielen Dank.

von Julie2507 am 27.05.2015, 22:43



Antwort auf: Der Sohn meines Partners mag mich nicht. Was nun?

Liebe Julie2507, meine Vorrednerin hat sehr gut geantwortet, dem kann ich absolut nichts mehr hinzufügen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 29.05.2015



Antwort auf: Der Sohn meines Partners mag mich nicht. Was nun?

Hallo, ich würd' auch gern etwas dazu sagen, wenn ich darf. Der erste Schritt ist sicher, dass Du Dich in den Jungen hineinversetzt. Dann kannst Du sein Verhalten besser verstehen: Er ist von der Trennung seiner Eltern traumatisiert. Denn egal, wie normal Trennungen heute sind - am Schaden für kleine Kinder hat sich dadurch nichts geändert. Der Sohn hat seinen Papa im Alltag "verloren". Er hat auch viel Streit und Ungutes zwischen den Eltern erlebt, hat gesehen, wie die Mama vielleicht oft geweint hat usw. Jetzt kommt er zum Papa zu Besuch, wonach er sich unglaublich sehnt, weil es immer viel zu kurz ist. Er will ja eigentlich den Papa jeden Tag zu Hause bei sich haben. Und fast immer, wenn er endlich beim Papa sein darf, ist da diese andere Frau. Sie hat nichts mit ihm selbst zu tun, sie stört seine Zweierbeziehung zum Papa, sie sollte gar nicht da sein. Das ist seine Sicht. Sie richtet sich nicht gegen Dich persönlich, er würde ALLEN Frauen so begegnen. Es ist wichtig, das zu wissen, sonst nimmst Du es persönlich und bist gekränkt, obwohl das Kind gar icht Dich meint, sondern nur "die Frau", die mit dem Papa lebt - egal wer das ist. Dass Du Dir wünschst, dass er Dich mag und als wichtige Bezugsperson akzeptiert, kann man gut verstehen. Es ist auch lieb von Dir, dass Du ihm gute Dinge mit auf den Lebensweg geben willst. Er kann Dich aber im Moment noch nicht akzeptieren oder gar lieb haben. Er hat die Mama lieb. Dabei ist es egal, ob sie eine gute Mutter ist oder nicht. Jedes Kind liebt die Mutter, auch wenn sie viel falsch macht. Für Deinen "Stiefsohn" würde es sich wie ein Verrat an ihr anfühlen, wenn er Dich mag. Das kann er im Moment (noch) nicht. Wenn ich raten dürfte: Versuche zu verstehen, wie unendlich schwer die Situation für ein kleines Kind ist. Wie sehr er innerlich zerrissen und zerrieben ist von der Trennungssituation und der irritierenden Situation mit dieser neuen Frau, die jetzt mit dem Papa lebt. Wie sehr er sich wünschen muss, nicht Du, sondern die Mama wäre noch beim Papa. Dass dies nicht mehr geht, ist zwar eine Tatsache - aber er kann das noch nicht erfassen. Gib Deinem Stiefsohn viel, viel Zeit. Erwarte weder Dank noch Liebe für Deine Bemühungen. Bemühe Dich aber trotzdem. Allerdings würde ich mich bei der Erziehung sehr zurückhalten, hier bist Du vielleicht momentan etwas zu eifrig. Wenn Du versuchst, Fehler seiner Mama auszugleichen, wird er Dich noch stärker ablehnen. Er will nicht von Dir erzogen werden, denn er hat ja eine Mama. Um das Eis zu brechen, kannst Du anders vorgehen: Bitte ihn einfach oft um Hilfe und beziehe ihn im Haushalt und Alltag mit ein. Kleine Kinder helfen gern mit, das macht sie stolz. Frage ihn z. B.: "Sag mal, ich habe gesehen, du bist schon so geschickt. Kannst Du diese Banane in Scheiben schneiden?" Ich würde mich außerdem für die Dinge interessieren, die IHN interessieren ("Was baust du denn am liebsten aus Lego Duplo, zeigst du mir mal, wie das geht?") und ihn viel fragen ("Was meinst du, ist das lecker so? Oder sollten wir noch etwas mehr Zucker dran tun?"). Alle Menschen, egal ob klein oder groß, lieben es, wenn jemand sich wirklich für sie interessiert und sie mit einbezieht. So kann er allmählich Vertrauen fassen. Es wird sicher dauern, und Du brauchst Geduld. Hier geht es eher um Jahre als um Monate, aber gibt nicht auf. Sei nicht zu übermotiviert in Sachen Erziehung und Kontaktaufnahme, sondern sei dezent, beiläufig, gelassen. Ihn und seine Gefühle ernst und wichtig zu nehmen und sich für seine Welt zu interessieren, wird Dir aber irgendwann einen Zugang zu ihm verschaffen, wirst sehen. LG

von Mijou am 28.05.2015, 10:29