Frage: Chaotischer 12 Jähriger

Kurz zum Charakter meines Sohnes,12 Jahre, Bilinguale Realschule. 6. Klasse. Durchschnitts Schüler. Er war schon immer chaotisch. Das Zimmer muss er fast tägl. aufräumen, da er innerhalb von Minuten ein riesiges Chaos verursacht . Hausaufgaben machen ohne ein Chaos zu verursachen ist fast unmöglich. Seine Lehrer sprachen uns schon auf sein Chaos an, dass sein Platz eine Katastrophe wäre und er sich damit selbst schadet.Unkonzentriert. Video Spiele darf er nur in den Ferien spielen. Nun zu unserem Problem. Er verliert alle paar Wochen den kompletten Inhalt seines Schulmäppchens. Und damit meine ich, das nur noch höchstens 2 Buntstifte, der Füller, und 2 Filzstifte drin sind. Alles andere ist weg! Spitzer, Restl. Buntstifte, Filzstifte, Bleistift, Radierer, Geo Dreieck, Kleber, Schere...alles weg. Ca. Alle 4- 12 Wochen. Darauf angesprochen kann er es nicht erklären. Egal ist es ihm scheinbar auch nicht, da er mit den Tränen kämpft. Auf die Frage, ob er bestohlen wird, verneint er. Das glaube ich ihm auch. Aber wo sind die Sachen? Er ersetzt die fehlenden Sachen seit der Grundschule selbst, da wir uns weigern seine Schludrigkeit zu finanzieren. Das geht ins Geld...25€ alle paar Wochen. Er hat schon Schulden bei uns, da er soviel Geld gar nicht ansparen kann. Sein Taschengeld wird eingezogen. Traurig. Und belastend für uns alle. Wir wissen nicht mehr weiter. Was können wir für ihn tun damit sich das endlich bessert ? Sollte ich mit ihm mal zu einem Arzt? Ist es vielleicht Psychisch?

von Rosabele am 22.05.2019, 10:12



Antwort auf: Chaotischer 12 Jähriger

Liebe Rosabele, meine Vorrednerin hat schon so toll geantwortet, da kann ich fast nichts mehr hinzufügen, außer ein paar praktischen Tipps: Ihr Sohn bekommt in Absprache mit den Lehrern einen Kasten o.ä. an seinen Platz gestellt, in den er die Dinge, die er benutzt hat reinlegen kann. So sieht es an seinem Platz nicht mehr so chaotisch aus. Am Stundenende wird er bestenfalls von den Lehrern aufgefordert, die Dinge aus dem Kasten in seine Schultasche zu packen. Bitten Sie in dieser Hinsicht die Lehrer um Mithilfe. Sortieren Sie täglich mit Ihrem Sohn die Schulsachen. Auf diese Weise fällt sofort auf, wenn der erste Stift fehlt. Bzgl. des Chaos im Zimmer legen Sie mit Ihrem Sohn einen Tag in der Woche fest, an dem aufgeräumt wird. Machen Sie das Chaos an den anderen Tagen nicht zum Thema, damit es Ihren Sohn nicht so sehr belastet. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 22.05.2019



Antwort auf: Chaotischer 12 Jähriger

Stell Dir mal vor, Du möchtest einen Kuchen backen, aber irgendwas machst Du falsch und er geht nicht auf. Deine Mutter sagt: "Schau mal, der Kuchen ist nicht aufgegangen, deswegen ziehe ich Dir die Kosten für die Zutaten vom Taschengeld ab!" Aber sie sagt Dir nicht: "Versuche es doch das nächste Mal mit mehr Backpulver!" Habt Ihr ihm jemals GEHOLFEN? Ihm erklärt, was man tun kann, um den Verlust von Stiften zu vermeiden? Mit ihm gemeinsam überlegt, was schief gegangen ist, und wie man das in Zukunft besser machen kann? Konstruktiv, ohne Vorhaltungen? Ich vermute, der Junge hat inzwischen resigniert. Er kann auf sein Zeug nicht aufpassen, Strafe (im Form von Taschengeldentzug) bekommt er eh, ändern kann er es nicht, weil er nicht weiß, wie - was soll er also noch tun als mit seiner Unfähigkeit und den daraus resultierenden Strafen leben? Setzt Euch doch mal gemeinsam hin und überlegt, WIE er es besser machen kann. Zieht gerne auch die Lehrer ins Boot. Gibt es einen Ort, wo er die Sachen sicher lagern kann? Können die Lehrer ihn wenigstens einmal täglich daran erinnern, sein Zeug durchzuschauen? Hat er einen guten (halbwegs ordentlichen) Kumpel in der Schule? Vielleicht kann der ihn ein wenig unter die Fittiche nehmen. Fangt klein an: Als ersten Schritt achtet er zum Beispiel besonders auf das Geodreieck! Und freut Euch mit ihm, wenn das Geodreieck diesmal erst nach fünf Wochen verschütt geht und nicht schon nach vier. Feiert das mit einem Eis! Ganz wichtig: Ihr sollt ihm helfen, aber er soll die Ideen entwickeln und natürlich auch umsetzen. Er muß für sich schauen, was bei ihm hilft. Das kann ein paar Rückschläge bedeuten. Vielleicht hat er eine ganz tolle Idee, wie er sich besser organisieren kann - und die nützt genau gar nix. Das ist okay, und dabei solltet Ihr ihn auch auffangen. Ich empfehle gerne das Optimind-Konzept. Das ist für ADS'ler entwickelt worden, aber es hilft auch anderen Chaoten. Es geht viel um Alltagsorganisation, Konzentrationstraining (und zwar nicht abstrakt mit Kreuzworträtseln oder so, sondern ganz konkret im "echten" Leben) und ähnliche Dinge. Google mal danach.

von Strudelteigteilchen am 22.05.2019, 18:09