"Blossstellen" durch Erzieherinnen/Leitung der Kinder?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: "Blossstellen" durch Erzieherinnen/Leitung der Kinder?

Hallo Frau Schuster, ich möchte Sie um Ihre Einschätzung als Pädagogin im Hinblick auf folgende Situation(en) bitten: Mein Sohn (4 J. 3 M.) geht seit 3 Jahren in die gleiche Kita, seit dem letzten Jahr besucht er dort eine andere Gruppe (die für die älteren Kinder). Schon immer wurden und werden von der Leitung, die dort auch in der Betreuung mitwirkt, Bemerkungen vor den Kindern gemacht. Ein Beispiel: Vor einigen Tagen sprach die Leitung mich darauf an, dass mein Sohn häufig stolpere und hinfalle und wir mal entsprechende Untersuchungen bzw. Ergotherapie ins Auge fassen sollten, da er auch häufiger fällt als andere. Dies alles sagte sie im Beisein meines Sohnes! Noch ein Beispiel: Heute bat ich sie dafür zu sorgen, dass, wenn die Kinder nach draußen gehen, die neuen Winterschuhe meines Sohnes nochmals von den Erzieherinnen auf gutes Sitzen überprüft werden, da mein Sohn die Klettverschlüsse oft nicht richtig festzieht und die Schuhe dann nicht fest sitzen (dann stolpert er wieder etc.). Daraufhin erwiderte sie, dass mein Sohn sich sowieso nicht alleine anziehen würde und die Erzieherinnen immer helfen bzw. komplett übernehmen müssten, da er sich lieber auf den Boden legen würde. Auch wieder alles im Beisein meines Sohnes. Da er mich ganz unsicher ansah bemerkte ich nur, dass wir zu Hause keine Probleme hätten und er das dort ganz toll selbst machen würde (stimmt nicht immer, aber ich wollte ihm einfach helfen). Ein weiteres Beispiel: Ebenfalls heute, direkt nach der „Anzieh-Geschichte“, verabschiedete ich meinen Sohn wie üblich (ich bringe ihn zur Gruppentür, komme von außen ans Fenster, welches er bzw. die Erzieherin dann aufmacht, gebe ihm noch ein Küsschen und dann guckt er, wie mein Auto wegfährt und wir rufen beide noch „Tschüss“). Ich gebe zu, dass dieses Ritual lang und evtl. auch ungünstig ist, aber so kennt er es (und die Erzieherinnen). Heute hat die Leiterin das Fenster jedoch direkt nach dem Öffnen wieder geschlossen und er fing an zu weinen (weil er so mein „Tschüss“ aus dem Auto nicht mehr gehört hätte). Daraufhin öffnete sie das Fenster wieder mit den geseufzten Worten „Och Finny“. Dann zog sie meinen weinenden Sohn von mir fort und meinte zu mir, er sei so unsicher, weil ich immer so inkonsequent sei. Natürlich auch vor ihm. Jetzt frage ich mich: Ist er unsicher bzw. so anhänglich, weil ICH ihn tatsächlich verunsichere durch mein Verhalten oder ist er es, weil von seitens der KITA vor den Kindern auch sensible Themen angesprochen werden bzw. das Ritual durch die Leitung „unterbrochen“ wurde. Ich gebe zu, dass mein Sohn sensibel ist und auch schnell weint, wenn ein Ritual anders verläuft bzw. etwas nicht so läuft, wie er es kennt (oder manchmal sich auch wünscht). Und manchmal bin ich auch nicht konsequent (weil ich bei der Verabschiedung z. B. noch mal kurz zurückkomme, wenn er weint, und ihn dann auch tröste, weil er sich dann meist beruhigt. Wenn er sich in das Weinen reinsteigert, bin ich damit einverstanden, wenn die Erzieherin ihn nimmt und ich gehe, um das ganze nicht noch zu steigern, aber eben nur dann). Mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken was dort vor den Kindern alles gesagt wird, was wir Eltern gar nicht mitbekommen… Ich wäre für Ihre fachkundige Meinung sehr dankbar. Vielen Dank und viele Grüße!

von Nachtengel am 08.11.2011, 10:55



Antwort auf: "Blossstellen" durch Erzieherinnen/Leitung der Kinder?

Hallo Nachtengel Auch wenn Ihr Verhalten gegenüber Ihrem Sohn eben das Verhalten einer liebenden Mama und nicht immer "professionell" ist, ist es noch lange kein Grund für die ErzieherInnen die Schwächen Ihres Sohnes und scheinbar auch Ihre Schwächen vor der "versammelten Mannschaft" bloßzustellen. Dieses Bloßstellen lässt Ihren Sohn eher noch schwächer, bzw. unsicherer, sensibler werden, statt ihn mit Ermutigung zu stärken wie: "Schau mal, du bist jetzt in der großen Gruppe und schon 4 Jahre;da brauchst du der Mama gar nicht mehr noch durch's Fenster ein Tschüss zuzurufen sondern kannst sie wie die anderen Kinder an der Gruppentür mit einem Kuss oder einem Tschüss verabschieden!" Hören Sie diesen Satz gleich mit, wird sich die Verabschiedung für Sie Beide gleich verkürzen. :-) Schwächen wie Unselbstständigkeit usw. gehören allein in ein Elterngespräch und sollte nicht vor einem Kind besprochen werden! Dazu empfehle ich Ihnen im eigenen Interesse einmal, eim Kinderarzt die Sehfähigkeit Ihres Sohnes überprüfen zu lassen. Vielleicht ist er auf Grund einer Sehschwäche recht unsicher und stolpert hin und wieder? Zuhause kennt er "jeden Winkel", sodass eine Unsicherheit vermutlich gar nicht auffallen würde.- Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 08.11.2011